Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1907
- S.3
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Gesamter Text dieser Seite:
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und wir müssen sagen, eine gänzliche Umwälzung ist hervor‐
gerufen worden in der Bekämpfungsart eines entstandenen Schaden‐
feuers.
Während seinerzeit jedermann von Schrecken erfüllt wurde,
wenn der schauerliche Ruf „Feuer“ durch die Straßen der Stadt
erscholl, wenn die Glocke vom Turm es laut und grell verkündete
„Feuer! Feuer!“ Wenn die alten, verstaubten und verrosteten
Maschinen hervorgeholt wurden, wenn diese rasselnd, von einer
schreienden und lärmenden Menschenmenge (gleich einer wilden
Horde) begleitet durch die Stadt gefahren, wenn sich Jung und
Alt beeilte von Hand zu Hand die Wassereimer zu reichen, um
endlich den halbvollen Eimer bis an den Platz zu bringen, wo
das Wasser seine löschende Wirkung vollbringen sollte oder der
Druckspritze zugeführt wurde, welche dann von der Straße aus
dasselbe in einem großen Bogen in das Flammenmeer entsendete.
Wie ganz anders ist es heute. Die Mannschaft wird durch
elektrisches Klingeln gerufen, das Wasser wird durch den eigenen
Druck mittelst Schläuchen in die obersten Stockwerke geleitet und
dort von Steigern direkt auf die brennenden Objekte geworfen,
praktisch konstruierte Leitern stehen uns zu Gebote und vermitteln
die Verbindung mit einzelnen Stockwerken.
Wenn seinerzeit von dem Grundsatze ausgegangen worden ist,
soviel als möglich Wasser in das brennende Haus zu schleudern,
wird man heute suchen mit möglichst wenig Wasser zu löschen, um
nicht durch dasselbe das zu zerstören, was vom Feuer verschont
geblieben.
Wenn man seinerzeit suchte eine große Anzahl von Mitgliedern
in der Feuerwehr zu haben, um die Maschinen besetzen und dauernd
Wasser liefern zu können, ist man heute, weil eben Hydranten zur
Verfügung stehen, bestrebt, wenige und nur wirklich tüchtige junge
Leute heranzuziehen, welche sich hauptsächlich dem Steigerdienste
widmen. Maschinen werden nur mehr in Reserve und in Aus‐
nahmsfällen verwendet.
Während seinerzeit bei einem ausgebrochenen Schadenfeuer
die ganze Bevölkerung in einem großen Umkreis beunruhigt wurde,
kommt es heute sehr häufig vor, daß nicht einmal die Nachbarn
erfahren und wissen, in diesem oder jenem Haus ist Feuer aus‐
gebrochen, weil die Vervollkommnung der Alarmierungs=Vorrich‐
tungen soweit gediehen ist, daß ein allgemeiner großer Feuerlärm
nur in Ausnahmsfällen notwendig wird.
Wenn wir aber auch schon seit Jahren kein größeres Brand‐
unglück zu verzeichnen haben, so können und dürfen wir uns doch
nicht dem süßen Nichtstun widmen, sondern müssen fortgesetzt
arbeiten, um uns zu stählen und bereit zu sein, wenn wieder ein‐
mal das böse Element uns bedrängen sollte,
Ich will hoffen, daß diese Worte nicht mißverstanden werden
und daß alles auch in Zukunft einträchtig zusammenarbeiten wird
zum Wohle unserer Stadt und Mitbürger.
Ihnen allen, Kameraden, die Sie mitgeholfen haben das bis‐
herige zu erreichen, die Sie zum Gelingen unseres Stiftungsfestes
alles aufgeboten, nicht Zeit, Mühe und Abeit gescheut haben trotz
der Ungunst der Witterung dasselbe so glücklich zu gestalten, sei
an dieser Stelle Dank gesagt.
Nicht vergessen dürfen wir der Stadtvertretung, in erster
Linie dem Herrn Bürgermeister zu danken für die herrlichen Worte,
die er am Festabend an die Versammelten gerichtet, den Gemeinde‐
rat, der in seiner munifizenten Weise uns 3000 K für das Fest
gewidmet, der Presse, die uns in jeder Weise entgegengekommen,
allen Mitbürgern, die regen Anteil genommen an den Veranstal‐
tungen.
Allen jenen Wehren, die von Nah und Fern gekommen sind,
das Fest mit uns zu feiern, die durch ihr Erscheinen das Fest ver‐
herrlicht haben, sei besonders Dank gesagt.
Welche Freude uns erfüllte, daß auch die Feuerwehr von
Augsburg eine Deputation entsendet, ja daß der alte, so reich er‐
fahrene Branddirektor von Augsburg, Kommerzienrat „Brach“ ge‐
kommen, daß freiwillige Feuerwehren von Wien vertreten waren,
daß Münchner, Linzer und Salzburger gekommen, daß unsere alten
guten Freunde aus Kärnten und Vorarlberg vertreten waren, ist
für uns nur hochehrend.