Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
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Gesamter Text dieser Seite:
versitätsstraße) je zwei Wächter stellen, die auf jedes Feuerzeichen sorglich achteten.
Brach jenseits der Innbrücke, in der „Anbruggen“, ein Brand aus, so wurde der Höttin-
ger Bach herangezogen und durch die Flöttinger Gasse zum Brandherd geleitet.
Die Instandhaltung der Kamine bzw. ihre Reinigung von feuergefährlichem
Ruß wurde strengstens anbefohlen, ständige Feuerbeschau suchte die schlimmsten Ge‐
fahrenherde auszuschalten. Diese Aufgabe fiel eigens dazu bestellten Kaminkehrern zu,
denen die Hausbesitzer alle nötige Beihilfe leisten sollten. Jedes Haus mußte eine ent‐
sprechende Anzahl von ledernen Wasserkübeln, Feuerhaken usw. bereithalten, auf den
offenen Herden und beim „Sechtein“ (Aschenlaugekochen zu Waschzwecken) durfte
nur bei Tag und mit größter Vorsicht gearbeitet werden.
An hohen Dächern mußten sogenannte Feuergänge mit gefüllten Wasserbottichen
angebracht werden, man kann sie da und dort heute noch an alten Bauten sehen. In der
Innsbrucker Altstadt wurden die meisten Häuser mit schützenden Mantelmauern ver‐
sehen, die über die Dächer hinausragten; ihnen war es wohl hauptsächlich zu verdanken,
daß Alt-Innsbruck vom 15. Jahrhundert an von verheerenden Großbränden verschont
geblieben ist.
Solche und ähnliche Vorkehrungen mußten jahrhundertelang genügen, um unsere
Stadt vor dem Schlimmsten zu bewahren. Schon 1643 verfertigte der Messerschmied
Jakob Senner fünf allerdings wenig verwendbare Feuerspritzen. Den ersten bedeuten‐
den Fortschritt in der Feuerbekämpfung brachte die Feuerordnung von 1683, denn sie
verwies zum erstenmal auf die Anschaffung einer großen Feuerspritze, die nach
dem Muster reichsdeutscher Städte auf Rädern oder Schleifen zum Brandplatz heran‐
gebracht werden konnte. Die erste Feuerspritze in Innsbruck dürfte wohl bald nach‐
her angeschafft worden sein, urkundlich ist ihr Gebrauch erst im Jahre 1701 erwähnt.
Zu jener Zeit mußten, um jeder Gefahr im vollbesetzten Flaus zu begegnen, vor dem
Theatergebäude (heute Dogana-Ruine) während der Vorstellungen zwei Feuerspritzen
einsatzbereit stehen, während im Inneren des Komödienhauses sechs Handspritzen
bereitstanden.
Denn Feuersnot bedrohte nach wie vor die Stadt am Inn. 1534 am 9. Juni war ein
Brand in der Landesfürstlichen Burg ausgebrochen, der den Goldenen Saal und die Para-
deisstuben neben dem Wappenturm zerstörte und die F"amilie des Königs Ferdinand zu
schleunigster Flucht zwang.
Am Palmsonntag 1620 brach im Gasthaus „Krone“ ober dem Georgentor in der
Vorstadt Feuer aus, das auf das Servitenkloster und die fürstliche Plattnerei (heute
Landhaus) Übergriff und das ganze angrenzende Gebiet in Asche legte. Der die Platt‐
nerei krönende Turm mußte wegen Einsturzgefahr abgebrochen werden.
Durch die Explosion der Pulvermühle an der Sill in der Kohlstatt (heute Dreiheili‐
gen) entstand am 17. April 1636 ein furchtbares Brandunglück. Der herrschende Südwind
trieb die Feuergarben gegen den Hofgarten, sie erfaßten die erzfürstliche Residenz
„Ruhelust“, die Erzherzog Ferdinand II. erbaut und mit kostbaren Kunstschätzen aus‐
gestattet hatte und in der die Landesregentin Erzherzogin Claudia mit ihren Kindern
wohnte. In kürzester Zeit wurde die „Ruhelust“ mit der gesamten Einrichtung ein Raub
der Flammen; die Fürstin konnte nur mit Mühe sich, ihre Kinder und den Sarg mit dem
Leichnam ihres Gemahls Erzherzog Leopold, der in der angrenzenden Leopoldskapelle
stand, retten. Dann raste das Feuer gegen Norden, äscherte das Löwenhaus mit den darin
befindlichen Raubtieren ein und vernichtete sogar am Innufer die Schiffshütte mit dem
fürstlichen Leibschiff.
In der Kirschentalgasse der Vorstadt Mariahilf loderten am Sonntag, den 28. April
1641, während die Bewohner die Frühmesse anhörten, Flammen auf, die sich so schnell
Der Brand der erzfürstlichen Residenz „Ruhelast“ am 17. April 1636
Nach einem zeitgenössischen Gemälde im Tiroler Landesmuseum
ausbreiteten, daß zehn Häuser Ruinen wurden und auch Menschen und Haustiere
verbrannten.
Ein Jahrhundert nach der großen Katastrophe von 1636 wurde die quer über den
Rennweg neuerbaute, größtenteils hölzerne Ruhelust zwischen dem Hofgarten und
der Hofburg am 25. März 1728 neuerdings ein Raub des entfesselten Elementes. Das
Feuer brach so rasch aus, daß die Bewohner nur mit Mühe das nackte Leben retten konn‐
ten; die ganze kostbare Einrichtung, auch das Hofsilber, wurde vernichtet. Die alte
Hofburg sowie die erst neuerbaute St.-Jakobs-Pfarrkirche waren in größter Gefahr,
zumal die Brandbekämpfung in der Verwirrung nicht voll einsetzen konnte. Die Lösch‐
mannschaften kamen zu spät, die große Feuerspritze versagte nach kurzer Zeit, die
kleineren Spritzen erreichten die Dächer nicht, so daß die Innsbrucker froh sein konn‐
ten, daß der Brand nicht noch weitergriff.
Diese und manch andere schwere Heimsuchung durch das Feuer hatten die wei‐
tere Ausgestaltung und Verbesserung der Brandbekämpfung in Innsbruck zur Folge,
neue Feuerordnungen wurden erlassen und ihre Einhaltung immer strenger überwacht.
Die Vorteile der Feuerspritzen setzten sich mehr und mehr durch; schon Mitte des
18. Jahrhunderts erklärte sich die Regierung bereit, drei große und zwei kleine Spritzen
anzuschaffen, falls die Stadtverwaltung sich ebenfalls dazu entschließe. Als Aufbewah-
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