Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung

Jg.1882

- S.22

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wendung der anzuhoffenden Assekuranzbeiträge för Feuerwehr=Kranken‐
kassen“ bemerkt der Referent, Abgeordneter Czermack, daß in Betreff
dieser Frage schon viele Petitionen an den Reichsrath abgegangen,
daß sich einzelne Deputierte des Reichsrathes warm der Feuerwehr
in dieser Hinsicht angenommen, daß auch schon im Schoße der Re‐
gierung die Assekuranzfrage nach dieser Richtung ventiliert und es sich
heute für die Feuerwehr darum handle, auf welche Weise dieselbe
eine Ingerenz auf die Verwaltung ausüben werde. Redner kommt
dabei auf die Zustände in Böhmen zu sprechen, nach welchen die
Feuerwehr von Seite der politischen Behörde den Pfründnern, in
Bezug auf Unterstützung bei Unglücksfällen, die die freiwillig über‐
nommene Pflicht manchesmal im Gefolge hat, gleichgestellt ist. Nach‐
dem Redner noch betont, daß von Seite aller Landesverbände dahin
gewirkt werden solle, daß in jedem Kronlande eine ähnliche Unter‐
stützung für verunglückte Feuerwehrmänner oder deren Hinterbliebenen
geschaffen werden solle, wie sie das Land Tirol in seiner Feuerpolizei‐
Ordnung errungen hat, wird der Antrag auf die Absendung einer
Petition an den Reichsrath und die Regierung angenommen, deren
Petitum ist, daß in jedem Kronlande eine ähnliche Unterstützungskasse
wie in Tirol durch Assekuranzbeiträge geschaffen und bei der Ver‐
waltung des Geldes die Feuerwehr eine Ingerenz, selbstverständlich
unter Aufsicht des Landesausschusses, erhalte.
Zum weiteren siebenten Punkte der Tagesordnung: „Berathung
über das Vorgehen der Feuerwehren in Angelegenheit der Steuervor‐
schreibung von Feuerwehr=Vermögen referiert Abgeordneter Andreas
Bojar und theilt mit, daß schon der Fall vorgekommen ist, daß Feuer‐
wehren sowohl an ihrem beweglichen als auch unbeweglichen Vermögen
von der kompetenten Behörde mit der Steuer belegt wurden und stellt
den Antrag, es soll der künftige geschäftsführende Ausschuß eine dies‐
bezügliche Petition an das Finanzministerium erlassen, worin um Ab‐
stellung dieses im Gesetze nicht begründeten Vorgehens gebeten wird,
welcher Antrag nach längerer Debatte zwischen den Herren: Czermak,
Bojar und Dr. Wedl angenommen wurde.
Gine besonders lebhafte Debatte rief der folgende Punkt der
Tagesordnung hervor: Antrag auf Absendung eines Gesuches an die
Verwaltung der österreichischen Bahnen betreffs kostenfreier Expedirung
von Löschtrains und der im angeordneten Dienst befindlichen Mann‐
chaften, sowie kostenfreier Aufnahme von Feuerwehr=Melddepeschen
bei Staats= und Bahntelegraphenämtern.“ Der Referent Abgeordneter
Eduard Hall aus Reichenberg zählt einige Fälle auf, in denen die
Feuerwehr eines Ortes dafür, daß sie ihrem Nachbar in der Stunde
der Gefahr zu Hilfe eilte und hiezu sich der Bahn bediente, noch nahe
an die 100 fl. zahlen mußte. Um diesem vorzubeugen wird nicht nur
obiger Antrag, sondern auch ein zweiter angenommen, daß das Mini‐
sterium in dieser Richtung um die Beihilfe und Geltendmachung seines
Einflusses anzugehen sei.
Zu Punkt acht der Tagesordnung: „Antrag auf Erlassung einer
Petition an den Reichsrath um Beschlußfassung eines Gesetzes, welches
das Verhalten der Feuerwehren gegenüber den Bestimmungen des Ver‐
einsgesetzes regelt“ referiert Abgeordneter Dr. Hueber aus Graz in
der Weise, daß er in kurzen Worten darthut, wie wenig praktisch es
sei, wenn die Regierung die Feuerwehr als einen Verein betrachtet
und auch im Rahmen des Vereinsgefetzes als solchen behandelt; denn
es sei ja schon die Basis, auf der eine Feuerwehr beruhen muß, eine
ganz andere, als die eines Vereines. Nach einer kurzen Debatte wird
der Antrag, wie ihn der Herr Referent vertreten, auch angenommen.
Hierauf wurden die Vorbereitungen für den nächsten dritten österreichi‐
schen Feuerwehrtag und somit auch die Geschäfte bis dahin dem nie‐
derösterreichischen Landesverbande übertragen und sodann die
Sitzung unter vielstimmigem „Gut Heil!“ auf die Feuerwehren, die
Abgeordneten aus allen Gauen und auf die gastfreundliche Wirtin
Innsbruck um 12½ Uhr vom Vorsitzenden geschlossen, nicht ohne daß
er noch Gelegenheit wahrgenommen hätte, den Abgeordneten für das
einträchtige Zusammenwirken bei den Berathungen, dem allein nur Er‐
folge zu verdanken seien, gedankt zu haben.
Sitzung des tirolischen Gauverbandes.
Um 2 Uhr nachmittags versammelten sich die Delegierten der
47 Feuerwehren des deutsch=tirolischen Gauverbandes ebenfalls im
Kongreßsaale des Landhauses zu ihren Berathungen. Gauverbands‐
Vorstand Dr. Stolz aus Hall eröffnete die Versammlung, indem er
konstatierte, daß die Versammlung nahezu vollzählig sei, da 37 Feuer‐