Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1884
- S.10
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den nun folgenden Toasten glauben wir jenen des Rotten‐
führers Halbeis besonders erwähnen zu sollen, galt derselbe doch den
uns seit den Tagen des 19., 20. und 21. Juli so lieb gewordenen
ästen aus Sachsen, deren ungefähr 1 Dutzend, worunter auch drei
Damen, den Festabend mit ihrer Anwesenheit beehrten. Daß dieser
Toast den ungetheiltesten Anklang fand, ist selbstredend, ebenso die
folgenden vom alten Herrn Viehweger aus Mockritz in Sachsen auf
as Land Tirol und seine biedern Bewohner, und von einem schlichten
Feuerwehrmanne auf das Land Sachsen und dessen wackere Turner‐
schaar. Die Reihe von Toasten schloß obgenannter Herr aus Sachsen
mit einem begeistert aufgenommenem Trinkspruch auf Se. Majestät
en Kaiser Franz Josef als den offen ausgesprochenen Gönner der
Feuerwehr und deren Mutter der edlen Turnerei.
So verfloß der Abend auf"s angenehmste, wozu wohl auch un‐
gemein viel die trefflich exekutirten Piegen der Feuerwehrkapelle und
ie in sehr gelungener Weise von einem Sängerquartett zum Vortrage
en „Tiroler Nationallieder“ beigetragen haben. Auch das
übsche wenn auch kleine Feuerwerk, womit die Gäste überrascht
trug seinen Theil bei, so daß der Festabend als gelungen zu
ezeichnen ist, denn die Geisterstunde war schon vorüber, als man an
n Aufbruch dachte und mit dem Wunsche, unser wackerer Oberkom‐
mandant möge noch lange Jahre hindurch den Feuerwehrmännern
Innsbrucks in dieser Eigenschaft erhalten bleiben, und für die lieben
Sachsen möge endlich einmal der Himmel gnädig gesinnt werden und
häßlichen aschgrauen Nebelschleier von unserer goldenen Sonne
seren Matten und zackigen Bergriesen entfernen, den letzten
Händedruck tauschte und das letzte „Gut Heil“ einander zurief.
Am 11. August Nachmittags halb 5 Uhr signalisirte der
irmer ein Schadenfeuer in der Stadt. Gleichzeitig zog ein starker
gelblicher Rauch vom nordöstlichen Theile gegen das Zentrum der
Stadt, so das man anfänglich glauben konnte, der Brand sei in der
niversitätsstraße zum Ausbruch gekommen. Dorthin eilend, errieth
man leicht, daß der Feuerherd sich in der Kapuzinergasse oder deren
nächster Nähe befinde. In Wirklichkeit war in dem neuerbauten
eingeschoßigen „Mechanischen Institute“ des Mechanikers Herrn Miller
auf dem Estrich, warscheinlich durch ein liegendes Dachfenster, in dem
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sich eine zum Brennglase sich ausgestaltende Unregelmäßigseit befand,
unter dem Einfluß der Sonne ein Brand ausgebrochen, der an dem
Gebäude, mehr aber an seinem theilweise sehr delikaten Inhalte arge
Verwüstungen anrichtete. Obwohl das Brandobject klein und
niedrig war und auf allen Seiten freisteht, boten sich doch der
Feuerwehr, welche, da die Mitglieder derselben beim Ausbruch an allen
Ecken und Enden zerstreut bei ihrer Arbeit waren und nicht mit der
wünschenswerthen Raschheit zur Stelle sein konnten, eigenthümliche
Schwierigkeiten. Der Raum, in welchem das Feuer mehr glomm und
und rauchte als brannte, war sehr niedrig, daher unmöglich zu be‐
treten; das Blechdach war ein weiteres Hinderniß, um dem eigentlich
unbekannten Feuerherde mit Erfolg beizukommen. Erst nachdem das
Dach, das in keinem Falle zu retten war, entfernt und die Wurzel
des Feuers blosgelegt war, konnte man des Feuers Herr werden. Im
Wesentlichen war das Feuer in einer Viertelstunde gelöscht, doch er‐
forderte die gänzliche Abtödtung der Gluth noch eine geraume Zeit.
Die Allarmierung war eine vollständige und erschienen nebst
unserer ganzen Feuerwehr auch die Vorortsfenerwehren Wilten, Hötting
und Pradl, sowie die städtische Dampfspritze auf dem Brandplatze.
Leider hatte dieses Unglück auch noch ein zweites zur Folge.
Herr August Reisch, ein treuer Anhänger und thatkräftiger Förderer
des Feuerwehrwesens und mehrjähriger Obmann der Ordnungsmann‐
schaft — dessen Haus sich in unmittelbarer Nähe des Brandobjectes
befindet — war im Momente des Brandausbruches gerade am hiesigen
Bahnhofe. Plötzlich hörte man Feuersignale und sah man Rauch.
Nach der Situation mußte Herr Reisch glauben, das Feuer sei, wenn
nicht in seinem Etablissement, so doch ganz in der Nähe desselben
ausgebrochen und eilte in Aufregung rasch zur Stelle. In seinem
Hause angekommen, setzte er sich und sank bald darauf infolge eines
Herzschlages todt zusammen. Aufregung und Ueberanstrengung hatte
die bedauerliche Katastrofe herbeigeführt.
Abends Kommandantschaftssitzung.
Am 13. August fand die Beerdigung des ehemaligen Obmannes
der Ordnungsmannschaft August Reisch unter zahlreicher Betheiligung
unserer Feuerwehr statt.
st Abends fand im Saale zu Büchsenhausen