Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.100_
- S.5
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Gesamter Text dieser Seite:
60 Jahre besteht die Berufsfeuerwehr der Landeshauptstadt Innsbruck, die
Freiwillige Feuerwehr bereits 100 Jahre. Das Doppeljubiläum sollte im Jahre
1957 festlich begangen, mußte aber auf das Frühjahr 1958 verlegt werden. Den
Anlaß zu dieser Verschiebung gab das unerwartete Ableben des allseits geschätzten
und beliebten F euerwehr-Bezirkskommandanten, Gemeinderat Hans G e y r.
Der Verstorbene stand sowohl bei der Berufs- als auch bei der Freiwilligen Feuer‐
wehr in großem Ansehen, wir bedauern seinen tragischen Abgang sehr. Sein stets
aus gleichendes Wesen hatte zwischen den beiden Feuerwehren ein ausgezeichnetes
Verhältnis geschaffen. Zu seinem Nachfolger wurde Hans K u e n gewählt. So
weit ich den „Neuen“ kennengelernt habe, haben die Feuerwehr-Kommandanten
eine gute Wahl getroffen.
Als Verantwortlicher für das Feuerwehrwesen in Innsbruck kann ich es mir
ersparen, auf die Leistungen der Feuerwehren besonders hinzuweisen, die diese
seit ihrem Bestehen erbracht haben. Dies geschieht sicherlich aus berufenerem
Munde. Auf Grund meiner zwölfjährigen Funktion als Vizebürgermeister der
Landeshauptstadt Innsbruck hatte ich reichlich Gelegenheit, an der Tätigkeit der
Berufs- als auch der Freiwilligen Feuerwehren Anteil zu nehmen. Ich habe große
Achtung vor den vielen jungen freiwilligen Feuerwehrmännern, die die Mühen
der Schulung nicht scheuen, um im Falle eines Brandes oder einer Brandgefahr,
manchmal unter Einsatz ihres Lebens, ihre Pflicht zu tun. Ich habe aber noch
größere Achtung vor den Älteren, die bereits Jahrzehnte im Dienste der Feuer‐
wehren stehen und heute noch Vorbild für die Jüngeren sind. Es ist mir immer
eine besondere Genugtuung, wenn ich einem alten Feuerwehrmann die wohlver‐
diente Medaille an die Brust heften und ihm mit einem Händedruck für seine
Opferbereitschaft aufrichtig danken kann.
Seit der Gründung der Feuerwehren bis zum heutigen Tage hat sich auf
technischem Gebiete viel verändert und damit selbstverständlich auch auf dem
Gebiete der Brandbekämpfung. Es war unausbleiblich, daß sich durch die Ent‐
wicklung der Stadt Innsbruck und der damit bedingten Erhöhung der Brand‐
gefahren, aus den Freiwilligen Feuerwehren eine Berufsfeuerwehr entwickeln
mußte. Diese steht immer noch in ihrer Entwicklung.
Für eine 100.000-Einwohner-Stadt, wie sie Innsbruck darstellt, ist dieses
Korps mit seinen 60 Männern zu klein. Dadurch kommt jeder einzelne Feuer‐
wehrmann auf eine Dienstzeit von 84 Stunden pro Woche — ohne Rücksicht
auf Sonn- oder Feiertage. Der Gemeinderat der Landeshauptstadt Innsbruck hat
für die Belange der Feuerwehren stets volles Verständnis gezeigt, doch bedarf die
ungenügende Stärke der Berufsfeuerwehr dringender Abhilfe. Durch die erhöhte
Einsatzbereitschaft jedes einzelnen Mannes war die Berufsfeuerwehr bisher nach
erfolgtem Alarm immer raschest auf dem Brandplatz im Einsatz; ihre Leistungen
wurden auch allseits anerkannt. Dazu kommt, daß der Dienst nicht nur schwer,
sondern auch mit großen Gefahren verbunden ist.
Die Feuerwehr ist neben ihrer hervorragenden Arbeit für die Brandbekämp‐
fung auch sonst in allen Nöten hilfsbereit und ist bekanntermaßen „das Mädchen
für alles“.
Mit meinem Dank an die 60 Berufs- und 400 freiwilligen Feuerwehrmänner
verbinde ich die Bitte, so wie bisher auch weiterhin in kameradschaftlicher Ver‐
bundenheit ihre Pflicht zu tun und damit Leben, Gesundheit, Hab und Gut ihrer
Mitmenschen zu schützen.
HANSFLÖCKINGER
1. Vizebürgermeister der Landeshauptstadt Innsbruck
Wenn die Feuerwehr Innsbrucks in diesen Tagen ihren 100jährigen Bestand
feierlich begeht, so ist dies für die Tiroler Landesregierung ein willkommener An‐
laß, an diesem Fest glückwünschend teilzunehmen. Die Männer einer Freiwilligen
Feuerwehr zeigen immer, daß sie noch Ideale besitzen und daß sie die Kamerad‐
schaft und Hilfe für den Nächsten hochhalten. Die Feuerwehrmänner Innsbrucks
haben, sooft der Notruf an sie erging, ihren Einsatz in Brand- und Katastrophen‐
fällen unzählige Male auch auf die nähere und weitere Umgebung von Innsbruck
ausgedehnt.
Einem Jahrhundert selbstloser, opferbereiter und werktätiger Nächstenliebe
zum Schutz des Lebens und Eigentums gegen die zerstörende Macht der Elemente
gebührt Anerkennung und Dank des ganzen Landes, den ich mit dem Glückwunsch
und der Hoffnung verbinde, die Feuerwehr der Stadt Innsbruck möge auch im
zweiten Jahrhundert ihres Bestandes und ihres Wirkens ihre segensreiche Bestim‐
mung erfüllen, Gott und sich selbst zur Ehr’, dem Nächsten zur Wehr!
DR. HANS TSCHIGGFREY
Landeshauptmann von Tirol
Es ist ein Glück, wenn wir Mitglieder einer Feuerwehr sein dürfen, wenn wir
für eine mit so großen und schönen Aufgaben betraute Organisation arbeiten kön‐
nen. Die ehrliche Ausübung dieser Tätigkeit ist dem Feuerwehrmann Erfüllung
und Genugtuung seiner Lebensanschauung. Ein aufrechter Mann, der gewillt ist,
für die Gemeinschaft des Nächsten etwas zu tun, wird hiefür auch dann noch Zeit
finden, wenn er auch noch so viel in seinem Beruf beschäftigt ist; denn hiezu be‐
rufen "sind gerade die Tüchtigen, Fleißigen und Treuesten.
Eine große Feuerwehr feiert den hundertjährigen Bestand. Für dieses Fest
besteht im ganzen Land größtes Interesse und freudigste Zustimmung. Und
warum sollen wir uns nicht freuen, wenn eine brave Feuerwehr auf 100 Jahre
erfolgreicher Tätigkeit und treuer Pflichterfüllung zurückblicken kann.
Ich selbst gedenke in Dankbarkeit der großen Pionierarbeit der Feuerwehr
Innsbruck, der zahlreichen Einsätze und Hilfeleistungen im Land und der jeder‐
zeitigen kameradschaftlichen Hilfsbereitschaft für alle Bedürfnisse der Feuerweh‐
ren Tirols.
DIPL.-ING. ANTON ORGLER
Landes-Feuerwehrkommandant