Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1887
- S.11
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möge. Wir wissen alle, wie schwierig es ist, bei dem nicht sehr
starken Mannschaftsstande so schnell und zahlreich am Platze zu
sein, daß wir in genügender Stärke mit den Geräthen ausrücken
können. Wenn aber die Bürgerschaft Innsbrucks, die am meisten
Interesse an einer guten freiwilligen Feuerwehr hat, in ebenso
humaner und opferwilliger Weise, als die hier Versammelten, sich
für die gute Feuerwehrsache erwärmt und mit Herz und Hand die
im Körper noch vorhandenen Lücken ausfüllt, dann können wir allen
Ereignissen mit Muth und Zuversicht entgegensehen, dann werden
wir auch der gestellten schwierigen Aufgabe ganz gewachsen sein.
Ich glaube, daß, wenn wir Kameraden mit gutem Beispiele voran‐
gehen und wie bisher durch Disziplin, Opferwilligkeit, Pflichttreue
und gute Leistungen bei Bränden der so humanen freiwilligen
Feuerwehrsache dienen, wozu im Körper der gute Wille und die
Fähigkeit vorhanden sind, wir doch endlich die Lauen zu erwärmen
vermögen, daß sie sich zu unserer Fahne schaaren.“
Die allseitigste Zustimmung lohnte den Redner für diese aus
dem Herzen aller Anwesenden gesprochenen Worte.
Gemeinderath Johann Riegl, der einzige, der von den Grün‐
dern der Feuerwehr noch dem Körper (als Ehrenmitglied) angehört,
erinnert, daß es heuer 30 Jahren werden, seit die Innsbrucker
Feuerwehr gegründet worden ist. Damals ward als Gründungs‐
tag der 18. Oktober (Tag der Schlacht bei Leipzig) festgesetzt, und
deßhalb schlägt Redner vor, heuer um diese Zeit das 30jährige
Jubiläum im engen Kreise aber in solenner Weise zu begehen,
welcher Vorschlag die freudigste Zustimmung fand.
Der Oberkommandant erstattet sodann Bericht über den am
29. und 30. Mai d. Is. in Brünn abgehaltenen IV. österr. Feuer‐
wehrtag.
Vertreten waren dort 2400 freiwillige Feuerwehren durch
46 Delegirte. Sämmtliche Landesverbände mit Ausnahme der
steiermärkischen hatten den Feuerwehrtag beschickt. Von den ge‐
faßten Beschlüssen ist zu erwähnen, daß von nun an in gewissen
Fragen nicht mehr mit absoluter Mehrheit der anwesenden Dele‐
girten abgestimmt wird, sondern über Antrag des steiermärkischen
Landesverbandes soll jeder Landesverband eine Stimme haben. Es
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ist damit einer Niederstimmung der kleineren Landesverbände durch
die größeren vorgebeugt. Wegen dieses bisher bestandenen Miß‐
standes hat der steiermärkische Landesverband den Feuerwehrtag
diesmal nicht beschickt. Weiters wurde die Stellung der freiwilligen
Feuerwehr zum Landsturmgesetze in Berathung gezogen, worüber
bereits in Nr. 123 Jahrg. 1887 der Innsbrucker Nachrichten be‐
richtet wurde. Auch die Assekuranzfrage wurde in Erwägung ge‐
zogen und diesbezüglich der geschäftsführende Ausschuß beauftragt,
die nöthigen Schritte zu thun, daß die Einführung solcher Landes‐
assekuranzen, deren Reinerträgniß zur Verbesserung des Feuerlösch‐
wesens zu verwenden wäre, als im öffentlichen Interesse gelegen,
nicht nur ermöglicht, sondern auch durch eine entsprechende Re‐
gierungsvorlage eingeleitet und realisirt werde. In diesem Sinne
hat der geschäftsführende Ausschuß eine Petition an die Regierung
zu richten.
Des weiteren wird die bisherige Einhebung eines Feuerwehr‐
beitrages seitens der Assekuranzen einer eingehenden Kritik unter‐
zogen, und ein Beschluß gefaßt, worin an die Regierung die Bitte
gestellt wird, im Interesse der Feuerwehren sowohl, als auch der
Bevölkerung diesem Zustande ein Ende zu machen und überhaupt
möglichst gleichmäßige gesetzliche Bestimmungen über Organisation
des Feuerlöschwesens, über die Beschaffung der Geldmittel für das‐
selbe, über die Beaufsichtigung des Löschwesens und über das Ver‐
halten bei Brandfällen in den einzelnen Kronländern einzuführen.
Zum Schlusse der Berathungen wurde der Ausschuß des böhmi‐
schen Landes=Centralverbandes zum geschäftsführenden Ausschuß de‐
signirt und als nächster Festort Teplitz bestimmt.
Mit einem kurzen Berichte über den Verlauf des 20jährigen
Gründungsfestes der freiwilligen Brünner Turn=Feuerwehr schloß
der Oberkommandant seinen sehr beifällig aufgenommenen Bericht.
Ueber Anregung des Stabssignalisten Trager kommt noch die
Wiedererrichtung einer Feuerwehrmusikkapelle zur Sprache und Ge‐
meinderath Hans Riegl gibt unter Hinweis auf frühere Jahre ganz
beherzigenswerthe Winke, wie sich wieder eine Musik bilden kann,
welche Winke mit ein Gegenstand der nächsten Kommandantschafts‐
sitzung sein werden.
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