Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1888
- S.7
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Der Obercommandant Victor Br. Graff bespricht die Abhal‐
tung von kleinen Feuerwehr=Unterhaltungen im Allgemeinen ohne
Heranziehung des großen Publikums, worauf Zugsführer Kerber den
Antragstellt, daß die Feuerwehrmänner bei ihren Unterhaltungen freien
Eintritt haben und die Kosten aus der Regiekasse gedeckt werden sollen,
welcher Antrag einstimmig angenommen wurde.
Das bereits im vorigen Jahre sich bewährte Comité mit dem
Obmanne Rottenführer Klammer wurde mit den Vorbereitungen für
die kommende Unterhaltung betraut.
Zum weitern Gegenstand „Brandbesprechungen“ befürwortet der
Obmann der Ordnungsmannschaft Jos. Jörg den Angriff auf einen
entsprechenden Brand mit Buttenspritzen, begutachtet das Legen der
Schläuche über die Stiegen, insoferne nicht mittelst Leitern von Außen
zuzukommen ist, wie beim letzten Brande. Zugsführer Nußbaumer
tadelt das viele Wasserverschwenden, und Zugsführer Kerber das
Geschrei der Mannschaft und schließlich wirft Zugsführer Nußbaumer
die Frage auf, welche Züge haben bei einem Brande in der Nachbar‐
schaft auszurücken und welche haben in der Reserve zu verbleiben?
(Wird der Commandantschaft überlassen.)
21. Jänner. Tanzkränzchen des vierten Zuges beim goldenen
Schiff.
22 Jänner. Kaum sind die letzten Töne der Tanzmusik vom
Kränzchen des vierten Zuges verklungen, signalisirte der Thürmer um
6 Uhr Früh Feuer.
Im ersten Stocke der Setzerei des Herrn Schumacher in der
Pfarrgasse war ein Brand ausgebrochen, dessen Bewältigung, obwohl
rasche Hilfe da war, wegen Mangels an Wasser nicht gelang. Das
Feuer ergriff mit furchtbarer Schnelligkeit auch das zweite und bald
auch das drittte Stockwerk.
In Folge des intensiven Rauches, der in undurchdringlichem
Qualm die Treppe des Hauptgebäudes, Pfarrgasse Nr. 6 erfüllte,
konnten die Bewohner (2 Herren und 3 Damen) des dritten und
vierten Stockwerkes diese nicht mehr passiren; sie mußten auf Leitern
auf die Straße hinab in Sicherheit gebracht werden.
Diese schwierigen Rettungsarbeiten besorgten, unter Leitung des
Führers des zweiten Zuges F. Kerber der Steiger=Rottenführer des‐
selben Zuges Alois Oefner und der Rottenführer des vierten Zuges
August Lerch.
Es war eine Freude zu sehen, mit welcher Ruhe und Genauigkeit
diese gefahrvolle Arbeit vollzogen wurde und die wackeren Kameraden
haben uns ein glänzendes Beispiel von ganzer Pflichterfüllung gegeben.
Der Magistrat wie die Commandantschaft ehrte sie durch Anerkennungs‐
schreiben und wir rufen ihnen nochmals zum Zeichen unserer ganzen
Zustimmung ein kräftiges Gut Heil entgegen.
Leider holte sich der Rottenführer Aug. Lerch bei diesem Brande
den Keim seiner tödtlichen Krankheit.
Der Brand beschränkte sich durch die anstrengende Thätigkeit der
Feuerwehr auf das Setzerei=Gebäude; das Maschinenhaus und die
Hauptgebäude wurden erhalten.
Wie nothwendig die Anlage von Hydranten für Innsbruck ist,
hatten wir hier zur Genüge Gelegenheit zu beobachten.
Der Sillkanal war, wie gewöhnlich jeden Sonntag, halb abge‐
kehrt, infolgedessen die meisten Spritzen, die Dampfspritze miteinge‐
schlossen, ohne Wasser waren und die Löscharbeiten lange Zeit nur sehr
mangelhaft betrieben werden konnten.
Daß solch" peinliche Lage nicht zu Gunsten der Feuerwehr, trotz
ihrer ganzen Pflichterfüllung, speziell beim großen Publikum spricht,
ist zweifellos, doch hoffen wir, daß die Gemeindevertretung nichts unter‐
lassen und das Nöthige vorkehren werde, um die Wiederholung ähnlicher
gefährlicher Vorfälle in Zukunft zu vermeiden und zum Schutze unserer
Stadt die schon lang ersehnte neue Wasserleitung mit der so unent‐
behrlichen Hydrantenanlage sich endlich verwirkliche.
27. Jänner. Ausschuß=Sitzung der Unterstützungskasse.
28. Jänner. Dankschreiben des Herrn Anton Schumacher nebst
Beischluß von 200 fl. für die Regiekasse wegen Hilfeleistung beim
Brandunglücke. (Die Feuerwehren Pradl und Hötting participirten
mit je 25 fl.)
3. Februar. Commandantschafts=Sitzung, in der hauptsächlich
interne Angelegenheiten besprochen und berathen wurden, so die
Herstellung des schon früher erwähnten Ehrendiplomes, wie auch
nähere Bestimmungen in Betreff des Feuerwehrkränzchens und Per‐
onalien.