Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1894
- S.8
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blödsinnige Meinungen und zwar mit dem Anstrich größter
Fachkenntnis verbreiten.
Nehmen wir an, die freiw. Feuerwehr löst sich auf.
Es ist möglich, aber unter dem gegenwärtigen Bürgermeister
und Gemeinderathe doch kaum wahrscheinlich, dass man zuerst
Versuche macht, auf die billigste Weise abzukommen, und aus
Stadtarbeitern eine Garde zusammenstellt, und so weiter
frettet, bis ein ordentlicher Brand ein Memento an den
Himmel schreibt und die bestehende Einrichtung als gänzlich
verfehlt und unzulänglich erkannt wird.
Es ist nicht zu vergessen, dass wir ja Brände haben
können, die gerade so viele Mittel zur Bekämpfung erfordern,
als mittlere Großstädte zur Verfügung haben. Die Art der
Brände unterscheidet sich in modern gebauten Städten nur
sehr wenig, auch ihre Intensität und Gefährlichkeit ist nicht
wesentlich verschieden, wesentlich verschieden ist die Zahl der
Brände.
Es ist nun ganz klar, dass eine Großstadt, die täglich
Brände, ja oft mehrere an einem Tage hat, mit einer freiw.
Feuerwehr nichts machen kann, weil es unmöglich ist, von den
Leuten zu verlangen, dass dieselben alle Tage oder auch nur
alle Wochen von der Arbeit davonlaufen und löschen sollen.
In einer Großstadt also findet die bezahlte Feuerwehr ge‐
nügende Beschäftigung, dass es sich lohnt, größere Summen
auf Feuerlöschwesen zu spendieren.
Die vorzüglich ausgerüstete, geübte und geschulte Wiener
Feuerwehr zählt 427 Mann mit 100 Pferden und sind ja
Brände vorgekommen, wo fast alle Mannschaft und alle
Geräthe aller Filialen gebraucht wurden, um des Feuers
Herr zu werden. Ein solcher Brand kann ja bei uns auch
entstehen. Nun nehmen wir an, wir haben eine kasernierte
Feuerwehr von 36 Mann, welche jedoch nicht im Stande
sind, die vorhandenen Geräthe, wie Hydrantenwägen, Schlauch‐
wägen, Schubleitern, Rettungsgeräthe, von den allenfalls doch
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nöthigen Spritzen gar nicht zu reden, auf den Brandplatz zu
bringen und sie zu postieren. Übung im Löschen haben diese
36 Mann in einer Stadt, wo es oft das ganze Jahr nicht
einen größeren Brand zu löschen gibt, nicht mehr als freiw.
Feuerwehrmänner. Intelligenz ist unter den Chargen jeden‐
falls weniger vorhanden, als bei einer aus Bürgerskreisen zu‐
sammengesetzten Commandantschaft, deren Mitglieder meistens
in der Welt waren und was gesehen haben und den Ehrgeiz
besitzen, die ihnen vom Vertrauen der Mitglieder und der
Bürgerschaft anvertrauten Stellen auszufüllen. Auf diesen
Ehrgeiz sowohl als auch auf diese höhere Intelligenz
muss man bei einer bezahlten Feuerwehr verzichten.
Es muss dies anerkannt und zugegeben werden, wenn
man nicht der wohl auch in gewissen Kreisen herrschenden
Anschauung ist, dass derjenige, der zur Feuerwehr geht, von
vorneherein ein dummer Kerl sei. Und in gewisser Richtung
ist ja diese Anschauung nicht einmal unrichtig, denn wenn
ein Feuerwehrmann zurückblickt auf seine lange selbstlose Thätig‐
keit und am Ende hören muss, zu was braucht man denn
überhaupt eine Feuerwehr, so musste er wohl denken, es ist
die größte Dummheit, die er gemacht hat, sich dem Dienste
der Nebenmenschen zu widmen und Opfer an Zeit und Freiheit
gebracht, Lasten und Pflichten, die oft drücken, übernommen
zu haben, um sich am Schlusse seiner Thätigkeit sagen zu
müssen: das ist der Dank, dass du noch für einen dummen
Kerl angeschaut wirst.
Wir kommen nun zu einem Entwurfe für die Organi‐
sation der zukünftigen bezahlten Feuerwehr. Wir nehmen
an, dass Handwerker angestellt und kaserniert werden, welche
täglich eine Stunde üben müssen, sei es nun Gerätheübungen,
turnen oder theoretischer Unterricht. Die Leute hätten freie
Wohnung in der Kaserne und müssten Tag und Nacht bereit
sein. Sie können in den ihnen angewiesenen Localen schustern,
schneidern, tischlern, schlossern, glasern oder spänglern oder
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