Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1907
- S.32
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Sehr große Schwierigkeiten bereitete die Beschaffung geeig‐
neter Räumlichkeiten. Der ursprüngliche Plan, eine größere Ret‐
tungsstation zu gründen, mußte, da sich demselben verschiedene
Hindernisse in den Weg stellten, vorläufig aufgegeben werden.
Es begab sich sodann eine Deputation zum Herrn Bürger‐
meister, welcher die kostenlose Überlassung der Polizei=Meßstation
zusagte. In seiner Sitzung vom 19. Juli 1907 bewilligte der
Gemeinderat zur Adaptierung derselben den nötigen Beitrag. Die
Arbeiten wurden sofort in Angriff genommen.
Herr Dr. Kölner, welcher bereits seit zehn Jahren eine un‐
gemein ersprießliche Tätigkeit entwickelt hatte und welchem die Ab‐
teilung dasjenige verdankt, was sie heute ist und leistet, sah sich
leider wegen Zeitmangel und anderweitiger Überbürdung gezwungen,
seine Stelle als Chefarzt der Rettungsabteilung niederzulegen und
seine Teilnahme auf die seither innegehabte Stelle des Korpsarztes
der freiwilligen Feuerwehr Innsbruck zu beschränken.
Es gelang jedoch dem Ausschusse, die Herren Dr. Franz
Hörtnagl, Stadtphysikus und Dr. Viktor Tschamler, städt. Sani‐
tätskonzipisten als Arzte und Lehrer der neugegründeten Rettungs‐
abteilung zu gewinnen.
Mittlerweile wurde die Rettungsabteilung noch bevor sie den
Dienst offiziell aufgenommen hatte, schon sehr häufig in Anspruch
genommen, so z. B. bei dem von der Stadtgemeinde gegebenen
Feste in der Ausstellungshalle anläßlich der Generalversammlung
des deutschen und österr. Alpenvereines, sowie beim 5. deutschen
Turnerbundesfeste und verschiedenen anderen Vereinsveranstaltungen
und bei vielen Unfällen und Krankentransporten, wodurch sich neuer‐
dings die dringende Notwendigkeit ihres Bestandes erwies.
Wenn auch der Rettungsabteilung nur sehr bescheidene Mittel
zur Verfügung standen, so glaubte sie doch mit der Eröffnung
nicht mehr länger zögern zu sollen, um der Bevölkerung den guten,
ja den besten Willen zu zeigen und so wurde der Dienst zum
Wohle hilfsbedürftiger Mitbürger am 1. Oktober 1907 offiziell
aufgenommen.
Dieser erste Jahresbericht ist dem Ausschusse ein willkommener
Anlaß, seinen Gefühlen der Dankbarkeit Ausdruck geben zu können.
Vor allem gebührt unser Dank dem Herrn Bürgermeister Wilh. Greil,
sowie der löbl. Stadtgemeinde, welche der Rettungsabteilung in hoch‐
herziger Weise die ehemalige Polizei=Meßstation im Rathause ad‐
aptieren ließ und zur Verfügung stellte, und überdies für das
kommende Jahr in der am 28. Dezember 1907 abgehaltenen Ge‐
meinderatssitzung einen größeren Beitrag bewilligte und dadurch
ihre warmen Sympathien für die Rettungsabteilung von neuem
bekundete.
Eine nicht genug zu würdigende moralische Unterstützung bot
der Rettungsabteilung die hochgeehrte Innsbrucker Arzteschaft,
welche in selbstloser Weise die humanitären Bestrebungen der An‐
stalt nach jeder Richtung hin förderte und durch aufmunternde
Anerkennung den Geist unter den ausübenden Mitgliedern der
Rettungsabteilung sowie deren Leistungsfähigkeit zu heben be‐
strebt war.
Zu größtem Danke sind wir dem hochlöblichen Präsidium
des Landes= und Frauen=Hilfsvereines vom roten Kreuz für Tirol
verpflichtet. Dasselbe brachte dem Gedanken der Gründung wie
allerorten, so auch in Innsbruck das regste Interesse entgegen und
vermittelte uns von der Zentralleitung in Wien die Erlaubnis,
das gesetzlich geschützte rote Kreuz führen zu dürfen, nachdem wir,
wie schon seit vielen Jahren die Sanitätsabteilung, die Dienst‐
verpflichtung am Orte im Kriegsfalle eingegangen sind. Das hohe
Präsidium sicherte uns auch die größtmöglichste Unterstützung und
weitere Förderung in dankenswertester Weise zu.
Für namhafte Spenden sei hier besonders Sr. k. u. k. Hoheit
Herrn Erzherzog Eugen, Sr. Hoheit des Prinzen Ludwig von
Sachsen=Koburg und Gotha, des Landes= und Frauen=Hilfsverein
vom roten Kreuz für Tirol, sowie zahlreicher Stifter, Förderer
und Gönner in dankbarster Weise gedacht.
Besonderer Dank gebührt auch der Tagespresse, die unsere
Tätigkeit jederzeit unterstützte, sowie Herrn Gemeinderat Franz
Thurner, welcher in Wort und Schrift ein eifriger Förderer unserer
idealen Sache ist.