Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1884
- S.9
Suchen und Blättern auf rund 2250 Seiten in knapp 90 Heften.
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schaft aller 4 Züge auch ihre Geräthe in Bereischaft gesetzt und nach
verhältnißmäßig kurzer Zeit seit Beginn der Uebung erhoben sich vor
genannten Gebäuden Wasserstrahlen zum regnerischen Nachthimmel
empor. Auch bei dieser Uebung bewies die Dampfspritze neuerdings
ihre Vortrefflichkeit, denn in 6 mächtigen Strahlen entsandte sie das
aus dem Kanal gesaugte Wasser ebensovielen auf verschiedenen Dächern
postirten Strahlröhren. Ueberhaupt bot diese Uebung, der der Herr Bürger‐
meister Dr. Falk und Herr Vizebürgermeister A. Schumacher anwohnten,
das Bild eines echten Nachtbrandes, zu dessen Staffage die Dampf‐
spritze mit ihrem unablässig aufsteigenden Rauchqualm nicht wenig bei‐
getragen hat. Nachdem die Uebung der Feuerwehrmannschaften beendet
und deren Requisiten zum Abmarsche bereit gestellt waren, was eben‐
falls nur wenig Zeit beansprucht hatte, hielt die Mannschaft der
Dampfspritze noch ein kleines Nachexerzitium, indem sie mit derselben
8 Schläuche versorgte, so daß sich in der Meinhardtsstraße und
Rudolfsstraße je 4 mächtige Wassersäulen erhoben. Schließlich wurden
diese Strahlen in einen konzentrirt, dem war aber dann auch kein
Haus zu hoch, denn er sandte das Wasser in gewaltigem Bogen weit
über das Mayr"sche Haus. Zum Schlusse ward noch von einer Ab‐
theilung Feuerwehr das infolge der unpraktischen Ritschenanlage in
diesem Stadttheile in die dortigen Keller während der Uebung einge‐
drungene Wasser ausgepumpt, wemit die Uebung ihren Abschluß fand,
welche abermals den Beweis geliefert, daß einerseits einzelnen Ge‐
bäuden gegenüber die vorhandenen Löschrequisiten kaum ausreichen
dürften, anderseits aber die Mannschaft in Handhabung derselben und
in Ausführung der erhaltenen Befehle und Arbeiten das Lob früherer
Jahre sich zu bewahren verstanden.
Am 20. Juni Abends veranstaltete die Feuerwehrmusikkapelle zu
Ehren des Namensfestes ihres unermüdlich thätigen Intendanten Herrn
Alois Klemm ein Garten=Konzert beim Bierwastl. Obwohl die
Witterung ziemlich naßkalt war, füllte sich doch bald der geräumige
Garten mit Freunden und Bekannten des Gefeierten, um ihm ihre
besten Wünsche darzubringen und die gelungenen Vorträge der Kapelle
sowie ein recht hübsches, wenn auch kleines Feuerwerk, machten die
allgemeine Stimmung der ungemüthlichen Witterung zum Trutz zu einer
recht animirten.
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Am 30. Juni Kommandantschaftssitzung.
Am 11. Juli Beerdigung des Korpsarztes Dr. Theodor Kölle.
Am 16. Juli Kommandantschaftssitzung.
Am 19. Juli betheiligte sich über ergangenes Ersuchen des
Turnvereines eine Anzahl Steiger beim Empfange der sächsischen
Turner.
Am 28. Juli fand im Garten und Saale zu Büchsenhausen
zu Ehren des Namensfestes unseres allseits geehrten Herrn Ober‐
kommandanten ein Festabend statt.
Der alte Saal hatte sein mürrisches Altagsgesicht gänzlich ab‐
gelegt und zeigte eine so freundliche Miene, wie vielleicht seit langen
Jahren nicht mehr. Mit Wappenschildern, Fahnen, Turner= und
Feuerwehr=Emblemen hatte sich der alte Geselle sehr vortheilhaft heraus‐
zuputzen verstanden und dies dürfte auch, wenigstens in etwas, dazu
beigetragen haben, um die Männer in braunem Duxer und Lederkappe
in freudig gehobener Stimmung zu erhalten. Die Hauptursache jedoch,
warum die Feuerwehrmänner mit Angehörigen und Freunden so zahl‐
reich, trotz der unfreundlichen naßkalten Witterung den Saal und den
Bräuhausgarten des alten Kanzlerschlosses füllten, ist in der aufrich‐
tigen Zuneigung und der Hochachtung zu suchen, welche die hiesige
freiwillige Feuerwehr im Vereine mit den Vororts=Feuerwehren, deren
jede durch Deputationen vertreten war, stets ihrem Oberkommandanten
entgegengebracht; und dies ist an seinem Namensfeste so recht herzlich
zum Ausdrucke gekommen.
Der Oberkommandant=Stellvertreter brachte, nachdem die Feuer‐
wehrmusikkapelle den Oberkommandanten und dessen Frau Gemahlin
mit dem Marsche „Gut Heil“ begrüßt hatte, den ersten Toast auf
den Gefeierten und dessen Gemahlin aus, worauf ein vielhundert‐
stimmiges „Gut Heil“ die alten Wände durchbrauste und sich durch
die hohen Bäume bis in den letzten Winkel des Gartens fortsetzte.
Gerührt von diesen Ovationen gab der Oberkommandant in kurzen
Worten seinem Danke und seiner Freude Ausdruck und toastierte auf
das einmüthige Zusammenhalten der Feuerwehr.
Hierauf folgten die Gratulationen der Kommandantschaft, der
Musikkapelle, von Deputationen u. s. w., riesige Bouquets, Diplome 2c.
auf dem Tische des Gefeierten zurücklassend.