Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1882
- S.23
Suchen und Blättern auf rund 2250 Seiten in knapp 90 Heften.
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wehren hier vertreten seien. Nachdem derselbe in kurzen aber treff‐
lichen Worten noch der dreifachen in Innsbruck stattfindenden Festlich‐
keiten, insbesondere des 10jährigen Bestandes des Gauverbandes und
deren Bedeutung, gedacht hatte, that er der Errungenschaft Erwähnung,
die der Gauverband die seine nennen kann, nämlich die neue Feuer‐
polizeiordnung für Tirol und die damit verbundene Kranken=Unter‐
stützungskasse, welch" letztere die bisher bestandene Krankenkasse des
Gauverbandes unnothwendig macht, weshalb sie aufgelassen und das
vorhandene Vermögen derselben an die Verbands=Feuerwehren vertheilt
werden wird. Wie wir dem nun vom Vorsitzenden verlesenen, an den
Umfang und Inhalt einer Festschrift zum X. Delegiertentag grenzen‐
den Rechenschaftsberichte entnehmen, beträgt das Vermögen der Gau‐
verbands=Unterstützungskasse 4086 fl. 34 kr., während es im Jahre
1872 nur aus 232 fl. bestand. Die Mitgliederzahl war in diesen
10 Jahren von 1108 auf 4300 angewachsen.
Uebergehend zur Tagesordnung wird über Antrag des Delegierten
Herrn Ellmenreich aus Meran beschlossen, der Gauverbandsaus‐
schuß wird beauftragt, die Regierung um Aufklärung zu ersuchen, was
im §. 24 der neuen Feuerpolizeiordnung unter dem Ausdrucke „Ge‐
meindevorstehung“ zu verstehen sei. Dieser Paragraph handelt nämlich
von den Rechten des Feuerwehrhauptmannes auf dem Brandplatze,
und nach alinea 1 steht derselbe unter dem Befehle der Gemeinde‐
vorstehung, während nach einer anderen alinea desselben Paragraphen
alles unter dem Befehle des Feuerwehrhauptmannes gestellt erscheint.
Darüber also wünscht der Gauverband Aufschluß. Ferner wird über
Auregung desselben Delegierten das Tragen eines Abzeichens für Feuer‐
wehrleute sowohl in als außer Dienst, wie es §. 28 der Feuerwehr‐
Ordnung gestattet, als nicht praktisch erkannt und daher auch davon
Abstand genommen.
Hierauf wird der Antrag des Gauverbandsausschusses, daß jenes
Spritzenprüfungsnormale, welches vom geschäftsführenden Ausschusse
des österreichischen Feuerwehrtages als das praktischeste erkannt wird,
auch vom Gauverbande acceptirt werde, ohne Debatte unter allgemeiner
Zustimmung angenommen.
In der Tagesordnung weiter schreitend wurde der Jahresbeitrag
pro 1883 für die Gauverbands=Regiekasse mit 5 kr. per Mann fest‐
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gesetzt, ebenso auch beschlossen, daß an die durch die Beiträge der
Assekuranz zu gründende Landes=Kranken=Unterstützungskasse ebenfalls
ein Beitrag von 5 kr. per Mann und Jahr zu zahlen sei. Hierauf
wird Innsbruck abermals als Vorort für den nächstjährigen Dele‐
giertentag bestimmt und die Herren Dr. Stolz als Vorstand, und
Josef Melzer, Baron Graff, Anton Gratl, Franz Mayr, J.
Nußbaumer und Paul Rissinger als Verbandsausschüsse ein‐
stimmig gewählt, die auch den Ausschuß für die Kranken=Unterstützungs‐
kasse im Vereine mit Herrn Ferdinand Weyrer aus Mühlau bilden.
Nachdem der Antrag des Vorsitzenden dem scheidenden vieljährigen
Gauverbands=Krankenkasse=Kassier Herrn J. Riegl aus Innsbruck für
seine vieljährige, aufopfernde und ersprießliche Dienstleistung den Dank
des Gausverbands durch Ueberreichung einer Adresse auszudrücken, mit
stürmischen Beifalle angenommen war, dankte Herr Ellmenreich dem
Vorsitzenden für seine Mühewaltungen als Vorstand des Gauverbandes
und brachte ihm ein dreifaches „Gut Heil,“ in das die Anwesenden
freudig einstimmten. Damit war der X. deutsch=tirolische Gauver‐
bandstag beendet.
Besuch des Schlosses Ambras. Ausflug auf die Lanserköpfe.
Bergfener.
Wie schon in der Nacht unwillkommene Wolkenstreifen den
Sternenhimmel zeitweise neidisch verhüllten, so verdichtete sich im
Laufe des Tages der düstere Nebelschleier immer mehr und mehr und
senkte sich auf die Häupter unserer Bergesriesen, die — man wußte
nicht recht, war es höhnisches Grinsen oder stilles Mitleid — mit
kläglichem Mienenspiel in den tiefgefurchten Zügen in die Tiefe des
Thales herabschauten, von wo sich der prüfende Blick unserer Fest‐
gäste und ihrer Gastfreunde bald hoffnungsvoll bald verzweifelnd zu
ihnen emporhob. Die Mittagszeit war vorüber, aber der Himmel
über uns war nicht freundlicher geworden. Wer da nicht die Loden
joppe des Feuerwehrmanns trug, der waffnete sich wohlweislich mit
dem Regenschirme oder dem schützenden Mantel. Um die zweite
Stunde des Nachmittags zogen theils über Pradl theils über Wilten
und von da über die Sillbrücke dem Waldessaume entlang zahlreiche
Wahlfahrer zu Fuße und zu Wagen nach dem einen Ziele, dem