Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung

Jg.Biog

- S.9

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Diese Ausgabe – Biographie_Franz
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stand der Karren — der Führer trat auf mich zu und sagte:
„Legen Sie gefälligst Rod und Hut ab!“ Ich war paff,

‘doch tat ich unwillkürlich, was verlangt wurde. Ein Stei-

ger gab mir Blouse, Gurt und Kappe, ich vurde einge-
teilt, die Abteilung machte „Kehrt!“ — und zurü> ging
es an das Steighaus und ich im Gewande des Feuer-
wehrmannes, Herrgott, denke Dir meine Gefühle. —
„Es sollte bald anders kommen. Dasfelbe Manöver
wie das erste Mal, „die ersten 6 Nummern mit den Haken-
leitern zum dritten Sto>! Mauerbo> auf! 1. 2. 3. 4.
auf das Dach!“ — Lieber Doktor! ich war Nr. 3! —
Du weißt, ich war nie zaghaft, viel weniger kenne ich
Furcht, aber gerade an der Kippe vorüber, wo mir früher
wirbelte, das machte mich etwas ftußig. Doch da gab
es nicht so viel Zeit zum Denken, als ich brauche zu
schreiben. 1. 2. waren mit den Dachleitern, der Führer
mahnte mich, langsam zu steigen und nun fo in Gottes
Namen den ersten Tritt auf die Sprossen der Hafenleiter.
Wie es über das zweite Stockwerk ging, kamen fehon die
Zurufe von unten: „Waker!“ — ich wußte freilich nicht
warum, aber es feuerte mich an und immer sicherer wurde
mein Tritt. So fam ich wohlbehalten im dritten Stod
an, hätte gerne geraftet, doch noch war ich niht am Ziele.
Hinaus auf den Mauerbod, die linke Hand an der Leiter,
die rechte frei — frei zwischen Himmel und Erde, ein
jhmafes Brettchen trug mein junges, mir fo liebes
Leben —; einen Moment, ich gestehe es, erbebte ich; in
diesem Moment verfluchte ich, etwas begonnen zu haben,
was das Leben fo sehr gefährdet, in diesem Moment ver-
wünschte ich alle Feuerwehren der Welt. — Sch sagte,
ein Moment, es war nicht mehr, denn fehon feßte meine
nachsteigende Nr. 4 ‘das Knie auf"s Fensterbrett und ein
fräftiges „Vorwärts!“ sagte mir, daß ih noch nicht am
Ziele sei. Dieses „Vorwärts!“ vergesse ich im Leben nie,
denn, den Schritt um die Leiter, dieselbe hinauf auf das
Dach, als ob ich das schon hundert Mal gemacht, däs
war eins — für alle Zeiten und Fälle, die ih bis jebt
erlebt, tönte mir immer, wo Zweifel waren, das Stutt-

‘garter „Vorwärts!“ meines Nachsteigers Nr. 4 in den

Ohren und deswegen kam ich nie zum Rückgang (wohl
aber zu Rückhaltung). Ih war am Ziele, wir 1. 2. 3.

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lustig auf dem Dache, Nr. 4 auf der Manerbocleiter am
Dache stehend.

¡Da rauschte von unten herauf ein kräftiger Ruf:
Gut Heil! und waer! fo daß, unbewußt ob es mir gelte,
ich doch davon auf das Äußerste gehoben war. Etwas
länger als beim ersten Manöver blieben wir oben, so
daß wir gemütlich ein paar Worte wechseln konnten. Meine
Kameraden fragten, wie es auf dem Wege ergangen, freu-
ten sich meiner, daß es mir auf dem Dache fo wohl be-
hagte und — „Zurück!“ fam der Ruf und Nr. 4 ver-
schwand. Nafch war ich von der Dachleiter auf dem Mauer-
bok ohne das geringste Gefühl der Beengung, jo daß ich
am Mauerbock stehend, sichern Blickes meine Freunde unten
grüßte, dann im dritten Stock einsprang. Jch hatte nicht
Zeit mich umzusehen, ward ich bon drei Mann gepackt, in
die Lust gehoben, per Kopf in den Rettungssack geste>t
und in der nächsten Sekunde von meinen jubelnden Ka-
meraden unten auf die Beine gestellt. Der Führer ging
auf mich zu, reichte mir die Hand und sagte: „Sie haben
Jhre erste Probe sehr gut bestanden, aus Ihnen wird ein
tüchtiger Feuerwehrmann.“ Und so kam einer nach dem

„andern, mich zu beglü>wünschen, ein jeder hatte ein Stüc

Lob für mich.“

Noch drei Tage blieb Thurner in Stuttgart, „es wurde
immer noh ein Abschiedshoppen getrunken und wenn
cs höchste Zeit war, zur Bahn zu eilen, so sagten meine
Freunderln immer: Laß gut sein, Dein Reifesak liegt
shon wieder auf Deiner Bude. Doch war das kaum ver-
lorene Zeit, ich lernte auf diese Weise das ganze Lösch-
wesen dort kennen und habe nirgends mehr Nusen gezogen,
als in Stuttgart.“ Thurner erzählt nun weiter, wie er
in seiner Herzensfreude aus Stuttgart an Hans Riegl
in Zunnsbru>k eine Beschreibung feiner dortigen Erlebnisse
schrieb und die Bemerkung einfließen ließ, daß einige
jeiner Freunde fich geäußert, er möchte bei ihnen bleiben
und ihr Vorsteiger werden. Riegl habe fich dadurch veran-
saßt gesehen, in einem Innsbruder Blatte Mitteilung
über Thurner"s Reise im Intereffe des Feuerlöschwesens
zu veröffentlichen, woraus das Gute erwachsen fei, die