Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1882
- S.14
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die bei solchen Anlässen unvermeidliche Verspätung von einer halben
Stunde. Die Feuerwehrmusik war von ihrem Weckruf morgens um
6 Uhr nach dem Bahnhofe gezogen und empfing die Feuerwehren des
Wippthales und von jenseits des Brenners mit einem kräftigen
Marsche. Unter Musik wurden sie zum Festplatze geleitet, von wo
sie sich in die angegebenen Quartiere begaben. Um 8¼ Uhr zogen
die Stubaier mit der Musikkapelle von Fulpmes an der Spitze über
Wilten durch die Triumphpforte in Innsbruck ein. Die Feuerwehren
von Oberinnthal und Außerfern, welche sich beim „Rößl in der Au“
gesammelt hatten, wurden um ½10 Uhr unter Vorantritt der hiesigen
Feuerwehrkapelle und unter Mitwirkung der Musikkapelle von Zirl
durch die Ehrenpforte bei Mariahilf gemeinsam einbegleitet. Ein
Theil dieser Feuerwehren war schon gestern abends eingerückt. Die
Oberhofner kamen heute morgens auf geschmückten Leiterwägen ange‐
fahren. Sehr wünschenswerth wäre es gewesen, daß die Maria‐
hilferstraße bespritzt worden wäre, damit die Gäste aus Oberinnthal
merkten, daß sie von der Chaussée auf eine städtische Straße ge‐
kommen.
Offizielle Begrüßung und Eröffnung der Ausstellung.
Um 10 Uhr sollte nach dem Programme die Begrüßung der
Festgäste durch den Bürgermeister im Namen von Innsbruck statt‐
finden. Das war aber nur akademisch zu nehmen; denn dieselbe
wäre zu dieser Stunde nie möglich gewesen, auch wenn der Morgen‐
postzug, der die letzten Feuerwehren zum Feste herbeibrachte, pünktlich
angekommen wäre. Derselbe trifft bekanntlich um 10 Uhr 9 Min.
ein; dann aber hatte er eine halbstündige Verspätung, denn der An‐
drang der Fahrgäste war so groß, daß der in Kufstein disponible
Wagenpark der Südhahn nicht ausreichte und baierische Waggons
mitgeführt werden mußten. Die ersten, welche auf dem Margare‐
thenplatze anrückten, war der Baiern stattliche Schaar, unter den
Fanfaren ihrer Hornisten, dann kamen die anderen Völker alle, die
wir beim Festzuge aufzählen werden, mit lobenswerther Pünktlichkeit.
Die letzten waren die mit dem Bahnzuge eben angekommenen,
in überwiegender Zahl selbstverständlich unterinnthalische Feuerwehren.
Die Feuerwehren nahmen zusammen die zwei Schmal= und die süd‐
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liche Langseite des großen Platzes ein, während hinter dem Ringe,
denn die Ordnungsmannschaft mit rühmenswerther Energie um den
Platz schloß, sich massenhaftes Publikum drängte. Der Gemeinderath
nahm auf den südlichen Stufen des Rudolfbrunnens seine Aufstel‐
tung; die Chargierten der Feuerwehren traten vor und der Herr
Bürgermeister hielt folgende Ansprache:‐
„Hochgeehrte Gäste! Hochgeschätzte Feuerwehrmänner! Mir ist
die ehrenvolle Aufgabe gegeben, Sie, geehrte Feuerwehrgäste, im Namen
der Stadt Innsbruck auf das beste willkommen zu heißen.
Indem ich mich dieser Aufgabe mit großer Freude unterziehe,
versichere ich Sie, daß die Stadt Innsbruck es sich zur hohen Ehre
gereichen läßt, Sie in ihren Mauern zu beherbergen.
Das Fest, welches Sie mit Ihrer Gegenwart beehren, hat die
Sympathie der ganzen Bevölkerung, weil es von Männern ausgeht
und Männern gilt, welche unermüdlich uneigennützig ihre Zeit und
ihre Kraft dem öffentlichen Wohle gewidmet, welche wiederholt durch
ihre aufopfernde Thätigkeit großen Schaden hintangehalten haben.
Das Fest, das wir heute begehen, ist ein echt bürgerliches, ein echt
deutsches Fest, weil die freiwilligen Feuerwehren in sich alle Schichten
der Bevölkerung vereinen, weil dieselben ihren Urfprung deutschem
Wesen, deutschen Gemeinsinn verdanken, es ist aber auch ein öster‐
reichisch=ungarisches Fest, weil uns vergönnt ist alle unsere lieben
Brüder aus Oesterreich und Ungarn bei uns versammelt zu sehen.
Seien Sie daher versichert Innsbruck ist eine feuerwehrfreundliche
Stadt in deren Mauern Sie sich vollkommen heimisch fühlen dürfen.
Die achtbaren Ideen, welche ihre Berathung zu Tage fördern, werden
an der Stätte ihrer Geburt auch den dankbarsten Boden finden.
Mögen die wenigen Tage, welche Sie in unserer Mitte zu‐
bringen in Ihrem Gedächtnisse eine angenehme Erinnerung zurück‐
lassen. Und so seien Sie denn herzlichst begrüßt mit schallendem
Gut Heil.“
Dieselbe wurde von lautem Beifalle begleitet und weithin er‐
schütterte am Schlusse derselben ein dreifaches tausendstimmiges Gut
Heil, in das sich auch „Zivio“=Rufe mischten.
Unter abwechselndem Spiele der hiesigen Feuerwehr und der
braven Zirler Musikbande zogen die Feuerwehren sodann zur