Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung

Jg.1917

- S.41

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Jahrzehnt=Dienst = Gedenkfeier
der Rettungs-Abteilung der Freiwilligen
Feuerwehr Innsbruck.
Am 30. September vormittags feierte die Rettungs=Ab‐
teilung der Freiw. Feuerwehr ihren 10=jährigen Bestand.
Im Adlersaale des Stadtsaalgebäudes versammelten sich
die Ehrengäste, Gönner und Mitglieder der Körperschaft
zur Gedenkfeier. Die k. k. Statthalterei, der Landesaus‐
schuß, der Gemeinderat, das k. u. k. Militärkommando, das
Rote Kreuz, die Polizei und die Feuerwehr sandten ihre
Vertreter, zahlreiche Aerzte und auch Vertreter von aus‐
wärtigen freiw. Rettungs=Abteilungen waren erschienen. Der
Obmann der Rettungs=Abteilung, Leo Stainer, begrüßte die
Versammelten und erstattete folgenden ausführlichen Bericht
über die Gründungsgeschichte und Tätigkeit derselben:
Hochverehrte Festversammlung!
„Schon in alten Zeiten galt als einer der edelsten Triebe
hilfsbedürftigen Mitmenschen in ihren Leibesnöten beizu‐
stehen.
Das schöne Beispiel mit dem barmherzigen Samaritan,
das die Bibel uns überliefert, gibt Kunde davon. Immer
und überall fanden sich bei Unglücksfällen wackere und
beherzte Männer, welche sogar ihr Leben in die Schanze
schlugen, um Verunglückte zu bergen, um Verletzten nach
bestem Wissen die so wichtige erste Hilfe angedeihen zu
lassen.
Menschenfreunde, hauptsächlich Aerzte, bemühen sich jetzt
durch Wort und Schrift das Volk aufzuklären und zu
unterrichten, wie in zweckdienlicher Weise Verunglückten
Hilfe zu leisten ist, wie noch größerer Schaden verhütet werden
kann, und wie der Verletzte oder plötzlich Erkrankte am
besten und raschesten fachmännischer Behandlung zugeführt
werde, oder was bis zur Ankunft des Arztes geschehen soll.
Aber es war nicht immer so.
Unser Vaterland mußte erst die schreckliche Kunde vom
Ringtheaterbrand in Wien durchzittern, welche dann wohl
rasch den Anstoß zur Gründung der Wiener, jetzt k. k. freiw.
Rettungs=Gesellschaft gab. einer Gründung, welche empor‐

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blühte und dann vorbildlich wurde für die Gründung ähn‐
licher Samariter=Vereinigungen in der ganzen gesitteten Welt.
Von der richtigen Ansicht ausgehend, daß ein organisier‐
ter Rettungsdienst nicht bloß für die Großstadt nützlich und
von Nöten sei, sondern auch in kleineren Gemeinwesen nicht
zu entbehren ist, kamen die Wiener hierher und gründeten
im Jahre 1893 die Innsbrucker freiw. Rettungs=Gesellschaft;
sie waren es auch, welche die Mittel zur ersten Arbeit gaben.
Das schöne Geschenk, welches Innsbruck damals von der
Wiener freiw. Rettungs=Gesellschaft erhielt, war in dem
niederen Bau, der an der Nordseite des heutigen Karl Lud‐
wig=Platzes einst stand, neben der Gaßner"schen Druckerei,
in mehreren Räumen untergebracht. Es war eine vollstän‐
dig eingerichtete Rettungsstation mit ärztlichen Instrumen‐
tarien, allen nötigen Geräten nebst 2 Rettungswägen in
vollkommen neuem Zustande: einer für sitzende Infektions‐
kranke, der andere mit zwei Tragbahren versehene für liegende
nicht ansteckend Erkrankte oder Verunglückte.
Diese wertvolle Gründung hielt aber nicht lange stand;
es fehlte bald an gut geschulter Mannschaft, auch war die
nötige Schlagfertigkeit nicht vorhanden, indem die Bespan‐
nung immer erst fallweise beschafft werden mußte.
Und so schlief denn diese gutgemeinte Schöpfung, bevor
sie sich einleben konnte, wieder ein. Die Einrichtung der
Rettungsstation wanderte ins städtische Krankenhaus. Der
Rettungswagen wurde einige Zeit bei verschiedenen Pferde‐
haltern in deren Schupfen untergebracht, bis er endlich in
der im Rathause neuerbauten Gerätehalle der freiw. Feuer‐
wehr landete. (Er machte von dort aus viele Krankenfahrten
über Land und am Platze und wurde von Fall zu Fall
bemannt.)
*
Schon früh erkannten die freiw. Feuerwehren die Not‐
wendigkeit, in ihrem Körper auch eine Anzahl geschulter
Leute zu besitzen, welche sich mit der Leistung der ersten
Hilfe befassen sund bei größeren Uebungen und Bränden
bereit sind, Verunglückten beizustehen.
Auch unsere Wehr hat schon seit langer Zeit eine Sani‐
täts=Abteilung besessen.
In diese Sanitäts=Abteilung wurden aber später dann
zumeist ältere, ausgediente Männer eingereiht, welche wohl
den guten Willen hatten, die aber selten vor ernste Fälle
gestellt waren und somit der nötigen Uebung und Schulung
entbehrten. Die führenden Männer der Innsbrucker freiw.