Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1894
- S.9
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was sie können und müssen doch mindestens einen Taglohn
von 75 kr. bekommen.
Nun bitten wir auszurechnen, was der Stadt nur der
Hauszins einer solchen Kaserne kostet und es ist fraglich,
höchst fraglich, ob man um 75 kr. per Tag= und Nachtdienst
taugliche Leute bekommt, nicht blos körperlich taugliche, sondern
auch moralisch taugliche, die bei einem Brand nicht nur den
nöthigen Muth und die nöthigen Kenntnisse, sondern auch
die nöthige Ehrlichkeit haben, dass man sie mit Be‐
ruhigung in die Wohnungen schicken kann. Also abgesehen
von den Kosten einer solchen Kaserne oder der Miethe der‐
selben würde die Mannschaftsbezahlung allein schon ohne
Vergütung für die Commandanten u. s. w. 9855 fl. pr. Jahr
ausmachen. Und was hätte man? Eine vollkommen unzu‐
reichende Feuerwehr bei Großfeuer.
Allein auch das gienge nach Ansicht der Ganzgescheidten,
die sich höchlichst beleidiget fühlen würden, wenn man sie nicht
zu den „Gebüldeten“ zählen würde, noch zu weit, sondern
diese sagen: Nicht hämmern, nicht schustern, nicht schneidern,
nicht schlossern sollen sie, sondern bereit sein, dass sie sofort
abfahren können, wenns brennt. Nun wir gratulieren zu
solchen, die da herangezogen würden, der Stadt und der
Menscheit zur Last fallen, wenn sie einst dienstlos werden.
Es ist ganz unglaublich, dass so verrückte Ideen überhaupt
jemandem einfallen, geschweige denn ernsthaft besprochen werden
können.
Wir haben nun die Folgen gezeigt, welche die Auflösung
der freiw. Feuerwehr nach sich ziehen würde, und glauben
damit eine Pflicht gegenüber unserer Mitbürgerschaft und
gegenüber der Gemeindevertretung erfüllt zu haben.
Wenn es noch etliche Jahre so weiter geht und kein
ausgiebiger intelligenter Nachschub aus den Kreisen der
Bürgerschaft kommt, so ist es nur mehr eine Frage der Zeit,
dass die Innsbrucker Feuerwehr ihrer Auflösung entgegengeht.
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Die Mitglieder der Commandantschaft sowohl, als auch des
erweiterten Ausschusses, stehen meistens schon in einem Alter,
das mehr zum Rath als zur That noch taugt, sie haben lange
und ehrlich und redlich am Karren geschoben, stets hoffend
auf Nachschub und Ablösung, auf das Herauswachsen junger
Kräfte, denen man gerne nach und nach die wichtigsten Stellen
einräumen würde und so neues Blut und neuen Muth und
neues Leben in den Körper zu bringen.
Dieser Nachwuchs ist leider nicht gekommen und mit
schwerer Besorgnis blickt nicht nur die Commandantschaft und
der erweiterte Ausschuss, sondern die gesammte am Körper
mit Liebe hängende Mannschaft der Zukunft entgegen. Wenn
heute einer von den Zugs= oder Rottenführern abgeht, so ist
es schon schwierig, geeigneten Ersatz zu finden, denn die An‐
forderungen an die einzelnen Chargen sind viel größer, als
es dem bloßen Zuschauer scheinen muss, wenn die Chargen
gewissenhaft ihre Pflichten erfüllen und den Platz, auf den sie
gestellt worden, auch ausfüllen wollen und andere können wir
keine brauchen. Denn wo die Führung schlecht wird, lockert
sich nicht nur die Disciplin, sondern auch, was bei freiwilligen
Körperschaften von hohem Werte ist, der Eifer und die Liebe
zur Sache verlottern.
Heute noch steht die freiw. Feuerwehr als verlässlicher
Körper da, der im Falle der Noth und Gefahr noch zeigen
wird, dass er das Vertrauen, das ihm ein noch immer an‐
sehnlicher Theil der Innsbrucker Bevölkerung entgegenbringt,
rechtfertigt und noch eine schlagfertige und seiner verantwortungs‐
vollen Aufgabe gewachsene Körperschaft ist.
An diesen Theil der Bevölkerung wenden wir uns nun,
indem wir ihnen zurufen, dass es höchste Zeit ist, dass aus
ihren Kreisen die tüchtigen, jungen Männer, die noch für was
anderes, edleres Zeit haben, als für Allotria und denen die
Sicherheit der Stadt und ihrer Bewohner höher steht als
Lust und Zeitvertreib, sich der Feuerwehr widmen. In allen
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