Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung

Jg.100_

- S.30

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Diese Ausgabe – 100_jahre_feuerwehr
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Dauer nicht befriedigen, und es lag der Gedanke nahe, für die Feuerwehrmänner eine
eigene Ausbildungsstätte zu schaffen.
Der zweite Weltkrieg und die enorm gestiegene Forderung nach geschulten Ab‐
wehrkräften gegen die als überaus wirksame Zerstörungswaffe erkannte und dement‐
sprechend gehandhabte Brandbombe ließ diesen Gedanken unerwartet rasch Wirk‐
lichkeit werden. So entstand im Jahre 1942 die in Baracken untergebrachte Feuerwehr‐
schule in Innsbruck-Wilten. Durch Luftangriffe schwer beschädigt, wurde diese Schule
Ende des Jahres 1943 in das östliche Mittelgebirge nach Judenstein bei Rinn verlegt.
Als Provisorium gedacht und errichtet, konnte sie wohl während des Krieges ihrer Auf‐
gabe gerecht werden, nach Kriegsende wurde jedoch der Bau einer neuen geräumigen
Schule ein dringendes Erfordernis. Nach dem Zusammenbruch war aber an eine andere
Unterbringungsmöglichkeit vorerst nicht zu denken, und so wurde allen Schwierig‐
keiten zum Trotz — es sei nur an die Frage der Verpflegung erinnert —- die alte Schule
noch im Herbst 1945 wieder in Betrieb genommen. Zuerst handelte es sich darum, Aus‐
bildungslehrgänge für Maschinisten abzuhalten, eine Forderung, die um so dringlicher
war, als kriegsbedingt die Wehren wohl mit Tragkraftspritzen ausgerüstet waren, aber
ein großer Mangel an ausgebildeter Bedienungsmannschaft herrschte.
Die für den Brandschutz im Lande verantwortlichen Männer waren sich jedoch
darüber im klaren, daß der Bau einer geeigneten Schule baldmöglichst in Angriff ge‐
nommen werden mußte, um gerade die in den Nachkriegsjahren sehr schwierige, aber
entscheidende Frage des Nachwuchses sicherzustellen.
So wurde im Jahre 1949 der Plan für die Schule erstellt und nach einer überaus
glücklichen Lösung der schwierigen Platzfrage im Sommer 1950 mit dem Bau begonnen,
der im Frühjahr 1953 — die Einweihung der Schule erfolgte am 18. April 1953 —■
seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Bereits in der Zeit der Bauperiode nach
Auflassung der Schule in Judenstein Ende 1951 wurde improvisiert in den schon er‐
stellten Nebengebäuden der neuen Schule der Unterricht aufgenommen.
Damit waren die Voraussetzungen geschaffen, um die Ausbildung der Feuerwehr‐
männer auf eine breite Basis zu stellen und die Landes-Feuerwehrschule
zum Mittelpunkt des Feuerwehrlebens in unserem Lande zu machen. Selbstverständlich
ist die wesentlichste Aufgabe einer Feuerwehrschule die Verbreitung der Brandschutz‐
lehre, und zwar sowohl die Ausbildung im gesamten Feuerwehrsektor als auch in der
Brandverhütung. Neben diesem Hauptfaktor ist aber wichtiger und verbindender
Bestandteil der gesamten Ausbildung die Pflege des Gedankengutes des Brandschutzes
insbesondere der Freiwilligen Feuerwehren und die Förderung des inneren Zusammen‐
haltes im Freiwilligen Feuerwehrwesen überhaupt. Es handelt sich ja hier nicht um
irgendeine Schule, sondern um eine Anstalt ganz besonderer Art. Hier wird nicht Fach‐
wissen vermittelt, das dem Schüler zur persönlichen Weiterbildung dient oder für ihn
die Grundlage zur Schaffung einer Existenz bildet, hier erwirbt er sich keinen Berech‐
tigungsschein, der ihm persönlich nützen könnte, sondern dieser Schulung unterzieht er
sich nur, um dem Nächsten wirklich tatkräftig helfen zu können.
Der ethische und erzieherische Wert der Feuerwehrschule, in der die Pflege
des FSemeinschaflswillens ohne Unterschied des Standes, des Alters, der Welt‐
anschauung und des politischen Denkens geübt wird, kann gerade in unserer "Zeit
gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Tirol mit seinen rund 15.000 aktiven freiwilligen Feuerwehrmännern ist in der
glücklichen Lage, daß an der Landes-Feuerwehrschule nicht nur Lehrgänge für Chargen
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und für die Spezialausbildung abgehalten werden, sondern daß auch die Grundausbil‐
dung des Feuerwehrmannes im Löschdienst gemäß der Übungsvorschrift „Die Lösch‐
gruppe“ durchgeführt werden kann. Dadurch werden die Feuerwehren auf dem Lande
von der Aufgabe der Ausbildung wesentlich entlastet, dadurch ist die Gewähr so‐
wohl für die Einheitlichkeit in der Ausbildung als auch für die Gewißheit, daß im Laufe
der Zeit jede Wehr über einen Stock von wirklich geschulten Feuerwehrmännern ver‐
fügt, gegeben. Daß dieser Gedankengang richtig ist, zeigt der Anklang, den gerade
diese Grundlehrgänge finden, und vor allem auch der Erfolg, der sich allmählich an‐
zubahnen beginnt.
Die zur Zeit bestehende jährliche Zahl der Lehrgangsteilnehmer beträgt 650 bis
750 Mann, das sind rund 4 bis 5 Prozent der Gesamtsollstärke. Durchschnittlich werden
jetzt jährlich 25 Lehrgänge mit je 24 bis 36 Lehrgangsteilnehmern abgehalten. Die Zahl
der zu diesen Lehrgängen einberufenen Feuerwehrmänner ist durch die der zur Ver‐
fügung stehenden hauptamtlichen Lehrkräfte bedingt. Die Schule beschäftigt derzeit
drei hauptamtliche Lehrkräfte, daneben werden aber auch Feuerwehrfunktionäre —
im besonderen für den theoretischen Unterricht — verpflichtet. Es ist das Bestreben der
Schulleitung, die Personalkosten möglichst niedrig zu halten und auch ehren- oder
nebenamtliche Kräfte zu verpflichten. Für Feuerbeschaulehrgänge, den Unterricht bei
Chargenlehrgängen, im besonderen auf dem Sektor Brandgefahren durch elektrischen
Strom, bauliche Mängel und allgemeine Fragen der Brandverhütung, stellt die Tiroler
Landesstelle für Brandverhütung der Schule Lehrkräfte zur Verfügung.
Die Lehrgänge werden jeweils in der Zeit von September bis Ende Mai abgehalten.
Der stärkste Andrang fällt begreiflicherweise in die ausgesprochenen Wintermonate
November bis März, doch gibt es auch noch andere Umstände, welche die Besucherzahl
schwanken lassen. Die Einberufung zu den Lehrgängen erfolgt über die Bezirks-Feuer‐
wehrkommanden. Diese erhalten jeweils eine bestimmte Anzahl von Plätzen zugeteilt,
und zwar im allgemeinen 3 bis 4 pro Lehrgang, sie schwankt je nach der Größe bzw.
nach der Sollstärke der Feuerwehren in den einzelnen Bezirken. Im August und im
Dezember werden von der Schulleitung die Lehrpläne für das jeweilige Halbjahr allen
Feuerwehren zugesandt, so daß den Kommandanten die Möglichkeit gegeben ist, ihre
Wehrmänner rechtzeitig für den im gewünschten Zeitpunkt stattfindenden Lehrgang
anzumelden.
Den Bezirks-Feuerwehrkommandanten obliegt dann die Aufgabe, die Zusammen‐
stellung der Lehrgangsteilnehmer auf Grund der zur Verfügung gestellten Plätze, der
Anmeldungen, der jahreszeitlich und beruflich bedingten Umstände usw. jeweils vor‐
zunehmen, eine Aufgabe, die viel Zeit und Mühe erfordert. Es hat sich jedoch gezeigt,
daß diese Art der Einberufung zu den Lehrgängen die zweckmäßigste ist.
Die Lehrgänge — mit Ausnahme von Speziallehrgängen, wie Feuerbeschau- und
Gerätewartlehrgänge — dauern jeweils eine Woche, beginnen mit der Anreise am
Montag und enden mit der Zeugnisverteilung am Samstagvormittag. Infolge der Festi‐
gung der organisatorischen Voraussetzungen, der Anerkennung der Feuerwehren als
Körperschaften öffentlichten Rechtes, der steten Entwicklung der Technik auf dem
Sektor der Brandbekämpfung mußten auch Vorschriften über den erfolgreichen Besuch
von Lehrgängen als Voraussetzung für die Erlangung von Dienststellungen und Dienst‐
graden innerhalb der Wehren erlassen werden.
Die Lehrgangsteilnehmer werden während der Dauer des Lehrganges kaserniert.
"Ausgang kann in der dienstfreien Zeit nur an einem Abend der Woche gewährt werden.
Es hat sich gezeigt, daß diese Maßnahme bei den Feuerwehrmännern durchaus Ver-
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