Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung

Jg.100_

- S.33

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Diese Ausgabe – 100_jahre_feuerwehr
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Gesamter Text dieser Seite:
Weh rmannsgeist
Der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck als Festgruß gewidmet
Was mich bewog, ja drängte mit Gewalt,
Dir, Jubelwehr, ein feierndes Gedenken
aus vollem Herzen dankbarfroh zu schenken
in solcher Zeit, die zank- und neidverkrallt —
Nicht war’s der Glanz all Deiner Segenstaten
und nicht der nie verblichne stolze Ruhm,
erwachsen Dir aus reich gestreuten Saaten
in Deiner Vaterstadt und um und um:
Der Geist der Wehr, ihr seelischer Gehalt,
Das tat mir’s an, ich dürft’ es tief ergründen.
Und was ich fand, ich muß es allen künden:
Ich aber fand, geformt von Gottes Hand,
das Menschenherz, erfüllt von jener Güte,
die ihm zu eignen sich der Schöpfer mühte
als seiner Menschenliebe Unterpfand.
Den Geist des Wehrmanns könnt’ ich nun verstehen:
Ihm gilt des Herzens göttliches Gebot!
Er will im Menschen nur den Menschen sehen,
er hilft dem Menschen, dem das Unglück droht.
Wie sonst der Nachbar dachte, wo er stand
und wer er sei — kein Wehrmann wird erst fragen.
Ein Mensch in Not heißt: helfen, Höchstes wagen!
Der W ehrmannsgeist hält Herzen schlacke frei
und klar den Blick für wahre Menschenwürde.
Nie fühlt er „Du“ als unbequeme Bürde,
nie beugt das „Ich“ ihn seiner Tyrannei.
Aus freiem Willen wird die Tat geboren,
wenn fremde Not ans Ohr des Wehrmanns dringt.
Der Menschenliebe unbedingt verschworen
wagt er die Tat, nur weil sie Elilfe bringt.
Ob Dank, ob Undank ihm beschieden sei,
nicht denkt er dran, ihn jagt ein einzig Sinnen:
die Not besiegen, ihren Raub gewinnen!
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Dem Nächsten alles, für sich selbst die Pflicht,
die Gott in jedes Menschenherz geschrieben:
Den Nächsten sollst Du wie Dich selber lieben!
Das ist der Geist, dem Wehrmannstat entspricht.
Nur dieser Geist kann sprengen jene Ketten,
die Haß und Trug den Völkern angetan.
Nur dieser Geist vermag die Welt zu retten
aus dummen Stolzes ungerechtem Wahn.
Nur dieser Geist das Eis vom Herzen bricht,
auf daß es, wieder warm, auch wieder schlage
nach seines Schöpfers Takt am Schöpfungstage.
Fürwahr, so köstlich reich ist der Gehalt
des Wehrmannsgeistes, wie ich ihn gefunden.
In diesem Geist kann eine Zeit gesunden,
und war’ sie noch so zank- und neidverkrallt.
O Jubelwehr! Wieviel in all den Jahren
hat Deine Vaterstadt, das ganze Land
aus Deinem Geiste Segenstat erfahren,
weil sich in Dir der Mensch zum Menschen fand.
Und solches Wissen drängte mit Gewalt
mich, allen, allen Deinen Geist zu künden:
Mög’ er in jedem Herzen heilsam zünden!
Karl Ongania
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