Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1882
- S.27
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Feuerwehr und die Bürger der Stadt Innsbruck. An diesem Abend
circulierte auch ein prächtiger aus Zinn ausgeführter Ehrenbecher
den die Feuerwehr von Kufstein der hiesigen zum Geschenke gemacht
hatte.
III. Festtag, am 15. August.
Der heutige dritte Festtag begann wieder mit Tagreveille von
der in diesen Tagen gar sehr in Anspruch genommenen Feuerwehr‐
Kapelle. Im Laufe des Vormittags begannen dann im Turnhofe und
auf dem Platze vor und neben der Turnhalle die Uebungen mit den
ausgestellten Geräthen. Am meisten zogen hievon das Publikum die
Versuche mittelst des Löschpulvers „Securita“ der Herren Mallet und
Suntheimer in Augsburg und mittelst des imprägnierten Holzes von
Konrad Gautsch in München an. Ein großer mit Petroleum begossener
Holzstoß wurde in Flammen gesetzt und nachdem er 5 Minuten ge‐
brannt, mittelst zwei kleinen Handspritzen (Annihilatoren) mit der in
Wasser aufgelösten „Securitas“ binnen 3 Secunden und mit etwa
15 Liter der Lösung so gänzlich gelöscht, daß das neuerdings mit
Petroleum übergossene Holz nicht mehr in Brand gesetzt werden konnte,
ein Erfolg, der allgemein überraschte. Den Rest der Lösung stellte
Herr Mallet der Innsbrucker Feuerwehr zur Verfügung. Das Lösch‐
pulver ist säurenfrei, macht keinen Niederschlag und die Lösung gefriert
erst bei 20° Kälte. Eine Büchse mit 10 Kilo Pulver zu 100 Liter
Wasser, kostet circa 5 fl., die Annihilatoren 45 bis 125 fl. Herr
Konrad Gautsch hatte zwei mit je 80 Kilo Hobelspänen gefüllte Häuser‐
Gerippe, das eine aus weichem, das andere aus ebensolchem aber im‐
prägniertem Holze in Brand gesteckt. Das erste brannte in hell‐
prasselnder Flamme rasch vollständig nieder, während beim zweiten wohl
die Hobelspäne eine gewaltige Flamme machten, das Gerippe selbst
ober nur ganz langsam und ohne Flamme verkohlte, woraus also leicht
der große Vortheil der Imprägnierung nach Gautsch"schen System zu er‐
sehen ist. Den Schluß dieser Abtheilung des heutigen Festprogrammes
bildete die sehr befriedigende Probe der Dampfspritze beim Stadtthurm.
Ausflug nach Hall.
Während noch die zur Probe hier in Ausstellung befindliche
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Dampfeuerspritze mächtige Strahlen über die Gallerie des Stadt‐
thurmes und die Herzog=Friedrichstraße entlang sandte, marschierte
unsere Feuerwehrmusik vom Festplatze weg auf den Bahnhof, wo sich
eine unzählbare Menschenmenge eingefunden, um unser freundnachbar‐
liches „Hall“ zu besuchen. Als der lange Zug in Hall am Bahnhofe
einfuhr, wurde er von den Klängen der trefflichen Salinenkapelle an
der Spitze der Haller Feuerwehr in voller Rüstung empfangen. In
einer unabsehbaren Reihe wurde sofort unter fröhlichen Zurufen der
Einzug unter dem abwechselnden Spiele der beiden Kapellen in das
festlich geschmückte und beflaggte Hall bewerkstelligt bis auf den Douane‐
platz, wo der Hochquellbrunnen seinen imposanten Strahl bei 80 Fuß
in die Höhe warf. Dort bildeten die anwesenden Innsbrucker Feuer‐
wehrmänner im Vereine mit den aus weiter Ferne herbeigekommenen
Kameraden ein staatliches in seiner bunten Färbung einen hübschen
Anblick gewährendes Spalier, in dessen Grenzen bald die Haller Feuer‐
wehr mit ihren Geräthen hineinbrauste und der dicht gedrängt den
großen Platz füllenden Menge eine Schauübung an der südlichen Häuser‐
fronte vorführte, die als sehr gelungen bezeichnet werden könnte, wenn
nicht, wie es hieß, infolge der noch unvollendeten Wasserleitung, eine
Abtheilung Steiger etwas länger als nothwendig am Dache auf das
ersehnte Naß hätten warten müssen. Nach beendeter Uebung bewegte
sich der Zug zum „Sterngarten,“ der im Augenblick bis auf das letzte
Plätzchen besetzt war. Ein gemütliches Treiben entwickelte sich nun
hier, gehoben und gefördert durch die vielen und schönen Piecen, welche
die Salinen=Kapelle zum Besten gab. Daß der Wirtin es an Gläsern
und Krügen mangelte, genierte die wackern Feuerwehrmänner nicht im
geringsten, denn sie wußten sich durch Häfen, Schüsseln 2c. zu behelfen
und gaben sich nur um so mehr der Freude hin, die die herrschende
Feststimmung mit sich führte. Ebenso ging es im Neuwirtsgarten, wo
die Innsbrucker=Kapelle, die um 4 Uhr die nach Osten abdampfenden
Feuerwehrgäste an den Bahnhof begleitet hat, ihre lustigen Weisen er‐
tönen ließ. Ueberhaupt herrschte ein so fröhliches, gemütliches Leben
in Hall, daß die ältesten Leute versicherten, so angenehm sei es in Hall
seit Menschengedenken nicht gewesen, und was die Hauptsache ist, es
ist nicht die geringste Störung vorgekommen. Die Feststimmung wurde
noch gehoben dadurch, daß bei der nach 4 Uhr vor dem Bärenwirts‐
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