Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1914
- S.33
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Gründung der Rettungsabteilung eingegangene Verpflich‐
tung lautet:
b) „im Kriege das Militärsanitätspersonal zu unterstützen
und den Anforderungen des Landes= und Frauenhilfs‐
vereines vom Roten Kreuz in Tirol am Orte nach
Möglichkeit Folge zu leisten.“
Um dieser Ehrenpflicht nun nach besten Kräften zu ent‐
sprechen und sich für die große edle Sache auch nützlich
zu erweisen, rüsteten die nicht zum Waffendienst einberufenen
Mitglieder der Rettungsabteilung für die zu erwartenden
großen Verwundetentransporte.
Waren in den vielen Sanitätskursen, seit 1897 noch
unter dem damaligen Korpsarzt, dem Ehrenmitglied der
Innsbrucker freiwilligen Feuerwehr Herrn Dr. Otto Kölner
und in den letzten 4 Kursen, unter Herrn Dr. Hörtnagl
und Dr. Tschamler, schon viele hunderte tüchtige Sani‐
tätsmänner herangebildet worden, welche in diesem Kriege
das Erlernte zum eigenen und zum Nutzen der Mitmenschen
verwerten können, so galt es jetzt neuerdings Hilfsmann‐
schaften aus der Innsbrucker freiwilligen Feuerwehr und der
Bevölkerung anzuwerben und im Heben und Tragen von Ver‐
wundeten zu schulen.
10 Nottransportliegewägen wurden eingerichtet, Auto‐
mobil= und Omnibusbesitzer für die Mithilfe am Abtrans‐
port Leichtverletzter und Fußkranker gewonnen u.s.f.
An der Labung der vielen Tausenden der am hiesigen
Hauptbahnhof durchreisenden Soldaten beteiligten sich unsere
Mitglieder bei Tag und bei Nacht in aufopfernder Weise
unter unermüdlicher Führung des Obmann=Sellvertreters A.
Gasser.
Als dann die italienischen Arbeiterfamilien mit zahl‐
reichen kleinen Kindern auf der Heimreise in vielen Zügen
hier durchfuhren, wurden tausende von Fläschchen gespendeter
Milch in der Küche bei Herrn Kiener und im nahen Hotel
Tirol gekocht, gefüllt und dann an die dem Verschmachten
nahen Kinder verabreicht.
Nahezu die Hälfte unserer ausübenden Mitglieder mußte
sofort zur Fahne einrücken, dabei stieg die dienstliche Inan‐
spruchnahme der Rettungsabteilung gewaltig.
Die vielen nun hier zu jeder Tages= und Nachtzeit
einlangenden Verwundetentransporte stellten an die Dienst‐
freudigkeit der Mitglieder und Hilfsmannschaften große An‐
forderungen.
Zu deren Ehre sei hiemit festgestellt, daß sich alle glück‐
lich priesen, den verwundeten Mitbrüdern wenigstens diese
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Liebesdienste leisten zu dürfen. Einen eingehenden ab‐
schließenden Bericht über den gesamten geleisteten Kriegs‐
hilfsdienst behalten wir uns vor, im nächsten Jahre zu
erstatten; da auch unsere beiden Schriftführer unter den
Fahnen stehen, wurde für dieses Jahr von der Aufstellung
und Veröffentlichung der sonst üblichen statistischen Aus‐
weise abgesehen.
Im abgelaufenen Jahre hatte die Rettungsabteilung den
Verlust einer außergewöhnlich großen Anzahl von Wohltätern und
beitragenden Mitgliedern durch das erfolgte Ableben derselben zu
beklagen.
Zwei derselben haben in letztwilliger Anordnung auch die
Rettungsabteilung mit Vermächtnissen bedacht und wurden deren
Bilder zur Ehrung ihres Andenkens in diesen Jahresbericht auf‐
genommen. Es sind dies ein großer Wohltäter unserer Stadt
Herr Bergwerkdirektor Dr. Josef Khuen, welcher der Rettungs‐
Abteilung 2000 Kronen vermachte und Frau Marie Witwe Kapferer,
welche schon bei Lebzeiten wiederholt durch Ausfolgung reichlicher
Geschenke in hochherziger Weise unser menschenfreundliches Institut
unterstützte. Die edle Verstorbene hinterließ für unseren Stiftungs‐
fond 1000 Kronen.
Deren Bildnisse zieren jetzt auch, wie jene der in früheren
Jahren verstorbenen großen Wohltäter der Rettungsabteilung das
„Freiwilligen=Zimmer“ in der Rettungsstation.
Herr Dr. Josef Khnen,
Bergwerks=Direktor i. R.
Geb. 14. Dez. 1822.
Gest. 11. Februar 1913.
Frau Maria Wwe. Kapferer,
Private.
Geb. 9. Sept. 1831.
Gest. 18. Dez. 1914.