Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung

Jg.100_

- S.32

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Diese Ausgabe – 100_jahre_feuerwehr
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Die kommende unruhevolle Zeit setzte all diesen Bestrebungen zunächst ein Ende.
Immer wieder bedrohte der Feind die Grenzen unseres Landes und fiel in unsere Täler
ein. Die Bauern formierten sich zu Schützenkompanien, die Sorge um Haus und Hof
ihren Weibern überlassend. Kassen und Archive waren zur Verlagerung vorbereitet.
Wer hätte in diesen schlimmen Zeiten es gewagt, Neuerungen einzuführen, für welche
das Volk noch nicht reif war und die eine große organisatorische Vorarbeit erfordert
hätten?
Im Jahre 1806 fiel das ganze Land Tirol an Bayern. Dort gab es schon einige
Brandassekuranzen. Da endlich entschlossen sich so manche Tiroler, ihre Häuser dort
anzumelden, und lernten so das erstemal den Wert der Versicherung und den Vorteil
derselben gegenüber der freiwilligen Hilfe, die in diesen unruhigen Tagen nur selten zu
erhoffen war, kennen. Im Kampfgetümmel des Jahres 1809 gingen diese Ansätze der
Versicherung wieder unter. Tirols Widerstand gegen die neue Herrschaft war vergeblich
gewesen. Das Land wurde zerrissen, die südlichen Teile kamen zu Italien und Illyrien,
der sogenannte Innkreis zu Bayern.
Der bayrische König Maximilian Josef befaßte sich autoritär mit dem Versiche‐
rungswesen, löste die bestehenden Assekuranzen auf und schuf durch das Patent vom
23. Jänner 1811 eine einzige Brandversicherungsanstalt für ganz Bayern unter staat‐
lichem Polizeiregime. Bis zum Jahre 1814 wuchs deren Versicherungssumme für Nord‐
tirol (den sogenannten Innkreis) auf über fünf Millionen Gulden an.
Durch die Wiedervereinigung Tirols mit Österreich trat auf lange Zeit ein völliger
Stillstand im Versicherungsschutze ein, da der Versicherungsbestand in Nordtirol und
Vorarlberg von der bayrischen Anstalt abgetrennt wurde.
Aber der Versicherungsgedanke war doch nicht ganz erstorben. Vom lahre 1820
an erfolgten verschiedene Versuche, Entwürfe und Anregungen der Tiroler Landstände
zur Schaffung einer wechselseitigen Brandversicherungsanstalt unter Leitung und Ver‐
waltung der Stände. Aber erst im Februar 1825 begann die schließlich gegründete Tiro-
lisch-vorarlbergische Feuer-Versicherungsanstalt, wie ihr
Titel damals lautete, ihre Tätigkeit.
Zur Jahrhundertwende umfaßte der Versicherungsbestand dieser Landesanstalt
rund 160.000 Gebäude- und 50.000 Mobilienversicherungen. Bis dorthin waren von der
Anstalt über 20,000.000 Friedenskronen an Brandentschädigungen geleistet worden.
Der Zusammenbruch nach dem ersten Weltkrieg brachte den Verlust der Ver‐
sicherten Südtirols. Im Jahre 1927 erfolgte die Übertragung des Vorarlberger Ver‐
sicherungsstockes an die dort inzwischen neu gegründete Vorarlberger Landes-Feuer-
versicherungs-Anstalt.
Die Stürme des zweiten Weltkrieges und die Schwierigkeiten der Nachkriegszeit
wurden von der Landesanstalt überwunden, so daß sie heute wiederum als führende
Anstalt Tirols einen festen und starken Rückhalt der Tiroler Bevölkerung im Brandfall
bildet. Außer der Landesanstalt arbeiten noch einige Versicherungsgesellschaften im
Lande.
Es gibt in Tirol wohl nur mehr sehr wenige Hausbesitzer, Landwirte und Gewerbe‐
treibende, die keine Feuerversicherung besäßen. Leider bestehen aber immer noch be‐
deutende Unterversicherungen, und die Versicherung der Wohnungseinrichtung ist nicht
immer voll durchgedrungen. Einzelne bäuerliche Naturalvereine wirken in gewissen
Orten, doch können die Leistungen dieser kleinen Vereinigungen kaum als wirklich
schadendeckende Faktoren gewertet werden, sondern nur als eine Ergänzung der Ver‐
sicherungszahlungen durch nachbarliche Hilfeleistung in Form von Arbeitsschichten und
Sachwerten.
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In letzter Zeit ist trotz der vorbildlichen und opfervollen Bemühungen unserer
Feuerwehren ein Ansteigen der Schadensziffern zu beobachten. Dies ist wohl hauptsäch‐
lich auf die sich immer mehr verbreitende Motorisierung und Elektrifizierung zurück‐
zuführen, ein Umstand, der immer neue und erhöhte Gefahrenquellen erschließt.
Die Brandverhütung wird deshalb sowohl von den Versicherungsanstalten als auch
von allen zuständigen Stellen, wie Landesregierung, Gerichts- und Sicherheitsbehörden,
Schulen, Innungen der Elektriker und Rauchfangkehrer, und natürlich auch besonders
von der Feuerwehr selbst als eine dringliche wirtschaftliche Notwendigkeit betrachtet.
Die Einwirkung auf den Menschen im Wege der Aufklärung in Wort, Schrift und Bild,
die entsprechend gehandhabte Aufklärung der Jugend über die Gefahren des Feuers,
der Elektrizität und explosiver Stoffe wird durch geeignete Maßnahmen gefördert. Den
vom Objekt her stammenden Gefahrenquellen wird durch Unterstützung der Feuer‐
beschau durch geeignete Sachverständige (speziell aus dem Elektrofach) entgegenzuwir‐
ken versucht. Messungen der Heustocktemperaturen durch Heusonden, Beratungen in
feuertechnischer Hinsicht sowie gründliche Untersuchungen der Brandursachen und die
Auswertung genauer statistischer Unterlagen sollen dazu beitragen, der Feuerwehr in‐
sofern vorzuarbeiten, daß bereits der Ausbruch so manchen Schadenfeuers von vorn‐
herein verhindert wird.
Alle diese Bestrebungen, die als wertvolle Ergänzung des Versicherungsschutzes zu
gelten haben, finden ihre Zusammenfassung in der Tiroler Landes ko mmis-
sion für Brandverhütung, deren ausübendes Organ die Tiroler Landes‐
stelle für Brandverhütung darstellt.
Der beste Dank, der seitens der Versicherung unseren braven Feuerwehrleuten
abgestattet werden kann, ist es, zu erträglichen Prämiensätzen besten Schadenersatz zu
leisten und unsere Brandverhütung nach Kräften zu fördern.
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