Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1882
- S.19
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senheim, Traunstein, München, Pasing. Die Schweiz scheint dem
Schwesteralpenlande etwas zu grollen, da sie ihre Anwesenheit nur
durch eine Standarte kundgab. Außerordentlich erfreulich war es, daß
auch unsere Staatsbrüder jenseits der Leitha sich bewogen
fanden, ein so schön costümiertes Kontingent zu entsenden. Wir waren
erbaut, als wir Theilnehmer an diesem herrlichen Feste bemerkten aus
Budapest, Bösing, Preßburg, Hermannstadt, Fiume und Warasdin.
Nach ihnen erblickten wir die Delegierten des österreichi‐
schen Feuerwehrverbandes, lauter Namen von Ruf und Klang.
Gleiches gilt von den Delegierten des tirolischen Gauverbandes, welche
die wahrhaft ritterliche Reihe fortsetzten. Alles Männer wie aus Stahl
gegossen, zielbewußt und stets bereit, dem Feuerdämon einen Damm
zu setzen.
Die anderen Provinzen des Kaiserstaates waren ebenfalls recht
gut vertreten und folgten im Festzug, je nach der lokalen Entfernung
und innerhalb dieses Gesichtspunktes, nach alphabetischer Ordnung,
damit ja gewiß keinen nationalen Empfindlichkeiten Raum geschaffen
sei, weil das Fest ja doch nur den Wahrspruche: „Einer für Alle,
Alle für Einen“ als Devise trug. Aus Schlesien war Teschen
vertreten; aus Mähren: Auspitz, Brünn, Ung=Brod, Czech, Ung.‐
Hradisch, Lundenburg, Nicolsburg, Ostrau, Porlitz, Leelowitz, Straßnitz;
aus Böhmen: Braunau, Brüx, Chrudim, Kaaden, Plan, Prachatitz,
Ruppersdorf, Reichenberg, Teplitz, Tuschkan; aus Krain: Laibach;
aus Niederösterreich: Baden, Gumpoldskirchen, Gloggnitz, Her‐
nals, Jedlersdorf, Laxenburg, Neulerchenfeld, Ober St. Veit, Otta‐
tring, Penzing, Simmering, Traiskirchen, Vöslau, Weißenbach, Wiener
Neustadt, Weickersdorf; aus Oberösterreich: Aschbach, Gmunden,
Kremsmünster, St. Florian, Urfahr; aus Steiermark: Bruck a.
d. Mur, Kindberg, Liebenau, Leoben, Steinfeld; aus Kärnten:
Feldkirchen, Klagenfurt, Völkermarkt, Villach; aus Salzburg: Gugl,
ofer, Mauterndorf, Saalfelden, Salzburg, St. Johann in Pinzgau.
lußerdem noch aus Vorarlberg: Bludenz, Feldkirch und Hohenems.
us Tirol selbst: Absam, Auer, Algund, Brixen, Bozen, Bruneck,
öbs, Vulpmes mit Musikbande, Gries, Gratsch, Hall, Hötting
mit Musikbande, Innichen, Jenbach, Kirchbichel, Kitzbühel, Klausen,
Landeck, Lienz, Meran, Mals, Mühlbach, Mühlau, Naturns, Nasse‐
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reith, Niederdorf, Oberhofen, Pradl, Pettnau, Pfaffenhofen, Ratten‐
berg, St. Johann in Tirol, Sterzing, Straß, Silz, Sillian, Schwaz,
mit Musikbande, Telfs, Volders, Wattens, Wilten mit Musikbande,
Welsberg, Wörgl, Zirl mit Musikbande, Zwölfmalgreien bei Bozen,
Zell am Ziller und schließlich Innsbruck in voller Ausrüstung mit
allen Geräthschaften, die wohl beweisen müssen, daß man hier in
Bezug auf Feuerlöschwesen auf der vollen Höhe der Situation steht.
Nur, wie wir abends noch aus dem Munde von auswärtigen Feuer‐
wehrmännern erfuhren, wurde von den Gästen sehr vermißt, daß die
Innsbrucker Feuerwehr, welcher nach ihrer Auffassung eigentlich das
Jubelfest am meisten gegolten hat, nicht eine Defilierung, während
welcher sie die Entwickelung und die Stärke derselben gesehen hätten,
arrangierte, da dies besonders in der Maria=Theresienstraße leicht
möglich gewesen wäre. Aus obigen zahlreichen Listen von Vertre‐
tungskörpern freiwilliger Feuerwehren ergibt sich ohne weiteres, daß
unser heutiger erster Feuerwehrfesttag nur ein wundervoll schöner
sein konnte. Wer die dichtgedrängten, augenscheinlich frohgesinnten
Menschenmassen sah, welche in musterhaftester Ordnung einen Fest‐
zug an sich vorüberziehen ließen, wie ihn Innsbruck, was wir schon
im Eingange betonten, vielleicht nur selten gesehen — und damit sind
frühere Jahrhunderte und das gegenwärtige gemeint — der wird es
auch begreiflich finden, daß in der Stadt und besonders im Corso
derselben (Maria=Theresienstraße) aus allen Fenstern Sträußchen
flogen und wir bemerkten speciell, daß allein aus dem prachtvoll de‐
korierten Schrott"schen Hause vielleicht fünfzig Lorbeerkränze ihr freund‐
liches Ziel fanden. — Mit einem Worte, dieser Festzug ist als durch‐
aus gelungener und in seiner Art gewiß großartiger in den Annalen
der Landeshauptstadt zu verbüchern und wir gehen kaum fehl, wenn
wir auch den zwei weiteren folgenden Tagen ein gleich glückliches
Schicksal prognoscieren. — Die Idee zur historischen Abtheilung des
Festzuges, welche auf Grund der von Dr. Waldner aufgefundenen
und der „Denkschrift“ mitgetheilten Innsbrucker Feuerordnung vom
Jahre 1642 zusammengestellt wurde und welche allgemein den größten
Beifall und allseitige Anerkennung gefunden hat, wurde vom städti‐
schen Bau=Assistenten, Herrn Kreil gegeben, welche dann die beiden
Mitglieder der Tiroler Glasmalerei, die Herren Schwarzenberger und