Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
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Gesamter Text dieser Seite:
rungsstätten für die Spritzen und übrigen Feuerlöschgeräte dienten der alte Hof im
Regierungsgebäude (Goldenes Dachl), das Städtische Bauamt am Innrain, die Reitschule
am Rennweg und das Stadtspital am Marktgraben.
Feuerbeschauen wurden regelmäßig durchgeführt, auch ordnete die Stadt periodi‐
sche Übungen im Feuerlöschwesen an. Seit 1784 standen in der Stadt Innsbruck Feuer‐
spritzen „mit beständigem Stoße“, wohl eine Art Windkessel, in Gebrauch. Ofen-
tiirchen in Zimmern und Stuben wurden verboten und nur in Hausgängen geduldet,
Strohdächer waren untersagt, Schindeldächer blieben aber weiterhin mangels anderen
Deckmaterials üblich. Besonders wurde darauf geachtet, daß die neuerbauten Häuser
mit Mantelmauern versehen waren, auf den Feuergängen der Dächer mußten wasser‐
gefüllte Bottiche aufgestellt werden, über den offenen Herden fing ein Rauchmantel
die Glut auf, Kamine sollten fünf Schuh über die Dächer reichen usw. Bewegliche
eiserne Fleizöfen durften nur mit Bewilligung der Behörde in Gebrauch genommen
werden, krumme Ofenröhren, sogenannte Ofenknie, nur mit größter Vorsicht verwen‐
det werden. Um das Einfrieren der Spritzen im Winter zu vermeiden, erhielten die
Brauereien der Stadt den Auftrag, im Brandfall sofort in den riesigen Sudpfannen
Wasser zu erwärmen und es in großen Fässern an die Brandstelle zu bringen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verdichteten sich die behördlichen Vorkehrungen
zum Schutz gegen Feuergefahr. 1826 erließ das Gubernium, die damalige Landes‐
regierung, eine Verordnung, die besonders die Innsbrucker Kaufmannschaft in den
Lösch- und Rettungsdienst eingliederte. Es wurde eine eigene Rettungsabteilung gebil‐
det, zu der auch die beiden Ärzte des Stadtphysikates und das Gremium der Wund‐
ärzte gehörten.
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts war das Innsbrucker Löschwesen schon
neuzeitlich organisiert. Das Direktorium des Löschdienstes bestand aus dem Landes‐
baudirektor, einem Ingenieur, dem Bürgermeister, einem städtischen Bau-Inspizienten,
dem Polizeidirektor, einem Polizeikommissär, dem Militärkommandanten und dem
Genie-Major. Diese alle waren berechtigt, das Kommando zu führen, ihnen allen mußte
Folge geleistet werden.
Anläßlich einer diesbezüglichen Besprechung im Polizeidirektionsgebäude erklärte
unser Gründer Franz Thurner, er kenne auf dem Brandplatze nur einen Kommandan‐
ten. Zuerst trat das Militär auf seine Seite, dann die Polizei, schließlich zuletzt, und
zwar sehr ungerne, die Baudirektion. Damit war der neugegründeten Feuerwehr im
Brandfalle das Eingreifen nach eigenem Ermessen ermöglicht.
Die Stadt verfügte über fünf große Feuerspritzen und vier kleine Tragspritzen,
zu deren Kommando und Bedienung die Innsbrucker Gewerbetreibenden bestimmt wur‐
den. Außerdem standen 50 Feuerleitern und 23 Feuerhaken einsatzbereit.
Zur Rettungsabteilung gehörten ein eigener Wagen mit drei „unverbrennbaren“
Kleidern und drei Rettungsleitern; sie war der Vorläufer der späteren Rettungsabtei‐
lung der Freiwilligen Feuerwehr.
Es war also schon ein stattlicher, vielgliedriger Körper, der um 1850 unsere Stadt
vor Feuersgefahren zu schützen Pflicht und Aufgabe hatte. Der Boden war bereitet zur
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck, die bald
darauf ihre segensreiche, nun auf ein Jahrhundert zurückreichende Tätigkeit begann.
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Die Berg-Isel-Scblacht am 13. August 1809 mit brennenden Gehöften
Ausschnitt aus dem Aquarell von Jakob Placidus Altmutter — Original im Tiroler Landesmuseum
Wie es zur Gründung der Innsbrucker Feuerwehr kam
^Fie jede große gemeinnützige Einrichtung auf die Tatkraft und Initiative einer
schöpferischen Persönlichkeit zurückzuführen ist, so auch das Entstehen der Freiwilligen
Feuerwehr Innsbruck.
Die Keimzelle der Feuerwehren Mitteleuropas im 19. Jahrhundert war das Tur‐
nen, von Friedrich Ludwig Jahn zur Ertüchtigung des deutschen Volkes schon zur Zeit
der Befreiungskriege vor 1813 begründet. Aus den Reihen der" Tufner kamen die ersten
Steiger, kräftige, kühne, junge Männer, die in Stunden der Gefahr ihr Leben für den
Nächsten und sein Flab und Gut einzusetzen bereit waren.
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Für .Innsbruck erstand in
FRANZTHURNER
ein Mann, der sowohl das Turnen wie das Feuerwehrwesen in der Landeshauptstadt,
vorbildlich für das ganze Land, vorbereitete und organisierte. Als Sohn eines Seiler-
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