Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1883
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sind, den an uns herantretenden Anforderungen gerecht zu werden;
denn tüchtige Schulung, strenge Disciplin und festes, einmüthiges
Zusammenhalten sowohl in der Stunde der Gefahr als im trauten
Kreise werden es uns auch fernerhin ermöglichen, auf der einmal be‐
tretenen Bahn ehrenvoll und unentwegt weiter zu schreiten.
Darum, werthe Feuerwehrkameraden, haltet stets unerschütterlich
fest an unserem schönen Wahlspruche:
„Einer für Alle,
Alle für Einen.“
Denn nur dann können wir eventuellen Gefahren in dem nun be‐
ginnenden Jahre unbesorgt und kalten Blutes in"s Auge schauen.
Dies vorausgeschickt lassen wir nun das abgelaufene Jahr Revue
passiren und geben in zeitfolgemäßiger Aufzeichnung ein möglichst voll‐
ständiges Bild aller jener Vorkommnisse in unserem Körper, die
einigermaßen von Interesse sind.
Am 6. Jänner fand unser Christbaumfest in den Redouten‐
lokalitäten statt, welches derart zahlreich, und zwar von allen Klassen
der hiesigen Bevölkerung besucht war, daß in den geräumigen Lokali
täten schon um 8 Uhr kaum mehr ein Plätzchen zu bekommen war.
Nach einer kurzen Begrüßung durch unseren Oberkommandanten
Herrn Viktor Baron Graff begann die Verlosung des mit circa 500
mitunter sehr schönen und werthvollen Gewinnsten ausgestatteten Glücks
topfes. Gezogen wurde bis gegen Mitternacht lebhaft und war das
Reinerträgniß dieses Festes ein sehr zufriedenstellendes, was um so
erwünschter war, als dadurch unsere — in Folge des vorjährigen
großen Feuerwehrfestes — gänzlich erschöpfte Regiekasse wieder lebens‐
fähig gemacht wurde.
Das schöne Fest, welches auch von Sr. Excellenz dem Herrn
Statthalter Freiherrn v. Widmann, dem Herrn Landeshauptmann
Dr. Franz Ritter v. Rapp und dem Herrn Bürgermeister Dr. Falk
mit einem Besuche beehrt wurde, verlief ohne die geringste Störung
und trug den Stempel innigster Harmonie und Zufriedenheit, wozu
die von unserer Musikkapelle mit anerkennenswerthem Eifer und Ge‐
schick zur Geltung gebrachten Vorträge wesentlich beitrugen.
Am 8. Jänner: Kommandantschaftssitzung.
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Am 16. Jänner um 2 Uhr Nachmittag fand vor dem Fleisch‐
bankgebäude eine Probe mit der bei der Firuta Krauß & Comp. in
München bestellten Dampfspritze statt.
Zur besseren Beurtheilung der Leistungsfähigkeit der Dampf‐
spritze war auch unsere Landfahrspritze mit der entsprechenden Mann‐
schaft aufgefahren.
Achtzehn Minuten, nachdem das Feuer unter dem Dampfkessel
angezündet worden war, hatte derselbe 9 Atmosphären Spannung
und die Arbeit der Maschine begann unter zeitweiligem weithin hör
barem Gebrumme, dessen Lufterschütterung in der Nähe auszuhalten
gute Ohren und eine gute Brust erfordert. Es wurden zuerst vier
Schläuche mit Mundstücken des gewöhnlichen Kalibers unserer Feuer‐
wehr angeschraubt. Mit diesen wetteiferte die Landfahrspritze und der
Strahl der letzteren überstieg um etwas die Strahlen der Dampf
spritze; doch ist zu berücksichtigen, daß bei letzterer vier Wasserstrahlen
zugleich arbeiteten, während die erstere ihre ganze Kraft auf einen
einzigen Strahl konzentrirten, und daß die Wassermenge, die aus
jedem einzelnen der vier Schläuche der Dampfspritze ausgespieen wor‐
den ist, trotz des gleichen Kalibers der Mundstücke bedeutend größer
war, als die der Landfahrspritze. Menschenkraft kann eben mit der
Kraft des Dampfes nicht konkuriren, und der Wettkampf wurde denn
auch bald eingestellt, als die Dampfmaschine mit nur zwei Schläuchen,
deren jeder aber ein Mundstück mit 27 Millimeter Oeffnung hatte,
ihre Thätigkeit fortsetzte. Die mächtigen Strahlen flogen von der
Straße aus weit über das Dach des Ursulinenklosters hinauf, und
vollends erst, als die beiden Schläuche vereinigt in ein Mundstück
mit einer Oeffnung von 32 Millimeter mittels eines Wechsels geleitet
wurden, zeigte es sich wie vergeblich ein Wettkampf der menschlichen
Kraft gegen die Riesenstärke des Dampfes wäre. Der imposante
Strahl warf seine Wassergarben über den Thurm des Ursulinen
klosters hinaus. Hierauf wurde die Maschine an den Junquai hinter
dem Landesgerichtsgebäude gebracht, um ihre Sangkraft zu erproben.
Sie hob das Wasser aus dem Inn auf eine Höhe von 6½ Meter
und warf noch das heraufgepumpte Wasser auf das Dach des Landes‐
gerichtes, eine Leistung, die über den Vertrag ging. Die Maschine
hält die Dampfspannung lange aus.