Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung

Jg.1917

- S.43

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Feuerwehr schritten daher an die Reoganisierung der Sani‐
täts=Abteilung mit dem Ziele, das Rettungswesen auch außer‐
halb des Brandfalles für unsere Vaterstadt in die Hand
zu nehmen.
Heute bildet das Rettungswesen tatsächlich, gemäß den
jüngst in Wien gefaßten Beschlüssen des Feuerwehr Reichs‐
Verbandstages, die zweite gleichwertige Hauptaufgabe der
freiw. Feuerwehren in Oesterreich.
Im Jahre 1897 war es dann dem damaligen Brand‐
direktor Herrn Viktor Baron Graff, dem geistigen und
werktätigen Urheber der Rettungs=Abteilung, gelungen, eifrige
Männer für die edle Sache zu gewinnen.
Auch unser, leider vor kurzem und allzu früh verstorbener
kais. Rat Franz Thurner war in Wort und Schrift ein
eifriger Vorkämpfer des Samariterwesens, und ist es gewiß
nur seine so vielseitige Betätigung in allen Zweigen der
öffentlichen Wohlfahrtspflege gewesen, welche ihn verhin‐
derte. auch als ausübendes Mitglied in unseren Reihen zu
stehen.
Die arg darniederliegende Sanitäts=Abteilung sollte also
wiederbelebt werden.
Gustav Riegl, umser tatkräftiger, leider zu früh ver‐
lorener und verstorbener Alt=Obmann war es, der sich dieser
ungemein mühsamen Aufgabe mit Feuereifer unterzog. Er
sammelte, von Herrn Baron Graff unterstützt, die nötige
Jungmannschaftum sich und hat dann die Aerzteschaft für den
Unterricht geworben.
Die Herren Dr. Franz Winkler und Dr. Thalgu‐
ter gaben den wissensdurstigen, angehenden Samaritern die
ersten Lehr= und Uebungsstunden.
Später war es dann Herr Dr. Otto Kölner, den
Niegl für den Unterricht gewann. Dieser Menschenfreund
hat sich sofort mit unübertrefflicher Hingebung unser ange‐
nommen. Ein Jahrzehnt hindurch hielt er durch die Winter‐
monate alljährlich einen 3040 stündigen Lehrgang über
erste Hilfeleistung bei plötzlichen Unfällen. Immer
wieder vor neuen Hörern, wobei ein starker Stamm
der Aelteren den ganzen Lehrstoff zur Wiederholung
und Vertiefung ebenfalls anhörte. Um Gotteslohn hat Herr
Dr. Kölner somit im Laufe der Jahre mehrere hundert Sama‐
riter herangebildet. Gustav Riegl hat leider sein ange‐
fangenes Werk im Stiche lassen müssen; er ist aus ge‐
schäftlichen Rücksichten nach München übersiedelt.
In seine Fußstapfen trat dann Altobmann kais. Rat
Amadeus Simath, der mit glücklicher Hand lange Zeit
hindurch die Sanitäts=Abteilung und die weitere Fortbildung
der Mannschaft leitete.
Herr kais. Rat Simath hat es ausgezeichnet verstanden
uns zusammenzuhalten und schob da er beruflich überbürdet
war, meine Wenigkeit an seine Stelle.
Nach zehn Jahren der Schulung und Vorbereitung
rafften wir uns endlich auf und gingen vorerst an die Grün‐
dung der Rettungs=Abteilung nach dem Muster anderer
Landeshauptstädte wie Troppau, Linz, Graz usw. Das
Versagen dei erstgegründeten Rettungs=Gesellschaft, dann
eine gewisse Angst, daß uns das gleiche Schicksal beschieden
sein könnte. ließ uns solange zögern. Doch vom einstimmig
gefaßten Beschlusse der Gründung der Rettungs=Abteilung
am 12. April 1907 gab es kein Zurück mehr. Die Satzungen
wurden geschmiedet, auch ein Hauptverdienst des Herrn Dr.
Kölner. Der erwählte unermüdliche Schriftführer Kamerad
Ferdinand Aeßler brachte alles nach seiner vollendeten Art
zu Papier; die Werbetrommel wurde gerührt. Die gesamte
Innsbrucker Tagespresse nahm sich sehr des Werdenden
an. Die freiw. Feuerwehr bewilligte in der Jahreshaupt‐
Versammlung für ihre Tochter ein Patengeschenk von 1000
Kronen. Stadtgemeinde, Rotes Kreuz, Innsbrucker Spar‐
kasse, Landesausschuß, viele Wohltäter und beitragende Mit‐
glieder sicherten die ersten Betriebskosten. Zum großen Leid‐
wesen verloren wir gerade in dieser sorgenvollen Zeit unsern
lieben Vater, Dr. Kölner, welcher sein, durch ein Jahrzehnt
gepflegtes Lebenswerk nicht weiter führen konnte, da er
sich ganz zur Bewirtschaftung seines schönen Gutes nach
Mils zurückzog. Er hat uns mit vielem Wissen ausge‐
stattet und uns in den Sattel gehoben. Das Glück, das er
uns damals beim Abschied wunschte, es ist uns treu ge‐
blieben. Sein Werk blüht weiter und gedeiht.
Am 1. Oktober 1907 wurde der ständige Rettungsdienst
aufgenommen. Der kleine, zur Verfügung gestellte Raum
hinter dem Brunnen im zweiten Rathaushof war für uns
alles: Verbandsraum, Wohn= und Schlafzimmer und Kanz‐
lei. Schritt für Schritt gingen wir an die Ausgestaltung der
Einrichtungen. Unter der Führung unserer Ehrenmitglieder,
der Herren vom Stadtphysikate Dr. Hörtnagl und Dr.
Tschamler, wurden die größten Schwierigkeiten glücklich
gelöst. Fast alljährlich hielten diese beiden Herren Ab‐
teilungs=Aerzte seither Lehrkurse für Anfänger und auch