Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1919
- S.3
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Gesamter Text dieser Seite:
I
1920
Werte Feuerwehrkameraden!
Im zweiten Friedensjahre unterbreitet die Kommandantschaft
die Rechnungslegung über die Verwaltung und die Berichterstat‐
tung über die Vorkommnisse der Wehr im Jahre 1919. Vorerst
sei es uns erlaubt, einen kurzen Rückblick zu geben auf die Jahre
die auch unsere Wehr schwer getroffen haben. Wohl keiner hätte es
sich träumen lassen, daß nach den sturmbewegten Juli= und August‐
tagen des Jahres 1914, wo jedem von Kraft und Mut die
Brust geschwellt war, ein Friedensjahr 1920 kommen wird, wo
tausende unserer Volksgenossen niedergebrochen und abertausende
am niederbrechen sind.
Haben wir das wirklich verdient, hat unser armes deutsches
Volk noch nicht den Becher des Unglücks bis auf die Neige ge‐
kostet? Fast scheint es so. Im Innern zerfleischen wir uns ge‐
genseitig, statt zusammenzuhalten, und aufzubauen. Mit einem Ei‐
fer, der jeder anderen Sache würdiger wäre, suchen wir in unseren
Mitte die Schuldtragenden an diesen Völkerringen und stellen
uns vor dem Auslande bloß, statt zu bedenken, daß Deutschland
rings von Feinden eingeschlossen war, die auf den günstigen Mo‐
ment hart lauerten, um es zu überfallen.
Da gellten zwei Schüsse von Sarajewo, welche den Stein ins
Rollen brachten, der Moment war gekommen und die Verbündeten,
auf die man draußen so viel gebaut, erwiesen sich vom Anfange an
zu schwach und erst jetzt erkennen wir mit Schaudern, daß wir von
den nichtdeutschen Nationen in Oesterreich vom ersten Tage an ver‐
raten waren.
Wenn man all das ermißt, und dann zurückdenkt, was das
deutsche Volk vier Jahre hindurch geleistet, gegen eine Welt von
Feinden, so verblaßt jeder antike Heldenmut in der ganzen Welt‐
geschichte. Solche Taten der Tapferkeit waren noch nie vollbracht
und deswegen hoffen wir auch unerschütterlich, daß die gesunde,
innere Kraft, die unserem Volke zu eigen ist, wieder den Weg zur
Sonne bahnt.