Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1877
- S.7
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Sprungtuches bediente. Während dieser Zeit wagte der Oberkom‐
mandant die Bitte, Sr. k. Hoheit das Modell der Schubleiter des
III. Zuges unterbreiten zu dürfen, was auch huldreichst gewährt
wurde. Die Leiter selbst wurde nun vorgeführt, vom Führer in
allen Wendungen exerzirt und zu ihrer vollen Höhe von 60 Fuß
freistehend aufgezogen. Der wackere Führer bestieg sie und machte
in seiner Freude am letzten Sprossen die Fahne, wobei die
Leiter nicht um Handbreite schwankte. Während dieser Vorführung
hatten alle 12 Rohrführer in Linie sich aufgestellt und präsentirten
mit ihren mächtigen Wasserstrahlen, worauf mit klingendem Spiele
das Defilé stattfand. Die ganze Uebung nahm 30 Minuten in
Anspruch und wurde zur Zufriedenheit Sr. k. k. Hoheit und des
anwesenden Gemeinderaths sowie zur Ehre des Körpers ausgeführt.
Am 29. Sept. hielten die Mitglieder bei Enthüllung des Ru‐
dolfs=Brunnens die Ordnung am Margarethenplatz unter nicht zu
beschreibenden Mühen und bei Eröffnung des Schießens am Schieß‐
standsplatz aufrecht. Nachmittags gegen 3 Uhr überreichten durch Ver‐
anlassung Sr. Exzellenz des Herrn Statthalters Grafen Taaffe der
Oberkommandant, der Schriftwart Klemm und der Erfinder Georg
Lang Sr. k. Hoheit in der Hofburg das Modell, welches auch über
ausgedrückten Wunsch des Kronprinzen vom Erfinder sogleich exer‐
zirt wurde und von Sr. k. Hoheit eigenhändig mit einem Brillant‐
ring, der die Namens=Chiffre desselben auf blauem Grunde trug,
beschenkt wurde. Abends hielten die Mitglieder, während des Feuer‐
werks am Rennplatz die Ordnung in musterhafter Weise aufrecht,
worauf die Thätigkeit des Körpers in diesen unvergeßlichen Tagen
ihr Ende erreicht hatte.
Am 5. Oktober. Kommandantschafts=Sitzung.
Am 7. Oktober. 20jähriges Stiftungsfest.
Um den Bewohnern der Stadt unsern Festgruß zu entbieten,
zog die Feuerwehr=Musik Morgens durch die Stadt, frohe Weisen
und Märsche spielend.
Vormittags 9 Uhr war Versammlung und Begrüßung in den
Bräuerei=Lokalitäten von Summerer & Soyer, wo im trauten Bei‐
sammensein manches ernste und komische, längst vergangene Ereig‐
niß zur Sprache kam. Gegen 11 Uhr lichteten sich die Räume,
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denn Punkt 11 Uhr war laut Programm eine Gesammtübung am
Hauptzollamts=Gebäude. Am Rennplatz, in Marschlinie angekom‐
men, wurde mit Hornsignal Halt und aus den Geräthen geblasen.
Se. Exzellenz der Herr Statthalter, der Herr Landeshauptmann,
Herr Hofrath v. Barth, der Gemeinderath und verschiedene aus‐
wärtige Feuerwehrmänner, welche die landwirthschaftliche Ausstellung
besuchten, waren zugegen. Alle Geräthe wurden besichtigt und vom
Oberkommandanten erklärt. Nach Beendigung der Beschau wurde
in die Geräthe und zum Angriff geblasen. Wie durch eine Zauber‐
macht, war die schnurgerade Marschlinie verschwunden und rasselnd
fuhren die Geräthe durcheinander, um in wenigen Minuten, bis
zum Dachfirsten geleitet, die mächtigen Wasserstrahlen dem fingirten
Feuerheerde zuzuwenden. Nach kurzer Zeit wurde zum Rückzuge
geblasen, um wie herkömmlich mit den 12 Wasserstrahlen den
werthen Gästen zu präsentiren.
Abends hatten wir in den Redouten=Lokalitäten Festversamm‐
lung. Se. Erzellenz der Herr Statthalter und der Herr Landes‐
hauptmann beehrten die Festversammlung, Herr Bürgermeister Dr.
Dinter ließ sich durch den Herrn Vizebürgermeister Schumacher
vertreten und zeigte dieses der Versammlung durch eine eigene Zu‐
schrift an. Unter den Ehrengästen bemer kte man vorzüglich Herrn
Altbürgermeister Dr. Tschurtschenthaler, Herrn Hofrath Ritter von
Barth, Handelskammer=Präsidenten Herrn Rudolf Rhomberg, Herrn
Hauptmann Anderlan, Herrn Turnlehrer Thurner, viele ehemalige
Mitglieder der Feuerwehr, dann Herrn Bürgermeister Dr Stolz
aus Hall, Herrn Postmeister Stubmayer von Imst. Das ganze
Orchester der Regiments=Kapelle Baron Maroicic Nr. 7 spielte mit
gewohnter Bravour während der Pausen, welche die Zeit zwischen
Reden und Toasten ausfüllten. Oberkommandant Melzer begrüßte
die hohen Gäste und zahlreich versammelten Mitglieder. Herr Vize‐
Bürgermeister Schumacher brachte der Feuerwehr den Dank der
Stadt. Se. Erzellenz Graf Taaffe sprach die kaiserl. Anerkennung
für den Empfang des durchlauchtigsten Kronprinzen bei den Feier‐
lichkeiten der Enthüllung des Rudolfs=Brunnens aus, von welcher
Anerkennung auch ihr Theil für die Feuerwehr entfalle, die bereits
so populär sei, daß sie ganz unbedenklich selbst Polizei machen dürfe.