Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1875
- S.6
Suchen und Blättern auf rund 2250 Seiten in knapp 90 Heften.
Gesamter Text dieser Seite:
17. Juni, 3 Uhr Nachmittags, falsche Allarmirung beim
Kloster der PP. Serviten.
3. Juli, ½2 Uhr Nachmittags, Brand in Wilten.
17. Juli, 8 Uhr Abends, Kaminbrand im Hause des Herrn
Kunz in der Ballgasse.
27. Juli, ½7 Uhr Abends, Brand in Wattens.
18. August, Mittags, Brand in Oberhofen.
8. September, 2 Uhr Nachmittags, Waldbrand bei Vulpmes
im Stubaythale.
21. September, 7 Uhr Abends, Brand am Stillhofe.
(Bei den letzteren zwei Bränden wurde die Landfahrspritze
mit Schlauchwagen und Mannschaft abgesendet).
Von diesen Bränden finden wir uns veranlaßt folgende etwas
näher zu beschreiben:
1. Beim Brande im Traubenwirthshause rückten die Geräthe
des II. und III. Zuges aus. Man fand, daß in einer Streuschupfe
Feuer ausgebrochen war welches jedoch ohne Zuhilfenahme der
Feuerwehrgeräthe gelöscht werden konnte, — worauf die Feuerwehr
nach Verlauf einer Stunde unter Zurücklassung einer Brandwache
in bester Ordnung wieder einrückte.
2. Der Dachbrand der Pfarrkirche in Hall, welcher höchst
wahrscheinlich durch Unvorsichtigkeit entstand, kam am Pfingstmontag
d. 17 Mai zum Ausbruche. Es wurde die Feuerwehr um ½1 Uhr
Mittags vom Thürmer mit der kleinen Glocke allarmirt, und fand
sich selbe sehr zahlreich aus der Mannschaft aller 3 Züge, beiläufig
90—100 Mann stark, in sehr kurzer Zeit ein.
Die Landfahrspritze (Knaust"sche) fuhr mit dem Schlauchwagen
und der betreffenden Mannschaft und Pferden bespannt, allsogleich
ab, konnte bedeutend früher beginnen, und arbeitete selbstständig am
untern, resp. westlichen Ende der Stadt zur Schützung und
Deckung. Die weiteren Geräthe, welche einen ganzen Zug bildeten,
waren: die Schubleiter, Steigerkarren und II. Spritze mit Schlauch‐
wagen des I. Zuges, und auch die II. Spritze des II. Zuges mit
Schlauchwagen. Die Feuerwehr von Wiltau schloß sich mit ihrem
sehr guten Zubringer der Feuerwehr an und leistete vorzügliche
Dienste.
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Sämmtliche Geräthe kamen folgender Weise in Verwendung:
Angekommen am Brandplatze, wurde die Feuerwehr vom Herrn
Bürgermeister, dem städt. Baumeister und dem Oberkommandanten
der freiw. Turnerfeuerwehr von Hall ersucht den Thurm zu schützen,
was auch sofort ausgeführt wurde.
Der Zubringer der Feuerwehr Wiltau kam nördlich in einer
Gasse zu stehen, um der Spritze des II. Zuges das Wasser zu
bringen, welche 150 Fuß vom Thurme am nördlichen Theile des
Pfarrplatzes aufgestellt war und bis zu den Schalllöchern desselben
in einer Höhe von 125 Fuß das Wasser durch die Schläuche
empordrückte.
Die Mannschaft arbeitete volle 3 Stunden ausdauernd, und
mit größter Anstrengung. Die Schubleiter konnte der furchtbaren
Hitze wegen nicht an das Brandobjekt gebracht werden; wurde daher
dem Hauptthore gegenüber am sogenannten Meßnerhause aufgestellt,
wo sie zum Schutze gegen Flugfeuer und zum direkten Angriffe mit
dem II. Schlauche der Spritze des II. Zuges bestiegen wurde.
Später konnte die Schubleiter an das Brandobjekt selbst gestellt
werden, worauf dann Innsbrucker und Haller Feuerwehr=Männer
abwechselnd wacker und mit größter Ausdauer bis ¾7 Uhr Abends
arbeiteten, um welche Zeit die Gefahr als beseitiget betrachtet werden
konnte.
Die Spritze des I. Zuges wurde gleich in einer Gasse westlich
vom Brandplatze in Verwendung gebracht, und arbeitete mit beiden
Schläuchen auf 2 entgegengesetzten Seiten der Gasse entlang zum
Schutze gegen Flugfeuer.
Sie wurde aber bald vom Oberkommandanten der freiwilligen
Feuerwehr von Hall von diesem Platze abberufen, und zur Suppa‐
neg"schen Fabrik kommandirt, wo sich in Folge des erhobenen
Windes in einer Entfernung von circa 1500 Schritten Funken auf
dem Dache lagerten und dasselbe zu brennen anfing. Diese Maschine
mußte noch 2mal in Folge Flugfeuers ihren Standort wechseln.
Ueberhaupt ist es nur den schnellen Bewegungen aller an‐
wesenden Feuerwehren zu verdanken, daß der Brand auf das Kirchen‐
dach beschränkt blieb, indem das Flugfeuer an 18 verschiedenen Orten
zündete.