Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1884
- S.22
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Am 24. November Löschdirektions=Sitzung.
Am 1. Dezember Kommandantschafts=Sitzung.
Am 8. Dezember ereignete sich bei der mittelmäßig besuchten
Vorstellung „Die Glocken von Corneville“ im hiesigen k. k. und National‐
Theater ein Zwischenfall, welcher im Publikum unerhörte Aufregung
hervorrief. Mitten im zweiten Akte schrie jemand, wie es den An‐
schein hatte von der Gallerie herab, mit lauter Stimme „Feuer!“.
Man kann sich kaum eine Vorstellung machen, wie dieses Schreckens‐
wort das Haus elektrisierte. Im ersten Momente war der Eindruck
ein derart verblüffender, daß alles, wie starr gebannt auf den Sitzen
blieb. Doch schon in der nächsten Secunde sollte sich die mächtige
Wirkung dieses ominösen Rufes als grenzenlose Panik offenbaren.
Wie gevöhnlich in solchen Fällen, suchte jeder sein Heil in schleunig‐
ster Flucht und so wirbelte es bald, wie bei einem Hexensabbat bunt
durcheinander. Nicht nur im Zuschauerraume machte sich diese baby‐
lonische Verwirrung geltend, sondern dieselbe wurde noch gesteigert
dadurch, daß auch die meisten Acteurs den Kopf verloren und wie
besessen hin= und herrannten.
Eine Sängerin wurde sogar von einer Ohnmacht befallen, die
diesmal keine theatralisch fingirte war. Alles dies war das Werk
eines Augenblickes. Doch wozu der ganze Lärm? Er war eben ein
grundloser und zum Glück bewahrten einige ruhiges Blut genug, um
nach raschem Ueberblick der Situation durch wiederholte Rufe: „Ruhe“
beschwichtigend einzuwirken, was auch theilweise früher gelang, als
man hätte vermuthen mögen. Die zur Theaterwache bestimm‐
ten Feuerwehrleute meldeten vom Proscenium herab, daß in der
That kein Feuer existiere und auch der Regisseur F. Czernits, der
seinerzeit als Schauspieler den Ringtheaterbrand miterlebt hatte, ver‐
fehlte nicht durch besonnene Mahnworte calmierend auf die Gemüther
zu wirken, was zur Folge hatte, daß alles wieder auf die Plätze zu‐
rückkehrte und daß aus der Mitte des Publikums spontane Rufe:
„Weiterspielen! Weiterspielen!“ erschollen. In der That wurde dieser
Apostrophe sofort frisch Folge geleistet.
Wir constatieren hier mit Vergnügen, daß sich die betreffende
Feuerwehrmannschaft bei diesem Anlasse sehr taktvoll und besonnen
benommen hat.
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Am 12. Dezember nachts um ¾ 12 Uhr brach aus unbe‐
kannter Ursache im Estrich des Hofer"schen Hauses (Nr. 7), in der
St. Nikolausgasse Feuer aus. Dasselbe griff so rasch um sich, daß
die Leute im Hause und in der Nachbarschaft erst das Feuer gewahr
wurden, als es schon über das Dach hinausbrannte und bereits die
Dächer der Nachbarhäuser Nr. 5 (Baders Söhne) und Nr. 9 (Josef
Verkowicz) ergriffen hatte. Diese 3 Dächer sind vollständig nieder
gebrannt und die Häuser selbst durch das Wasser beim Löschen mehr
oder weniger beschädigt worden. Angefressen vom Feuer wurde auch
der Gibel des Brix"schen Hauses (Nr. 11) und des Brünnlwirths‐
hauses (Nr. 3). Der Feuerwehr wurde die Action bedeutend erschwert,
dadurch, daß wegen der Wasserarmuth des Fallbaches im Winter, von
dem die Ritsche gespeist wird, die Ritsche selbst schlammig war, un
die Spritzen nicht genügend gespeist werden konnten, und daß von den
3 Hydranten in dortiger Gegend zwei, da sie nicht in Stroh einge‐
wickelt waren, eingefroren waren; nur der dritte Hydrant beim
hause war gegen Einfrieren geschützt und versorgte die erste Spritze
des dritten Zuges mit Wasser die infolge dessen im Vereine mit der
Höttinger Spritze den Brand lokalisierte. Der Höttinger Feuerwehr
gebührt überhaupt die Palme dieser Nacht, sie verdient das größte
Lob. Sie fuhr mit ihrer Spritze über das steile Ried direkte an
Rückseite der Brandobjekte und speiste ihre Spritze durch den dem
Herrn Auer gehörigen und von ihm freiwillig zur Verfügung gestel
Hydranten. Herr Auer hatte bereits vor Eintreffen dieser Spritze
seine eigenen Schläuche angeschraubt und zum Brandplatze herabgebracht.
Ein Unstern aber waltete dieses Mal über der städtischen Dams
spritze. Sie war am Inn postirt, gab anfänglich wohl etwat
Wasser, mußte aber bald ihre Thätigkeit einstellen, wegen Unvorsich‐
tigkeit des Maschinisten, der vergessen hatte den Dampfkessel mit ge‐
nügendem Wasser zu versorgen und dennoch fortfuhr zu heizen; die
Spritze nahm zwar später wieder ihre Arbeit auf, jedoch kam das
Wasser nur stoßweise und gegen 3 Uhr wurde sie vom Platze al
kommandiert. Zu dieser Zeit war auch die Gefahr für die Nach‐
barschaft beseitigt; die Feuerwehren, es waren auch jene von Wilten,
Mühlau und Pradl erschienen, verließen gegen 5 Uhr den Brandplatz,
während der dritte Zug unserer Feuerwehr bis nach 6 Uhr Wache