Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung

Jg.Verh

- S.5

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Wie schon eingangs erwähnt, trifft an vielem aber nicht
nur die Wehren die Schuld, es gibt auch Gemeinden, welche
der Feuerwehr nicht das geringste Interesse entgegenbringen
und stets nur verschlossene Ohren und Kassen hiefür haben.
Hier soll wieder getrachtet werden, bei Gemeindewahlen Ver‐
treter hineinzubringen die auch Feuerwehrmänner sind, nicht
um die Kassen zu Zwecken der Feuerwehr zu stürmen, sondern
damit sie anderen Funktionären klarmachen, daß jede Gemeinde
falsch tut, wenn sie bei notwendigen Anschaffungen von Lösch‐
geräten, Wasserbassins und Instandhaltung der Gerätehäuser
spart, da sich dieses Sparsystem bitter rächen kann. Man
kann von einer Wehr nicht verlangen, daß sie mit schlechten
und wenigen Geräten das leisten soll, für was sie später die
Verantwortung zu tragen hat.
Ich verweise hier nur auf die Wasserleitungen und Hoch‐
druckanlagen, nicht zuletzt auf die Erniedrigung der Prämien‐
zahlungen bei den Brandversicherungen die ebenfalls nur bei
einer gutfundierten Wehr mit guten Wasseranlagen Platz greift.
Deshalb bitte ich sie alle zu trachten mit den Gemeinde‐
sunktionären im guten Einvernehmen zu arbeiten, damit sich
bei notwendigen Anschaffungen keine Verzögerungen und künst‐
liche Verschleppungen einstellen.
Eine noch viel zu wenig beachtete, jedoch schwerwiegende
Krisis scheint sich (besonders auf dem Lande) in unsere
Wehren einzuschleichen und das ist das Fehlen der Jugend.
Der Krieg mit seinen Auswirkungen brachte dies und auch
hier muß Abhilfe geschaffen werden. Die Jugend ist für den
Eintritt zur Feuerwehr zu werben und zu interessieren. In
den kurzen 2½ Jahren, die ich nun hinausgehe, konnte ich
ersehen, daß eine Interesselosigkeit bei den Ortsbewohnern
und dabei wieder hauptsächlich in der Jungmannschaft herrscht.
Es gibt Wehren, deren Mannschaft nur aus Leuten über
37 Jahren alt besteht und von diesen noch die Hälfte über
47 Jahre alt sind. Junge Leute sind in jedem Orte genü‐
gend vorhanden, jedoch nur um bei Uebungen und Inspizier‐
ungen als Zuschauer im Wege zu stehen oder um gar die Väter
(die sich nicht schämen im Feuerwehrrock „Habt acht“ zu
stehen, wie es ihnen gelernt wurde) auszulachen und zu ver‐
höhnen.
Ueber Anfrage beim Bürgermeister oder Feuerwehr‐
kommandanten, warum solche Leute nicht zum Feuerwehr‐
dienste herangezogen würden, erklärten mir diese, daß mit den
jungen Leuten nichts zu machen sei: Diese wollen sich ganz
einfach unter kein Kommando stellen um ihr zügelloses Leben
weiterzuführen. Die alten Leute stehen machtlos der Jugend
gegenüber. Höchstens dort, wo der Vater noch imstande ist
über seinen Sohn eine gewisse Gewalt auszuüben, bringt er
ihn zur Wehr. Er geht widerwillig und das Interesse, wel‐
ches der gute Sohn für den Wehrkörper sodann aufbringt,
ist leicht verständlich.
Hier ist, es meines Erachtens nach, Pflicht der Landesregier‐
ung und des Landesverbandes irgend etwas zu schaffen. Denn
geht die Interesselosigkeit unserer Jugend in diesem Maße
weiter, dann könnte es in kurzer Zeit der Fall sein, daß
mancherorts keine schlagkräftige Wehr mehr existiert.
Was nützt die Befugnis der Feuerpolizeiordnung, die
dem Bürgermeister das Recht gibt, Leute zur Arbeit heran‐
zuziehen. Wer wird die Geräte im Brandfalle aus den Maga‐
zinen holen? Wer wird sie ordnungsgemäß bedienen? Hier
wäre dem Bürgermeister eine weit größere Befugnis zu er‐
teilen, damit er solche Faulenzer im Orte, auch schon früher,
nicht erst im Ernstfalle zur Schulung heranziehen kann.
Ein Mensch der aus Faulheit und Dummheit den Schutz
seiner Heimat vergißt, verdient nicht mehr als Gewalt. Und
gerade diese Leute sind es, die das Zigarettenrauchen in Stall
und Heustadel vornehmen, dadurch zur Feuersgefahr bedeu‐
Für den Ausschuß &
Margreiter e. h.
Schriftführer.
tend beitragen und wäre hier ein neuerliches Verbot und eine
strenge Bestrafung sicher am Platze. (Beifall.)
Obmann Scheran dankte nunmehr den beiden Löschinspek‐
toren für ihre große Mühewaltung, bat sie um weitere Mit‐
arbeit und forderte die Wehren auf. Anordnungen der Lösch‐
inspektoren unbedingt Folge zu leisten.
Meixner (Ellbögen) unterstützt die Anregung des Lösch‐
inspektors Dialer wegen des Rauchverbotes in Ställen und
Scheunen, worauf Direktor Bachmann (Landesbrandschaden‐
Versicherunganstalt) der Tagung bekanntgab, daß das Rauch‐
verbot für diese Übikationen noch immer bestehe. Gleichzeitig
teilte er in Erwiderung eines Antrages des Löschinsp. Hotter,
das Rauchen bei starkem Winde im ganzen Orte zu verbieten
mit, daß ein derartiges Verbot nur in Form eines Ortsver‐
botes (durch den betreffenden Bürgermeister) erlassen werden
könne. Meixner (Ellbögen) dankte Herrn Direktor Bachmann
für seine Aufklärungen und bat ihn um Mithilfe bei Abstellung
des gefährlichen Rauchens in den vorgenannten Objekten, mit
dem Wunsche, daß sich sowohl die Gendarmerie als auch die
Gemeinden besser um die Einhaltung des Verbotes annehmen
mögen
Obmann Scheran dankte nun Herrn Direktor Bachmann.
und Meixner (Ellbögen) für ihre Ausführungen worauf Lösch‐
inspektor Hotter den Wehren nahelegte bei den Gemeinden
die Erlassung eines Verbotes des Rauchens bei starkem Winde
zu erwirken.
Bezirkshauptmann Dr. (Graf) Claricini gab die
sage, daß die Bezirkshauptmannschaft an die Gendarmerien
und die Gemeinden ein aufklärende, grundlegende Verständi‐
gung über die Handhabung des Rauchverbotes gelangen lassen
werde.
Anträge wurden an die Verbandstagung keine eingebracht.
Als Ort für die Abhaltung der Delegierten=Tagung 1928
wurde Scharnitz bestimmt, wofür Neuner (Scharnitz) den
Dank aussprach.
Obmann Scheran besprach nun in längeren Ausführungen
die vom Verbande ausgegebenen Mitteilungen, gab Aufschluß
über die richtige Einsendung der Brandberichte und Ehren‐
zeichenvorschläge, sowie der Fragebögen über eventuelle Hilfe‐
leistung der automobilen Motorspritzen der freiw. Feuerwehr
Innsbruck, worauf das Schiedsgericht für die Schauübung
der freiw. Feuerwehr Zirl, bestehend aus den Herren Meixner
(Ellbögen), Hörtnagl (Matrei), Pfeiffer (Absam) und Neuner
(Scharnitz) gewählt wurde.
Landesverbands=Ausschußmitglied Josef Knapp überbringt
die Grüße des Landesverbands=Obmannes Franz Innerhofer
und gab bekannt, daß durch den Landesverband in nächster
Zeit Führer=Kurse abgehalten werden, wofür den Wehren
szt. rechtzeitig eine Verständigung zugehen wird. Er berichtet,
daß nunmehr die Geräte durch den Landesverband überprüft
werden können und verweist auf das durch den Reichsverband
ausgegebene Abzeichen für Feuerwehrmitglieder.
Obmann Scheran dankte Herrn Knapp für die Mitteilun‐
gen und ersuchte, die Feuerwehr=Führerkurse mit tüchtigen
Leuten zu beschicken.
Pfeiffer (Absam) fragt sich über eine eventuell möglich
größere Bestellung von „Mitteilungen des Bezirksverbandes“
an. Obmann Scheran versprach den Wehren in Hinkunft
mehrere Exemplare zuzusenden und können Bestellungen an
die Bezirksverbandsleitung gemacht werden.
Nachdem die Tagesordnung erschöpft war, dankte Lösch‐
inspektor Hotter dem Obmanne Scheran für sein Wirken,
namens der ganzen Tagung worauf Obmann Scheran mit
Dankesworten an Alle und der Bitte weiterhin am Aufbau
unseres Wehrwesens mitzuarbeiten die schön verlaufene 37.
Delegiertenversammlung geschlossen hat.
Bezirksverbandes:
Roman Scheran e. h.
Obmann.