Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1908
- S.33
Suchen und Blättern auf rund 2250 Seiten in knapp 90 Heften.
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Dr. Franz Hörtnagl und Dr. Viktor Tschamler versehen. Ersterer
hielt den Lehrgang für Anfänger, welcher von einer stattlichen Zahl
neugeworbener Mitglieder und Kameraden aus dem Feuerwehrkörper
und auch von solchen, welche sich die Kenntnisse über erste Hilfeleistung
mehr für ihre Privatzwecke zu eigen machten, besucht worden war.
Zur Wiederholung und Vertiefung des Wissens wurden all‐
monatlich von Herrn Dr. Tschamler Fortbildungsvorträge abgehalten
und waren zur Teilnahme an denselben alle Mitglieder verpflichtet.
Aber auch die übrige Arzteschaft der Stadt war, wo und wann
immer die Rettungsabteilung sie rief, in der liebenswürdigsten und
selbstlosesten Weise zur Hilfe bereit, und erfüllen wir hier nur eine
angenehme Pflicht, wenn wir an dieser Stelle deren stets bereitwilliges,
nie erlahmendes Entgegenkommen dankend hervorheben.
Die fortwährend sich steigernde Inanspruchnahme der Rettungs‐
abteilung vonseite der Bevölkerung veranlaßte diese zur Anschaffung
eines zweiten modernen Rettungswagens.
Derselbe wurde nach reiflichem Studium der verschiedenen An‐
gebote der Spezialfirma Johann Häusler in München in Auftrag
gegeben und hat dieselbe ihre Aufgabe, ihrem vorzüglichem Rufe
gemäß, in glänzender Weise gelöst. Für die tadellose Ausführung
desselben konnte der Ausschuß dem Erbauer mit vollem Recht den
Dank und die Anerkennung aussprechen.
Der neue Rettungswagen ist wie der alte in Landauerform
mit rückwärtiger Einlagerung erbaut, mit einer Tragbahre und einem
Tragsessel ausgestattet und läuft auf Vollgummireifen. Das Innere
ist mit einer elektrischen Beleuchtung und einer Heizvorrichtung versehen.
Der alte Rettungswagen, welcher seinen Bestimmungen nicht
mehr entsprochen hatte, wurde vollständig umgebaut und mit Ver‐
besserungen nach dem Muster des neuen Wagens ausgestattet. Da dieser
Wagen auch bei Ausfahrten über Land in Verwendung kommt, wurde
mit Rücksicht auf die schmalen Landfahrstraßen die Spurweite der
Hinterräder verringert. Diesen Renovierungsarbeiten unterzog sich der
hiesige Wagenbauer Herr Johann Lischka, welcher seine Aufgabe an
der Hand des guten Münchner Modells ebenfalls in zufriedenstellender
Weise erledigte.
Die hohen Kosten für den neuen Rettungswagen wurden durch
die hochherzige Spende des Landes= und Frauenhilfsvereins vom roten
Kreuz für Tirol von 3000 Kronen anläßlich des 60jährigen Regie‐
rungsjubiläums unseres Kaisers, sowie durch die über Vermittlung
der Stadtgemeinde erfolgte Unterstützung der Sparkasse von 1000 Kronen
vollkommen gedeckt. Ihnen beiden sei hiemit unser herzlichster und auf‐
richtigster Dank zum Ausdrucke gebracht.
Durch die erhöhte Inanspruchnahme war die Anstellung eines
ständigen Sanitätsmannes notwendig geworden, um die freiwilligen
Mitglieder während des Tages nicht so häufig von ihren Berufs‐
pflichten abzuhalten, sowie deshalb, damit bei Tag und Nacht jemand
im Wachzimmer anwesend ist. Dieser Angestellte hat für die In‐
standhaltung der Geräte und die Ordnung im Wachzimmer Sorge
zu tragen.
Um eine möglichst rasche Verständigung der tagdiensttuenden
Mitglieder zu erreichen, wurden 5 Gesellschaftstelephone errichtet. Es
konnte in Anbetracht des humanen Zweckes eine 30prozentige Ermäßigung
auf halbe Gesellschaftstelephongebühr erwirkt werden.
Erfuhr der Mitgliederstand wohl im Laufe des letzten Jahres
einen erfreulichen Zuwachs, so waren auch einige Verluste zu ver‐
zeichnen. Max Grotti erklärte seinen Austritt infolge Übersiedlung
nach Trient, Franz Keller aus gesundheitlichen Rücksichten, Karl Lanner
wurde zur Militärdienstleistung auf drei Jahre einberufen und die
Kameraden Johann Pichler, Johann Grasl und Anton Plattner
schieden wegen anderweitiger Überbürdungen aus dem Körper. Dafür
traten jedoch sechs neue ausübende Mitglieder bei, deren theoretische
und praktische Ausbildung, sowie die Weiterbildung der bisherigen
Mitglieder für die Wintermonate 1908—1909 der Abteilungsarzt
Herr Dr. Viktor Tschamler übernommen hat,
Entgegen der vielfach bei der Gründung verbreitet gewesenen
Ansicht, daß eine Rettungsgesellschaft in Innsbruck nicht notwendig
sei, können wir am Ende des zweiten Jahres auf 1234 Vorfallen‐
heiten hinweisen. Die Summe von selbstloser Nächstenliebe und un‐
eigennütziger Opferwilligkeit, die sich in dieser Arbeitsleistung kundgibt,
wurde von den freiwilligen Sanitätsmännern in jedem Falle und auch