Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.Mitt
- S.4
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Gesamter Text dieser Seite:
Seite 4 Mitteilungen des Feuerwehr Landes-Verbandes für Tiroı Folge 32
verstorbenen Landes- Feuerwehrführers und Branddirektors
Sranz Innerhofer, dessen Ehrendegen dem Nachfolger Lan-
desfeuermehrführer Sailer. Der Degen if ein mertvolles
Geschenk des Oeiterr. Bundes-Seuerwehrführers Dr. Lampl.
Er knüpfte daran den Wunsch, daß der Ehrendegen in den
Bejig des jeweiligen Landes-Seuerwehrführers übergeben
solle. Weiters jtellte er die Bitte, daß die Innsbrucker
Mehrmänner auch weiterhin den „Grauen Bär“ als ihr
Heim betrachten mögen.
Branddirektor Sailer dankte der Samilte Innerhofer
im Namen des Seuermehr-Landesverbandes und fchlog den
offiziellen Teil der jchönen Seier, die von echtem Kamerad-
ichaftsgeift erfüllt mar.
Die gemütlichen Sejtjtunden wurden dur das flotte
Spiel der unter Leitung des Ebrenkapellmeijters Trdla
stehenden Seuerwehr-Mufikkapelle verjchönt.
Herbst- Haupfübung der Freiw.
Feuerwehr Innsbruck.
Am Sonntag, den 24. Oktober hielt die Freiw. Seuer-
wehr Innsbruck, gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr, die
alljährlicy zur Durchführung gelangende Gerätefchau, ver-
bunden mit der Herbit-Hauptübung ab. Einen festlichen
Anstrich erhielten diese Veranstaltungen heuer dadurch, daß
die Sreim. Feuerwehr Innsbru in diesem Jahre auf ihren
80-jährigen Bestand zurückblicken kann.
Um 9 Uhr vormittags waren sämtliche Geräte erstmals
durchwegs von allen Kompagnien automobilifiert in der
Sallmerayerstraße zur Gerätejchau aufgestellt, wo die Be-
sichtigung dur< den Herrn Bürgermeister, bzw. dessen Stell-
vertreter nach Erstattung der Meldung durch Herrn Brand-
direktor Sailer, der einen ausrückenden Stand von 257
Mann und der Musik mit 35 Mann melden konnte,
stattfand.
Sür ungefähr 9-30 Uhr war der Beginn der Haupt-
übung angesagt mit folgender Annahme:
„Um halb 10 Uhr vormittags erfolgt aus unbekannter
Ursache in der Schlosserei Kirschner, Kiebachgasse 10, ein
Zündshlag der dort vorhandenen Preßgasflajchen. Als
Solge davon bricht ein Brand aus, der fich infolge starken
Südwindes rash auf den ganzen Schloffereibetrieb, den
anliegenden Kanzleiräumen und die verschiedenen Kleinen
Zubauten ausdehnt.
Bei Eintreffen der 1. Abteilung hat fich das Feuer auh
bereits auf die Westseite des Wohnhauses Kiebachgasse 10
und auf den Dachstuhl ausgebreitet; desgleichen hat es
auch Gelegenheit, in der Schloffergafie auf die Dachgiebel
der Häuser 19 und 21 überzufpringen, deren öftlicher,
dem Brandobjekt zugekehrter Teil in Flammen ftebt.
Nachdem fich die bereits bei der Gerätejhau anme-
senden Dertreter der Aemter und Behörden, der Stadt
Innsbruck, des Divijonskommandos, der Bundespolizei-
Direktion, des Tiroler Jägerregimentes, des zivilen £uft-
Ihußes, der Tiroler SLandesbrandjcaden-Derficherungs-
anstalt, des Tiroler Samariterbundes und der Innsbrucker
Sreimilligen Rettungs-Gejellichaft, der Presse usw., zum
Uebungsplaß begeben hatten, erfolgte unter Annahme des
Großfeuers, die Alarmierung der Berufsfeuerwehr und
gleichzeitig auch sämtlicher Kompagnien.der Freiw. Seuer-
wehr Innsbruck,
Um die Arbeit der einzelnen Abteilungen genauer
beobachten zu können, wurde seitens der Uebungsleitung,
die diesmal in Händen des Branddirektor-Stellvertreters
Ing. Graff lag, veranlaßt, daß dieselben in bestimmten
Zeiträumen von ihrem Standort aus abzufahren haben.
Die Uebungsaufgabe wurde allen Kompagniekommandanten
erst nach deren Meldung am Uebungsplatz mitgeteilt. Als
erste Abteilung erschien natürlich die Berufsfeuerwehr am
Plate, die in überraschend kurzer Zeit einen Leiterangriff
und zwei Innenangriffe durchführte, davon einen Angriff mit
shweren Gasjchußgeräten. Die Aufstellung der gesamten
Feuerwehren war ungefähr in 30 Minuten beendet.
Die vorstehende Skizze zeigt die Art und Weise der
Durchführung der verschiedenen Angriffe. Von den vor-
bandenen 7 fahrbaren mechanischen Leitern konnten bei
der Brandannahme infolge der örtlichen Verhältnisse ledig-
Iih 5 Derwendung finden. Außerdem wurden mehrere
tragbare Schubleitern in Benüßung genommen, die sich
bier wieder als äußerst zweckmäßig erwiesen haben. Ins-
gesamt wurden 18 Schlauchlinien zum Teil zum. Schuß,
zum Teil als Angriff ausgelegt.
Mit Abficht wurde diesmal wieder ein jchmwieriges
Brandobjekt für die Uebung gewählt, nachdem jchließzlich
solche Uebungen unter anderem auch dazu da find, die
Schwierigkeiten der örtlichen Verhältnisse, MWafferbeichaffung
usw. Rennen und überwinden zu lernen. Die Innsbrucker
Altstadt bietet durch die Bauweise — hohe Häuser, sehr
enge, winklige Gassen — eine ganze Reihe solcher Schwierig-
keiten.
Das angenommene Brandobjekt — Schlosserei RKirsch-
ner — und die angrenzenden Gebäude find kleine ein-
bis zweistöckige Stöcklgebäude, Wohnhäuser, Lagerräume
usw. aneinnander- und ineinandergebaut mit nur wenigen,
ganz kleinen Hofräumen, umsäumt von den hohen, vier-
bis fünfstökigen IDohnhäufer in der Kiebach -, Schlosser -,
und Seilergasse.
Schon mit der Anfahrt der einzelnen Geräte ergibt -
sich für den Uebungs- bzw. Brandleiter die erste Aufgabe
insoferne, als bedacht werden muß, daß die Zufahrt frei-
bleiben und nicht durch aufgestellte oder Reservegeräte ver-
stopft werden darf. So wurde auch diesmal von vorne-
herein bei der Alarmierung jeder Abteilung der Anfahrts-
weg festgelegt und war es nur auf diese eise möglich,
die Uebung zweckmäßig durchzuführen.
Für die nicht in Verwendung genommenen Geräte
war als Aufftellungsplag der Marktplag bestimmt, mo
auch in dankensmwerter Weise die Innsbrucker Sreimillige
Rettungsgejellichaft, die fih auch an der Gerätejchau und
Vorbeifahrt beteiligte, einen Hilfsplaß errichtet hatte,
Auch mußten die nad Abpacken der Geräte nicht
mehr benötigten Sahrzeuge den Uebungsplaß verlassen
und die Straßen freigeben.
Nicht immer konnten die vom Uebungsleiter erteilten
Befehle durchgeführt werden, da fi irgendwelche Hinder-
nisse in den Meg ftellten. So 3. B. mußte ein Kompagnie-
führer melden, daß die Leiter an dem angegebenen Platß
wegen zu geringer Straßenbreite nicht aufgestellt werden
konnte. Ein weiteres Hindernis bildeten die 7% m tiefen
Vorbauten am Marktgraben, die das angelehnte Aufitellen
einer mechanischen Leiter nicht zulassen. Angriffe auf diese
Häuserfront können hier nur von innen oder unter Um-
ständen mit auf den Dorbauten aufgestellten tragbaren
Leitern durchgeführt werden. In diesem Uebungsfalle wurde
eine Shlauchlinie dur< Aufziehen auf einen Dachboden
vorgenommen.
Die IDafferverforgung ist unter normalen Verhältnissen
in Innsbruck als ausreichend zu bezeichnen. Bei der starken
Beanspruchung jedoch, wie bei dieser Uebung, wo für die
17 Rohre 8 Hydranten in engem Umkreis verwendet wurden,
würde zweifellos ein starker Druckabfall festzustellen ge-
wesen sein, weshalb teilweise eine Druckverjtärkung mit
Motoriprigen vorgesehen war. Aus Gründen des Schlauch-
sparens wurde die Uebung mit Ausnahme des ersten Außen-
Folge 32 Mitteilungen des Feuerwehr Landes-Verbandes für Tirol Seite 5
angriffes der Berufsfeuerwehr trocken abgehalten, sodaß
eine Probe auf dieses Exempel nicht durchgeführt werden
Konnte.
Nah Abschluß der Uebung fand eine Vorbeifahrt
sämtlicher Geräte unter den Klängen der Feuerwehrmusik
am Innrain vor dem Herrn Bürgermeister und den an-
wesenden Vertretern der Behörden statt.
———
Dank des Bundesministeriums
anläßlich der Luftshuzübung.
Bundesministerium
für
Landesverteidigung
122.972— £/1937.
An den
Seuerwehr-Landesverband für Tirol
in Innsbruck, Rathaus.
Das Bundesministerium für Landesverteidigung
hat aus den Berichten des 6. Divifionskommandos
entnommen, daß auc in diefem Jahre alle Seuer-
wehren des Gebietes der Luftichuß-Derdunkelungs-
Uebung am 15./16. September 1937 in Tirol in her-
vorragender Meise mitgewirkt haben, wobei besonders
auf die ausgezeichnete Tätigkeit der Berufsfeuerwehr
Innsbruck, und der Freiwilligen Feuerwehren
Innsbruck, Hall, Hötting, Shwaz, Kuf-
stein und St. Johann i. T. hingewiesen wird.
Das Bundesminifterium für £andesverteidigung
spriht aus diesem Anlaß allen beteiligten Seuer-
wehren für ihre tatkräftige Mitwirkung und ganz be-
sonders dem Landes - Seuermehrinfpektor, Herrn Ing.
Viktor Sreiherr v. Graff, für feine unermüdliche
Unterstützung besten Dank und Anerkennung aus.
Wien, am 15. Oktober 1937.
Der Staatsjekretär:
Zehner, 8.d.J.
Aenderung bes Dienftiabzeichens der
landschaftlichen Löschinspektoren.
Auf Grund des Beschlusses der Landesverbandstagung
der Seuerwehren Tirols in Kufstein am 4. und 5. Sep-
tember 1937 wurde die bisher von den landschaftlichen
Löschinspektoren Tirols getragene rote Armbinde abge-
schafft.
Die Löschinspektoren tragen nunmehr an den beiden
Breitseiten am Kragen des Dienstrokes und zwar 6 cm
hinter dem oberen Kragenrande ein 12 mm breites rotes
Börtel mit 2 Goldstreifen.
Beitritt von Stertungsabteilungen und
-Rotten in den Ziroler-Samariterbund.
.
In den „Mitteilungen“ Folge 31 wurden die Seuer-
wehren auf die vom Tiroler Feuerwehr- Landesverband
mit dem Tiroler Samariterbund abgeschlossenen Arbeits-
gemeinschaft aufmerksam gemacht,
Die Aufftellung von Rettungsabteilungen, Rettungs-
rotten und Ausbildung von Samariter und Rettungsmänner
im Sanitäts-Hilfsdienft ift besonders bei den Feuerwehren
notwendig, indem eine geschulte erste Hilfeleistung
bei Unglücksfällen und Verletzungen, besonders auf dem
Lande, wo infolge größerer Entfernung des Arztes oder
wegen dejjen momentaner beruflichen Verhinderung die
ärztliche Hilfe niht so glei einsezen kann, sowohl für
den Hilfsbedürftigen als au< für den nadträglich be-
handelnden Arzt von allergrößtem TDert ift.
Auf Grund der abgeichlofjenen Arbeitsgemeinjchaft
find alle bei den Seuermwehren Tirols bestehenden und
angemeldeten Rettungs-Sanitätsabteilungen und -Rotten
durch diefes Uebereinkommen Mitglied des Tiroler-Sama-
riterbundes geworden und find deren ärztlid) geprüfte
Samariter zum Tragen des „Roten Kreuzes“ berechtigt.
Ein Mitgliedsbeitrag an den Tiroler Samariterbund
ist bis auf weiteres nicht zu entrichten und bleiben die
bei den Seuerwehren eingeschriebenen Wehrmänner nad
wie vor Mitglied der Feuerwehr.
Der Samariterbund übernimmt die Verpflihtung für
ärztlihe Ausbildung der Sanitätsmänner in der „Ersten
Hilfeleistung bei Unglücksfällen“ nad) Möglichkeit Sorge zu
tragen und die Seuerwehren mit der nötigen Sanitäts-
ausrüftung (soweit sol
Ueberlaffung von Tragbahren, Sanitätstajhen und Der-
bandmittel zu versehen. Außerdem wird den Samaritern
Gelegenheit geboten, die jährlih in Innsbruck stattfindenden
Sanitäts - Ausbildungskurse die mit Anleitung und prak-
tishen Uebungen in der Univerfitätsklinik in Innsbruck
verbunden find, zu besuchen.
Sür Schulzmwecke und zum Ankauf von Sanitätsma-
terial erhält der Samariterbund aus dem Landesfeuer-
mehrfonde bis auf weiteres eine jährliche Beihilfe von
S 2000.—
Anforderungen find ausjhlieglih dur< das Seuer-
mwehrkommando an den Tiroler Samariterbund in Innsbruck,
Rettungsheim zu richten.
Alle dem Samariterbund angeschlossenen Rettungs-
stellen übernehmen die Derpflihtung, die gewünschten
ftatiftifchen Angaben und Tätigkeitsberihte zu dem be-
Ranntgegebenen Zeitpunkte der Leitung des Tiroler-Sama-
riterbundes zu liefern und das Rettungsmwejen betreffende
Anfragen zu erledigen.
Die erforderlichen Drucksorten für Unfallstatistik werden
nad) eingelangter Beitrittserklärung übermittelt werden.
Die den „Mitteilungen“ beiliegenden Beitrittserklä-
rungen find vom Seuerwehrkommando unterfertigt und
mit der Seuermehrftampiglie versehen dem zuständigen
Seuerwehr-Bezirksverband einzusenden, der fie gesammelt
dem Seuerwehr- Landesverbande meiterleiten wird.
Jene Feuerwehren, welche derzeit noch keine Sama-
riter- oder Rettungsrotte aufgestellt haben, werden ein-
geladen au< dem Samariterdienft ihre besondere / Auf-
merksamkeit zu widmen und die erhabenen 3iele der
Nächstenhilfe zum Wohle des Hilfsbedürftigen auszubauen
und zu fördern.
Es wird der jicheren Erwartung Ausdruck gegeben,
daß die gegründete Arbeitsgemeinfchaft fich zum Nußen des
tiroliihen Rettungsmejen in den Seuerwehren förderlich
erweisen und damit auch zu deren Ansehen beitragen wird,