Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.Biog
- S.8
Suchen und Blättern auf rund 2250 Seiten in knapp 90 Heften.
Gesamter Text dieser Seite:
10
zum Worte griff, so war immer’ er es, der den Meister-
s
die zindendfte Wirkung erzielte, wie denn die Nede,
die ungefucht aus voller warmer Mannespruft strömt,
immer die Herzen der Hörer am meisten ergreift und
hinreißt.
Und jo möge denn der perfönlich wie sachlich gleich
interessante Brief, soweit er besonders charakteristisch
für den Schreiber oder wichtig für die Gründung unserer
Feuerwehr ift, und jo weit es die Rücfficht auf noch
nicht der Weltgeschichte angehörige Perfonen zuläßt, im
Auszuge hier folgen.
„Lieber Freund!
„Wie Du weißt, bin ich im Jahre 1855 als prov.
sandschäftlicher Turnlehrer ernannt worden. Gleich dir
erste Ferienzeit im August 1856 bemüßte ich zu meiner
weiteren Ausbildung in meinem Fache, gleichzeitig den
Entschluß in mir hegend, das Feuerlöschwesen allerorts
mit dem Turnen gründlich zu studieren, da schon vom
Jahre 1850 her, wo Met mit seinen neuen Geräten Auf-
jehen machte und das Praktische derselben hervorgehoben
wurde, mich dieser Gedanke fort md‘ fort beschäftigte.
Jn. meiner neuen Stellung standen mir nun Türen und
Flügel offen, um in das Heiligtum meiner innigsten
Wünsche eindringen zu können. Voller Erwartungen be-
trat ich München, besuchte die Turnpläße, wurde herz-
lichst aufgenommen; wie ich aber nach dem Löschwesen mich
erfundigte, wußte man keinen Bescheid, das fei gar nicht
ihre Sache! München hat mich in Feuerwehr-An-
gelegenheiten nie wieder gesehen.“
Nun folgt eine kurze Schilderung des freundlichen
Empfanges in Ulm, ohne daß unser Freund auch dort
sich ivefentlich gefördert gesehen hätte. „Von Ulnr aus
erhielt ich Empfehlung an Hesch, Turnwart in Stuttgart.
Wollte in Eßlingen Dr. Georgi besuchen, traf ihn aber
nicht. Quartierte mich in Stuttgart gleich in der Turn-
kneipe ein; obwohl eine Kneipe, was feheerte mich das”?
x
Traf Hefch und fand meinen Mann fo wie auch er au
11
mir seine helle Freude hatie. Es war Donnerstag abends,
man versprach mir Sonntag morgens eine Steigerübung
abhalten zu wollen, wenn ich bis dahin warten wollte, und
ob ih wartete !!
„Die beiden Tage, Freitag, Samstag, war ich fort
auf den Turnpläßen, wo ich den ausgezeichneten Turn-
lehrer Elsenhans kennen lernte, mit dem ich, bis heutigen
Tag in freundfchaftlichftem Verkehre stehe. Sonntags früh
6 Uhr wurde ausgerücdt; Du kannst Dir denken, welche
Gefühle mich dDurchdrangen, endlich am Anfange des Zie-
les meiner höchsten Wünsche zu stehen. Vor dem Steighaufe
(ein Steighaus!!) „Halt gemacht! angetreten!” Darauf
wurde ich dem Führer, dann der Mannschaft vorgestellt,
der Zwe> meines Hierfeins bekannt gegeben, worauf mir
der Führer einen Plaß zum Zusehen anwies mit dem aus-
prüchichen Bemerken, auf alles wohl acht zu halten. Die
Mannschaft wurde abgezählt (ich sehe das Bild heute noch
vor mir). Ruf: „Abladen!“ -— im Nu waren Geräte am
Boden; „Hakenleitern an!” —- mir war es, als hätten diese
Menschen Flügel, fo ging es nach meinen damaligen Be-
griffen an der Wand empor, ich hatte nicht genug Augen.
- „„Mauerbo> auf!“ wiederum etwas, von dem ich ùie
eine Ahnung hatte. „Dachleitern auf Dach! 1. 2, 3. 4.
auf Dach!” — mir wirbelte es — „Dachleiter und Mauer-
bo> ab!” niederwärts fo s
ohne weiteren Laut. — „Rettungssa>k auf!“ — vutich!
waren zwei Mann zu Boden; „Sack ab!’ „Haken-
17
leiter zurück!” — Hesch und noch ein Steiger ließen fich
an den Leinen ab. Ah, das war mehr, viel mehr, als ich
mir träumen ließ, ich war bis zum Äußersten begeistert. —
„Aufladen!“ — „An den Wagen! Abmarsch! Linksum!
Marsch!“
„Der Führer der Abteilung winkte mich heran, wir
gingen neben dem Karren her. „Nu,“ fragte er mich,>, habe
Se sich die Sach guet agseha ?““ Meine Antwort war
bejahend, was man in einem Male fich, merken fönne in
einer Sache, die man früher nie gesehen. Er fragte wie-
der: „Sie würden wohl Lust haben, selbst einmal den
Versuch zu machen?” Meiner Antwort: „Nicht nux Lust
einen Versuch zu machen, fondern ich muß das alles gründ-
lich lernen.“ „Das ift re