Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung

Jg.1882

- S.25

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freundlich auf der östlichen Höhe gelegenen Schlosse Ambras hin.
Bald war in Innsbruck kein Wagen mehr zu finden, denn alle waren
von Besuchern dieses Sitzes seltener Kunstschätze in Beschlag ge‐
nommen.
Ein fröhliches buntes Gewimmel entwickelte sich im geräumigen
Schloßhofe.
Von der durcheinander gewürfelten Schaar der Feuerwehrmänner
und ihrer Begleiter sonderten sich von Zeit zu Zeit geordnete Gruppen
zu ungefähr einem Dutzend und noch mehr ab, welche dann der Reihe
nach die Sammlungen und Sehenswürdigkeiten des Schlosses be‐
suchten.
Die zwei großen Waffensäle, der bekannte spanische Saal und
die Kunstschätze im oberen Schlosse waren der Gegenstand sowohl der
Neugierde von den Laien auf dem Gebiete der Kunst und Wissen‐
schaft, als auch der forschenden und beurtheilenden Bemerkungen der
Kenner und Fachmänner.
Nach dem Besuche des Schlosses sollte von da nach dem Pro‐
gramme der Aufstieg auf die Lanserköpfe unternommen werden. Sei
es nun, daß viele von dem Festzuge am Vortage und von dem Herum‐
gehen bei Besichtigung der Sammlungen ermüdet waren, oder sei es,
daß die Unlust an dem Wetter— in den Nachmittagsstunden zogen
mehrere, wenn auch nicht starke Strichregen über die Gegend hin —
die Freude auf den Genuß der Natur auf dem herrlichen Aussichts‐
punkte zerstört hatte; Thatsache ist, daß verhältnißmäßig nur wenige
von den Besuchern den Weg durch den Wald nach den Lanserköpfen
einschlugen, die meisten es aber vorzogen, wieder nach Innsbruck
zurückzukehren.
Auch die Zahl des Publikums, das von der Stadt aus unmit‐
telbar auf die Lanserköpfe gekommen war, wäre ohne sonderlich große
Mühe zu ermitteln gewesen. Wiederholte Strichregen, das verspätete
Eintreffen des Bierwagens, der auf einem verfehlten Wege im Sumpfe
stecken geblieben war, und die Ahnung, daß bei solchen Umständen da
oben auf der Höhe nichts besonderes „los sein“ werde, mag manche
Angekommene wieder veranlaßt haben, alsbald nach der einen oder
anderen Seite der Lanserköpfe wieder abzuschwenken. Es war aber
auch wirklich nichts los.
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Die in diesen Tagen überangestrenge Musikkapelle der hiesigen
Feuerwehr spielte auf der Höhe ein Stück, zerstreute sich dann unter
die Anwesenden und verlor sich allmählig in die Büsche, ohne je wieder
gesehen zu werden.
Nachdem der Bierwagen trotz aller Hindernisse von den vier
vorgespannten kräftigen Gäulen auf die Höhe befördert worden war;
nachdem die Glücklichen, welche schon seit einer Stunde mit dem leeren
Bierkruge in der Hand wartend, auf das „Anzäpfen“ sich nach dem
schäumenden Gerstensaft sehnten, endlich auch ihren Durst löschen
konnten, während bei dem Mangel an „Geschirr“ die größere Hälfte
lechzend zuschauen konnte; nachdem auch ein erneuter Regenguß die
Gesellschaft für das innere Anfeuchten von außen entsprechend vor‐
bereitet hatte, ließ sich auch wieder auf kurze Zeit ein freundlicher
Sonnenstrahl blicken. Dennoch wollte keine eigentliche Feststimmung
unter der Menge zum Durchbruche kommen.
Die Turnerjungen, die sich da oben herumtummelten, und auch
da oder dort zu ihrem speciellen Vergnügen ein „Lagerfeuer“ auf‐
machten; der Jägersmann, der mit seinem frisch geschossenen Nuß‐
häher auf einer Stange für den Augenblick die Aufmerksamkeit der
müßigen Menge auf sich zog, ohne sie bleibend zu fesseln; die impro‐
visierte Festfahne mit dem aufgekohlten Münchner Kindlein im grauen
Felde; die Vorkehrungen einiger Feuerwehrmänner zum Fackelzuge
durch Füllung der Petroleumfackeln, alle diese kleinen Episoden ver‐
mochten nicht, die theils durcheinander schwärmenden, theils sich la‐
gernden Gruppen bei dem Anblicke des trüben Himmels und des im
Oberinnthal und Stubaithal neu sich zusammenziehenden Gewitters
zu einem richtigen Animo zu erwärmen. Erst die Kletterübungen
einiger Turnerjungen an der hohen Signalstange mit ihrer blechernen
Wetterfahne, welche einige derselben unter den ermunternden Zurufen
der Menge auch wiederholt bis zur Spitze erkletterten und dann
wieder mit großer Schnelligkeit und Sicherheit herabrutschten, brachte
ein klein wenig Leben in die Gesellschaft, von der sich aber im Ver‐
laufe der paar Stunden nach kurzem Aufenthalte gar manche schon
verabschiedet hatten.
Die bereits stark gelichtete Schaar der allzeit Getreuen bei diesem
Feste ordnete sich schnell, als aus dem Stubaithal das Gewitter