Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung

Jg.1894

- S.7

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außer Stande sehen, die Geschäfte des Verbandes weiter zu
führen und dieselben in die Hände des Gautages zurücklegen,
mit der Bitte, andere frische Kräfte damit zu betrauen und
die Gauleitung nach Südtirol zu verlegen.
Gegen alles Erwarten waren die Südtiroler gegen eine
Anderung in der Gauleitung, bei den Nordtirolern fehlte
nicht viel, so hätten sie die abtretende Gauleitung der Preis‐
gebung des Verbandes geziehen, so groß war die Aufregung
über den Beschluss des bisherigen Ausschusses.
Was konnten nun unsere Kameraden anders thun, als
sich wieder ins Joch spannen zu lassen und ja zu sagen und
wieder aufs neue die Arbeitslast zu übernehmen, die ihnen
das Vertrauen des ganzen Landes aufgebürdet. Was würdet
ihr wohl gesagt haben, wenn der Gauverbandsausschuss heim‐
gekommen wäre, frei von dem Mandate als Leiter des Landes‐
verbandes, aber mit dem Vorwurfe des Landes beladen, sie
hätten das große Werk des Verbandes in Stich gelassen.
Würdet ihr jenen Männern noch dasselbe Vertrauen ent‐
gegengebracht haben, auch wenn sie euch versprochen, ihre ganze
freigewordene Kraft nur mehr der Innsbrucker freiw. Feuer‐
wehr zu widmen, wenn dieselben gegen den Willen der Feuer‐
wehren des Landes auf ihrem Beschlusse beharrt wären?
Ist dieses außerordentlich große Vertrauen, das die Feuer‐
wehren des Landes euren Kameraden, die den Gauverbands‐
ausschuss bilden, entgegenbringen, nicht eine besondere Ehre
und Auszeichnung der Innsbrucker freiw. Feuerwehr zugleich?
Wenn die hiesige Bevölkerung nur 1/00 dieses Vertrauens
der hiesigen Feuerwehr=Commandantschaft entgegenbrächte,
unsere Feuerwehr stünde auf derselben Stufe, auf der wir
heuer die Meraner Feuerwehr stehen zu sehen die innige kamerad‐
schaftliche Freude hatten. Die ersten Bürger Merans sind
in ihren Reihen. Die jungen Leute der Bürgerclasse schämen
sich nicht, den Karren und die Spritze zu schieben, sie thun
nicht blos kritisieren und im Übrigen dies gemeinnützige In‐
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stitut meiden, wie es bei uns zur Mode geworden zu sein
scheint unter der besitzenden Classe, die doch am meisten In‐
teresse hat an der Erhaltung einer guten, tüchtigen, schlag‐
fertigen Feuerwehr. Es ist traurig, nach bald 40jährigem
Bestande so was noch sagen zu müssen.
Es nützt nichts die Frage zu erörtern, wie so das kam,
dass die Anfangs und noch in der zweiten Hälfte der 70ger
Jahre so glänzend dastehende Innsbrucker Feuerwehr, der
alle Kreise der Bevölkerung angehörten, immermehr von der
Bürgerschaft verlassen wurde und heute von einem jungen
Nachwuchs aus der ansässigen Bevölkerung kaum mehr die
Rede sein kann. Es nützt nichts in dieser Vergangenheit
zu wühlen, besser wird es deshalb doch nicht, ist doch der
einzige Zweck dieser Zeilen, den Weg der Besserung zu suchen.
Es liegt uns dabei ferne, jenen Kameraden einen Vorwurf
machen zu wollen, die nicht zur ansässigen Bevölkerung ge‐
hören, denn sie zeigen mehr Nächstenliebe und vor allem mehr
Muth, sich in den Dienst derselben zu stellen, als jene junge
Herrchen und Bürgersöhne, welche zu allem Möglichen und
Unmöglichen Zeit haben, aber ihrer Vaterstadt zu dienen,
unter ihrer eingebildeten Würde finden. Wir hören da manche
sagen: Ja da sind die meisten der Unterhaltungen wegen
dabei. Das verräth eine volle Unkenntnis der Verhältnisse,
denn was die Feuerwehrleute in Innsbruck jetzt noch an
Unterhaltungen genießen, das kann sich jeder um 10 kr. per
Jahr selber kaufen, es ist also ganz ungerechtfertigt, dies
Moment als Grund des Aushaltens so vieler braver Arbeiter
bei der Feuerwehr trotz Spott und Hohn anzuführen.
Sie sollen sich die Bürgersöhne in Meran, Bozen, Kuf‐
stein, Hall, Bruneck, Lienz u. s. w. zum Muster nehmen,
die neben dem Vergnügen doch auch für die Feuerwehr eine
Zeit haben.
Unter solchen Umständen ist es dann auch kein Wunder,
wenn sich in der Beyölkerung ganz irrige, ja mitunter ganz