Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1916
- S.4
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fleißig und sparsam, ließ das Lernen nie außer Acht und
so kam es, daß der aufgeweckte junge Bursch sich die da‐
malige Zeit des großen Fuhrwerksbetriebes über den „Bren‐
ner“ und über den „Fern“ zunutze machte und es so weit
brachte, daß er bereits im Jahre 1870 an die Gründung
eines eigenen Hausstandes mit der Tochter des „Stebele“‐
Wirtes schreiten konnte. Nachdem er nun selbständiger
Gastwirt geworden, widmete er sich mit seiner ganzen Kraft
der Hebung seines Gewerbes und heute noch trägt dieses
Gasthaus in Mariahilf den Namen Kerbers und wird von
seinem Sohn geleitet. Trotzdem Kerber vollauf beschäftigt.
war mit der Hebung seines Geschäftes, bestehend in einer
Gastwirtschaft und Handel mit Gastwirtschaftsmittel, fand
er immer doch Zeit, sich auch dem allgemeinen Wohle zu
widmen. Er war durch mehrere Perioden Mitglied des
Innsbrucker Gemeinderates, als welcher er mit Wärme
besonders die Interessen seines Stadtteiles vertrat, in denen.
er seinen Wohnsitz hatte, und wahrlich, das linke Innufer
hat seinem Wirken manche Verbesserung zu verdanken. Seine
besondere Fürsorge aber widmete er der Feuerwehr. Im
Jahre 1872 in die Reihen derselben eingetreten, sehen wir
ihn bald darauf bei den Bränden in Innsbruck und Umge‐
bung als Kommandant der Landfahrspritze mit Erfolg bei
deren Bewältigung mitwirken. Sein offener, rechtlicher Cha‐
ralter und seine praktischen Kenntnisse im Feuerwehrwesen
machten ihn bei allen Feuerwehrkameraden beliebt und ge‐
achtet und so kam es, daß Kerber bereits im Jahre 1885
zum Hauptmann der II. Kompagnie der Innsbrucker Feuer‐
wehr gewählt und nach dem Tode des unvergeßlichen Alois
Epp zum Branddirektorstellvertreter vorrückte. Im. Jahre
1890, als die Feuerwehr=Bezirksverbände gegründet waren,
berief ihn das Vertrauen der Feuerwehren des politischen
Bezirkes Innsbruck als Bezirksverbands=Obmann an die
Spitze dieses Verbandes, welchen Ehrenposten er durch volle
10 Jahre inne hatte. Was Kerber in dieser Stellung, im
Vereine mit seinen Freunden Max Klammer und Joh.
Hoppichler im Lnteresse des Wehrwesens geleistet und ge‐
wirkt hat, bezeugt am besten die Tatsache, daß in diesem
Zeitraume die Gründung von Feuerwehren eine weite Aus‐
dehnung erfuhr, denn von 18 bei Uebernahme der Ob‐
mannstelle durch Kerber im Bezirke bestehenden freiw.
Feuerwehren, wuchs die Zahl derselben bis zum Jahre 1960
auf 64 an, so daß fast keine Gemeinde mehr im Bezirke
war und noch ist, die keine Feuerwehr hätte. Allerdings
lam hiebei auch die Schaffung des Landes=Feuerwehrfonds
im Lahre 1888 Neugründungen von Feuerwehren sehr zu
statten. Allein in keinem Bezirke ist die Gründung von
Feuerwehren so weit fortgeschritten, als im politischen Be‐
zirke Innsbruck. Im Jahre 1900 legte Kerber die Ob‐
mannstelle im Bezirke Innsbruck zurück, dafür wurde er
in den Ausschuß des Landesverbandes berufen, in wel‐
cher Körperschaft Kerber bis zum Jahre 1909 als tüchtiger
und kenntnisreicher Berater sehr anerkennend wirkte. Be‐
reits im Jahre 1906 hat den rüstigen, unermüdlich tätigen
Mann ein schwerer Unfall betroffen, der allmählich seine
Gesundheit untergrub, so daß er genötigt war, im Jahre
1910 aus dem Landesverbandsausschusse zu scheiden, zum
großen Leidwesen der übrigen Mitglieder desselben. Aus
dem gleichen Anlasse hat Kerber auch seine Stelle in der
* Innsbrucker Wehr, deren Ehrenmitglied er war, zurück‐
gelegt. Mit staunenswerter Hingebung ertrug Kerber
Jahre lang sein Leiden, bis ihn dann im Februar der Tod
davon erlöste. Wie sehr Vater Kerber bei seinen Mit‐
bürgern und den Feuerwehren geachtet war, zeigte das
Leichenbegängnis desselben auf dem Mariahilfer Friedhof
am 16. Februar. Zur Leichenfeier hatte sich eine große
Anzahl von Trauergästen eingefunden, unter ihnen der Bür‐
germeister von Innsbruck an der Spitze einer Vertretung
des Gemeinderates, dann die ganze Innsbrucker Wehr,
Vertreter des Feuerwehr=Landesverbandes und des Be‐
zirksverbandes, ferner die Feuerwehren, deren Ehrenmit‐
glied Kerber war, nämlich Hötting, Zirl, Telfs, denen sich
noch Rinn anschloß. Wenn die Zugsverbindungen infolge
des Krieges nicht so ungünstig gewesen wären, so hätten