Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung

Jg.1907

- S.30

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Einige Jahre später nahm ein um das öffentliche Leben in
Innsbruck wohlverdienter Mann, Herr Gustav Riegl, die Re‐
organisation der Sanitätsabteilung unserer freiwilligen Feuerwehr
in die Hand. Es glückte ihm in Herrn Dr. Kölner einen Arzt
zu finden, welcher mit Begeisterung auf seine Ideen einging. Gar
bald wuchs aus der alten Sanitätsabteilung eine gut ausgebildete
Jungmannschaft tüchtiger Sanitätsmänner heran.
Schon damals wurde der Gedanke lebhaft besprochen, die
Sanitätsabteilung der Feuerwehr nach dem Muster deutscher
Städte zum ständigen Rettungsdienste auszubilden und in diesem
Dienste erblickten die eifrigen Sanitätsmänner ihr ideales Ziel.
Die Übersiedlung Riegls nach München und verschiedene andere
Schwierigkeiten ließen die Verwirklichung dieses Planes nicht so
schnell erreichen, als mancher es wünschen mochte. Will ja jede
gute Sache nach einem alten Sprichworte „Weile haben“. In‐
zwischen war aber die Abteilung unter der Leitung ihres uner‐
müdlichen Obmannes Herrn Amadens Simath keineswegs müßig
gewesen. Seit dem Jahre 1897 hielt Herr Dr. Otto Kölner fast
alljährlich 30—40=stündige eigene Unterrichtskurse über erste Hilfe‐
leistung, welche sich eines zahlreichen Besuches von Feuerwehr‐
männern aller Kompanien und der Feuerwehren von Wilten und
Hötting erfreuten, ja sogar von solchen aus Mils und Hatting
besucht wurden. So wurde ein tüchtiger Grundstock für die zu
errichtende Rettungsabteilung gebildet, welche immer noch das an‐
zustrebende Ideal für die Sanitätsabteilung blieb.
Unter ihrem gegenwärtigen Obmanne, Herrn Leo Stainer, ist
es der Abteilung gelungen, nachdem er die Pläne seiner Vor‐
gänger mit Ernst aufgriff, sie endlich auch zur Verwirklichung zu
bringen.
In der am 11. Oktober 1906 stattgehabten Sanitätsabteilungs‐
Versammlung beim „Schwarzen Adler“ zu welcher nebst sämt‐
lichen Sanitätsmännern auch der Urheber des Gedankens der
Gründung einer Rettungsabteilung im Körper der freiw. Feuer‐
wehr Innsbruck, Branddirektor Herr Viktor Baron Graff, er‐
schienen war, wurden die Vorberatungen zur Gründung derselben
gepflogen.
5
Der Feuerwehrkorpsarzt Herr Dr. Otto Kölner stellte den
Antrag, eine Studienreise zu unternehmen. Herr Edmund Lorenz
empfahl die Besichtigung des Sanitäts=Pavillons des Roten Kreuzes
auf der Landes=Jubiläumsausstellung in Nürnberg, sowie der frei‐
willigen Sanitätshauptkolonne dortselbst. Ebenso sollten die Ret‐
tungsgesellschaften von Linz und Wien einem eingehenden Studium
unterzogen werden. Als Reiseteilnehmer wurden gewählt: Korps‐
arzt Dr. Otto Kölner, Obmann Leo Stainer und Sanitätsmann
Ferdinand Nessler jun. Dieselben fuhren sodann am Samstag
den 13. Oktober 1906 nach Nürnberg, wo sie um 8 Uhr abends
ankommend, vom Wachkommandanten der dortigen Sanitätskolonne
Herrn Adam Geitner und dem Abteilungsführer Herrn Johann
Ramsteck in liebenswürdigster Weise begrüßt wurden. Dieser Abend
wurde mündlichen Besprechungen über Organisation und Tätigkeit
der Nürnberger Sanitätskolonne gewidmet.
Am darauffolgenden Tage (Sonntag, 14. Oktober 1906) wurde
der Sanitätspavillon auf der Landes=Jubiläumsausstellung und am
Montag die Sanitätshauptwache besichtigt. Durch das besonders
freundliche Entgegenkommen der oben genannten Herren, sowie der
ständigen Sanitätsmänner konnten umfangreiche Kenntnisse erworben
werden, welche bereits am hiesigen Platze ihre beste Verwertung
zum Wohle der Bevölkerung fanden.
Am Montag, den 15. Oktober 1906 nachmittags fuhren die
Delegierten nach Linz, wo sie vom dortigen Korpsarzte, Herrn
Dr. Klemens Zehenter, ebenfalls in liebenswürdigster Weise auf‐
genommen wurden, welcher den Weg zum Feuerhause, wo die
Rettungsgesellschaft untergebracht ist, mit einer Alarmierung der‐
selben verband. Es wurden auch dort wie in Nürnberg die Ein‐
richtungen genauestens besichtigt und konnte noch viel Interessantes
und Neues gesehen werden.
Die Weiterreise nach Wien machte Herr Dr. Kölner allein,
da den beiden anderen Delegierten die Zeit zu kurz bemessen war.
Auch in Wien fand Herr Dr. Kölner das liebenswürdigste
Entgegenkommen von Seite des Chefarztes der Wiener freiwilligen
Rettungsgesellschaft, Herrn Dr. Charas, welcher gleich beim Em‐