Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1917
- S.44
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Wiederholungsstunden, sowie Vorträge für Fortgeschrittene.
Zu Beginn unserer Tätigkeit gab es freilich Spötter genug,
welche unser Tun und Treiben belächelten. Doch auch diese
verstummten mit der Zeit, als sie die zielbewußte, ernste
Arbeit mitansehen konnten. Mit berechtigtem Stolz und mit
Freude können wir auf eine abgeschlossene, ununterbrochene
zehnjährige Tätigkeit zurückblicken und voll Vertrauen in die
Zukunft schauen.
In diesen 10 Jahren der Friedenstätigkeit hat die Ret‐
tungs=Abteilung als solche nach den Aufschreibungen im
Meldebuche über 19.000 Einzeldienstleistungen durch‐
geführt. Ungefähr ein Drittel davon, also über 6000 Dienste
entfallen auf erste Hilfeleistungen bei plötzlichen Unfällen,
welche satzungsgemäß vollkommen kostenfrei durchgeführt wur‐
den. Die anderen zwei Drittel betrafen von Aerzten ange‐
ordnete Ueberführungen von Kranken.
Der Krankenbeförderungsdienst wird von der
Rettungs=Abteilung hauptsächlich ausgeführt, um teilweise
Deckung der Kosten, welche die Haupttätigkeit der ersten Not‐
hilfe erfordert, zu finden. Von Bemittelten werden mäßige
Gebühren eingehoben, während Unbemittelten auch diese auf
Ansuchen in zahllosen Fällen von Krankenfahrten nachge‐
sehen wurden.
Der Dienst unserer ausübenden Mitglieder ist ein frei‐
williger und unentgeltlicher. Höchstens bei zeitraubenden,
halbe und ganze Tage dauernden Ueberlandfahrten wird
der Verdienstentgang auf Verlangen in mäßiger Weise ent‐
schädigt
Durch den nicht mehr zu entbehrenden Kraftwagenbetrieb
ist die Gerätehalle viel zu klein geworden; die Aufenthalts‐
und Schlafräume für die ständige Mannschaft und die dienst‐
habenden Freiwilligen sind ungenügend, auch ein Schul‐
und Versammlungsraum stellt sich immer mehr als große
Notwendigkeit heraus. Möge daher das nächste Jahrzehnt
der Rettungs=Abteilung die Erfüllung ihres größten und
sehnlichsten Wunsches bringen:
Ein eigenes Heim!
Leider verlor unser Samariter=Verein in diesen zehn
Dienstjahren 6 ausübende Mitglieder durch den Tod: Ka‐
merad Resch war der erste Tote, 1916 starb das ehemalige
Mitglied Wilhelm Mader, dieses Jahr verloren wir unsern
lieben Karl Hotowy.
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Auf dem Felde der Ehre blieben die Kameraden Karl
Hampl und Josef Dagn und der Aufnahmswerber Hermann
Stainer.
In ähnlicher Weise wie die Wiener freiw. Rettungs=Ge‐
sellschaft den Samaritergedanken in die Landeshauptstädte
hinausgetragen hat, haben auch wir in unserem engerem
Vaterland für die Verbreitung des Rettungswesens Sorge
getragen. Die größeren Städte und Orte Tirols besitzen
bereits blühende Rettungs=Abteilungen, welche alle im
Deutschtirolei Samariter=Landes=Verband vereinigt sind.
Die österr. Gesellschaft vom Roten Kreuz hat mit den
Feuerwehr=Landes=Verbänden Verträge abgeschlossen; sie
wird das Rettungswesen im Vereine mit den freiw. Feuer‐
wehren in besonderer Pflege und Fürsorge nehmen und es
dürfte dann der Samariter=Landes=Verband in den geplanten
neuen Zusammenschluß aller Rettungskörperschaften über‐
gehen.
Das Rettungswesen wird nach dem Kriege unter der
Führung des Roten Kreuzes in hohe Blüte kommen, denn es
besteht der Plan, auch bei der kleinsten Feuerwehr mindestens
eine Rettungsrotte von 2—3 Mann zu errichten und zu
schulen.
Mit Kriegsbeginn erwuchsen der Rettungs=Abteilung
entsprechend der satzungsgemäß dem Roten Kreuz gegenüber
eingegangenen Verpflichtung neue, wichtige Aufgaben. In
einer Besprechung mit hohen Militärpersonen im Militär‐
Kommando, bei der meine Wenigkeit die Innsbrucker Lokal‐
Kranken=Transport=Kolonne vertrat, wurde diese mit dem
gesamten Abschub der Kranken und Verwundeten vom Bahn‐
hof und den Austauschfahrten am Platze betraut. Durch
Einberufungen zum Militärdienst verlor die Rettungs=Ab‐
teilung zwar nach und nach zwei Drittel ihrer Mitglieder,
sodaß von den ursprünglichen 66 Mann kaum mehr 20 in
unseren Reihen verblieben. Wir mußten uns daher sofort
um Ersatz umsehen; unsere Aufrufe zeitigten vollen Erfolg.
Aus den Kompagnien der freiw. Feuerwehr, aus fallen
Kreisen der Bevölkerung kamen Studenten und Arbeiter,
Kaufleute, Beamte und Professoren und zwar so zahlreich, daß
dem Herrn Statthalter Grafen Toggenburg bei einer im
Rathaushof vorgenommenen Besichtigung über 250 Mann
im Alter von 15 bis 60 Jahren als Mithelfer der Kolonne
vorgeführt werden konnten. Diese Leute unterzogen sich mit