Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1883
- S.14
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Es waren fröhliche Stunden, und nur allzu rasch waren sie ent‐
schwunden.
Am 26. August fand in Folge Beschlusses des X. Delegirten‐
tages der deutschtirolischen freiwilligen Feuerwehren vom 14. August
1882, der XI. Delegirtentag des genannten Verbandes wieder in un‐
seren Mauern statt.
Schon um 6 Uhr früh durchzog die Feuerwehrkapelle mit klin‐
gendem Spiele die Straßen der Stadt, wodurch der XI. Delegirten‐
tag offiziell seinen Anfang nahm. Schlag 8 Uhr erschien die brave
Kapelle im Hofgarten und trug den dort zu einem Frühschoppen ver‐
sammelten Delegirten heitere Weisen vor und um 9 Uhr begaben sich
die letzteren in den Sitzungssaal des hiesigen Rathhauses, wo um
9½ Uhr die Sitzung durch den Gauverbandsvorstand Herrn Dr. Otto
Stolz aus Hall eröffnet wurde.
Derselbe konstatirte am Beginne der Sitzung, daß der Verband
gegenwärtig 53 Feuerwehren zählt, von denen 33 bei dieser Sitzung
durch Delegirte vertreten waren. Nach Genehmigung der Rechen‐
schaftsberichte referirte der Oberkommandaut der hiesigen freiwilligen
Feuerwehr, Baron Graff, über das von der hiesigen Kommandantschaft
umgearbeitete, den Forderungen der Jetztzeit angepaßte Exercierregle‐
ment, welches bei den Verbandsfeuerwehren eingeführt werden soll
und bemerkte, daß dasselbe den Delegirten Nachmittags von der hiesigen
Feuerwehr mit allen ihr zu Gebote stehenden Requisiten ad oculos
demonstrirt werde.
Auch wurde über Antrag des Referenten beschlossen, antogra‐
phierte Exemplare des Exercierreglements an die Kommandantschaften
der Verbandsfeuerwehren hinauszugeben, welche dann dieselben wieder
binnen Monatsfrist, versehen mit ihren Gutachten, an den Gauver‐
bandsausschuß einzusenden haben.
Zum dritten Punkte der Tagesordnung, betreffend die Heran‐
ziehung sämmtlicher in Deutschtirol funktionirender Assekurranzgesell‐
schaften zur Beitragsleistung an die Feuerwehrunterstützungskasse, wurde
über Antrag des Herrn Vorsitzenden beschlossen, den Brutto=Prämien
ertrag als Grundlage zur Bestimmung der Höhe des Beitrages zu
nehmen, sich jedoch noch vorher bei anderen Gauverbänden diesbezüg‐
lich genauer zu informiren.
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Betreffs der nach § 46 F. P. O. zu installirenden Feuerlösch‐
inspektoren, wurde der von mehreren Herren Delegirten kombinirte
Antrag angenommen: es haben die Verbandsfeuerwehren jedes politi‐
schen Bezirkes, respektive deren Kommandantschaften in Bälde zu einer
Konferenz sich zusammenzufinden und über eine Person sich zu einigen,
welcher sie das Amt eines Feuerlöschinspektors in dem Bezirke über‐
tragen wissen möchten und den Namen desselben sogleich dem Ver‐
bandsausschusse bekannt zu geben.
Im weitern Verlaufe der Sitzung wurde über Antrag der Re‐
visoren, der Herren Wilhelm Seidner aus Brixen und I. Hackh aus
Schwaz, dem letztjährigen Verbandsausschusse hinsichtlich der Kassa‐
gebarung das Absolutorium ertheilt. Per acclamationem wurde so‐
dann der Vorsitzende als Delegirter zum XII. deutschen Feuerwehrtag
in Salzburg gewählt.
Nachdem noch Imst als Vorort für den nächsten XII. Dele‐
irtentag und die Herren Josef Stubmair, August Schweighofer, Josef
Rokita aus Imst, Dr. Otto Stolz aus Hall, Viktor Baron Graff,
Josef Melzer und Anton Nußbaumer als Gauverbandsausschüsse ge‐
wählt waren, wurde die Sitzung unter den üblichen Ceremonien ge‐
schlossen, worauf man sich zum gemeinsamen Mittagsmahle in den
Garten zum „grauen Bären“ begab, wo man bis 3 Uhr weilte, um
dann der Uebung der Innsbrucker Feuerwehr beizuwohnen.
Diese war in ihrer Gesammtstärke in voller Ausrüstung auf den
Prügelbau“ ausgerückt. Mit jedem Requisit, von der Abprotzspritze
bis zum Mauerbock und Selbstretter, wurde einzeln und abtheilungs‐
weise nach dem umgearbeiteten Reglement exercirt und den Herren
Delegirten auf Wunsch jede Auskunft ertheilt. Besonders haben das
sogenannte Rettungstuch und ein von einem Mitgliede der hiesigen
Feuerwehr erfundener Selbstretter, womit sich drei Personen zugleich
an einer Leine vom höchsten Stockwerke herablassen können, gefallen.
Nach Beendigung der Exercitien am „Prügelbau“, rückte die
gesammte Feuerwehr zu einem Angriff auf die Fleischbank und die
umliegenden Häusern ab. Es wurde mit dieser Schauübung den an‐
wesenden Delegirten ein Gesammtbild geboten, woraus zu ersehen war,
wie sich die Sache ausnimmt, wenn alle Requisiten gleichzeitig in
Thätigkeit sind. Mit gewohnter Präzision waren die Leitern gestellt,
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