Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung

Jg.Biog

- S.7

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verein ihm in einer seiner ersten Sißungen 1863 die
gleiche Auszeichnung zuerkannt hatte. Überall machte
die imposante Gestalt, der männlich fchöne Kopf und das
fernhafte, aller ruhmredigen und gezierten Gespreiztheit

abholde Wesen des tüchtigen Tirolers den vorteilhaf-

testen Eindrud und gewann ihm zahlreiche Freunde. Bei
vielen dieser Turnsfeste wurde auch er zum Preisrichter
gewählt. 1872 wurde er zum Mitgliede der Prüfungs-
kommission für das Turnen ernannt.

Bei Gelegenheit des 1Ojährigen Stiftungsfestes des
Fnnsbrucker Turnvereins 1873 wurde im Kasernhofe
hier ein großes Schauturnen veranftaltet, an welchem
jeine sämtlichen Schüler teilnahmen. Thurner leitete
selbstverständlich die Übungen. Jedem Freunde des Tur-
nens, wie der Disziplin und eines geordneten Zusam-
menwirkens überhaupt, lachte das Herz beim Anblicke
der Präzision, mit welcher diese Freiübungen unter den
ruhiggemessenen Kommandorufen des erprobten Meisters
vórgenommen wurden und selbst folche, welche bis dahin
in Verkennung der turnerishen Zwecke über das Turn-
ivesen die Achjeln gezu>t, konnten sih des überwältigen-
den Eindrucks nicht erwehren, und es begann ihnen ein
Licht aufzugehen über die Bedeutung dieser Übungen,
da fie fahen, wie der Zuruf einzelner Worte aus dem
Munde eines Mannes genügte, um die Körper und
Glieder eines ganzen, ohne militärische Disziplin ge-
shulten, aus 6jährigen Knaben und gereiften Männern
der verschiedensten Anstalten und Berufszweige bunt zu-
jammengejeßten Heeres wie auf einen Schlag zu lenken.

Troß dieser allgemein anerkannten Erfolge hörte Thur-
ner niemals auf, sich durch Selbststudium neuer Methoden
weiter fortzubilden und noch in seinen leßten Jahren
führte er turnerische Tagebücher, um die gesammelten
Erfahrungen zur Abfassung eines Lehrbuches zu ver-
wenden, das er herauszugeben beabsichtigte. |

Wiewohl nun Thurner solchergëstalt in der steten
Vervollkommnung seiner * Leistungen auf dem eigent-
lichen Berufsfelde sowie auch in dem Einfluß, den er
auf die Gründung anderer Turnschulen und Turnver-
eine nahm, eine sehr ausgebreitete Wirksamkeit ent-
faltete, so genügte doch seinem strebsamen Geiste und

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organijatoriichen Talente das zielbewußte Fortschreiten
auf der einmal betretenen begrenzten Laufbahn nicht
und er war von allem Anfange darauf bedacht, dieses
Talent und seinen Einfluß auf die jungen bürgerlichen
sträfte, der Stadt auch noch zu anderen gemeinnüßigen
Zwecken zu verwerten.

Es wurde hier bereits darauf hingewiesen, daß er
auf seiner ersten Reise Durch Deutschland shon die
Organisation der deutshen Feuerwehren nebst der der
Turnanstalten- mit JFuteresse beobachtete. Kaum in eine
fefte Stellung gebracht und si Schaar frischer tüchtiger Jünglinge bewußt, faßte er
den ernsten Plan, auch auf diesem Gebiete fih nüßli zu erweisen und machte dadurch seine zweite, oben bereits
¡lüchtig erwähnte Studienreise im Fahre 1856 doppelt
fruchtbar.

Und hier nun sind wir in der Lage, unfere zwar
nach ‘bestem Wissen und Gewissen, doch nach immer-
hin mangel- und Tücdenhafter Kenntnis gegebene Dar-
stellung vorteilhaft zu unterbrechen und den wa>eren
Mann selbst sprechen zu lassen. Durch die Güte des
pietätvollen Sohnes Thurners sind wir nämlich in den
Besitz eines Schreibens gekommen, in welchem Thurner
selbst einem Freunde ausführliche Mitteilungen über
die Entstehungsgeschichte der freiwilligen Feuerwehr in
Junnsbruck macht. Wäre uns hiefür Raum gegönnt,
der geneigte Leser würde uns ficher Dank wissen, wenn
wir das ganze, 20 enggeschriebene Briefseiten füllende
Schreiben Wort für Wort hier wiedergäben. Doch shon
aus den Auszügen, die zu machen wir uns gönnen,
wird jedermann fich das Tiebenswirdige Bild des warm-
fühlenden und für die gute Sache begeisterten Mannes
zusammenseßen. Der Leser wird aber auch an der far-
benfrischen lebendigen Darstellungsweise des einfachen
Mannes, der keine andere Schulbildung als die der
Volkshule damaliger Zeit genoffen, si an der ungekünstelten und doh fo drastishen an-
¡haulihen Schilderung, die wir getreu na Originale wiedergeben. Thurner war auch, nebenbei
Gemerkt, in mündlicher Rede Meister des Wortes und
wenn er unter anderen Rednern bei Turnfesten auch