Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung

Jg.1917

- S.7

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10 —
wicklung geistiger Tätigkeit auf allen Gebieten menschlichen
Schaffens. Franz Josef hat den Geist der Zeit verstanden
und seinem Volke die Segnungen freier sozialer und poli‐
tischer Entfaltung verschafft. Das Volk wiederum hat es
verstanden, durch Schaffung für seine und des Staates Wohl‐
fahrt ersprießlicher Einrichtung die edlen menschenfreund‐
lichen Bestrebungen seines erhabenen Herrschers zu unter‐
stützen und zu verwirklichen. So entstanden die vielen, dem
Volkswohle dienenden Organisationen und unter diesen auch
die über das ganze Reich sich nunmehr ausbreitenden frei‐
willigen Feuerwehren.
Unserer engeren Heimat, unserem lieben, schönen Tirol
war es beschieden, hier bahnbrechend voranzuschreiten, durch
Gründung der ersten freiwilligen Feuerwehr; und in Tirol
war es wieder die Landeshauptstadt Innsbruck, in der sich
im Jahre 1857, also vor 60 Jahren, die erste freiwillige
Feuerwehr bildete.
Eine vollständige Geschichte des Werdens und der Ent‐
wicklung dieser einzig dem Wohle und dem Schutze der
Menschheit gewidmeten Körperschaft zu geben, sei einer be‐
rufeneren Feder überlassen und gestatte ich mir nur, der
geehrten Versammlung einen kurz gehaltenen Rückblick über
die wichtigsten Vorkommnisse in unserer Wehr in den 60
Jahren ihres Bestehens zu geben.
Im Jahre 1857 unternahm es ein Bürger Innsbrucks,
der damalige Turnlehrer Franz Thurner, seine auf ver‐
schiedenen Reisen in Deutschland gemachten Beobachtungen
und Erfahrungen auch seiner Vaterstadt zuzuwenden.
Franz Thurner, im Jahre 1828 als Sohn eines Seiler‐
meisters in der Innstraße hier geboren (sein Geburtshaus,
jetzt Eigentum der Hutmacher=Firma Wilhelm Trager, ziert
seit 1905 eine ensprechendte Gedenktafel), erlernte das Seiler‐
handwerk und um sich in demselben weiter auszubilden,
ging er in die Fremde. Heimgekehrt, wußte er das Gesehene
voll zu verwerten. In verschiedenen Städten Deutschlands
hatte er schon anfangs der fünfziger Jahre manche Einrich‐
tungen kennen gelernt und darunter auch das Durnen. Er
— 11 —
rastete nun nicht, bis auch in Innsbruck die edle Turnerei
Eingang fand und er als Turnlehrer bestellt war. Als
solcher besuchte er 1856 wieder Deutschland und lernte dort
besonders in Stuttgart und Augsburg das freiw. Feuerwehr‐
wesen kennen. Wieder nach Innsbruck zurückgekommen, ver‐
stand er es, gleichgesinnte, junge Männer aus der Curner‐
schar um sich zu sammeln, zu dem Zwecke, das Turnen auch
praktisch zur Bekämpfung des Räubers menschlicher Habe,
zu verwerten. Mit achtzehn jungen Innsbruckern, deren
Namen in unserer Chronik der Nachwelt erhalten sind, trat
Thurner im Jahre 1857 auf den Plan und griff mit den‐
selben unter dem Namen „Rettungs= oder Retter=Korps“
bei Feuersbrünsten so erfolgreich ein, daß ihm seitens des
Magistrates im Jahre 1864 das Oberkommando über die
Löscheinrichtungen der Stadt übertragen wurde. Mit Wi‐
derwärtigkeiten, Anfeindungen, ja sogar Spott und Hohn hatte
Thurne, und seine 18 Getreuen bei Bewältigung und Aus‐
schaltung der alten schwerfälligen Löscheinrichtungen Inns‐
brucks mehr als genug zu kämpfen; allein die wackere Schar
ließ sich nicht abschrecken, bis endlich nach sieben Jahren
harten Kampfes mit Behörden und Bewohnerschaft der Sieg
errungen und das freiwillige Feuerwehrwesen auch an‐
erkannt war. Thurner schritt nun daran, seinem Retter‐
(Steiger=) Korps auch Spritzen= und Schlauchmannschaft an‐
zugliedern, was ihm mit seinem anerkannten Organisations‐
talente auch in kurzer Zeit überraschend gelang. Er ordnete
die Wehrmannschaft, fast durchaus aus Innsbrucker Bür‐
gersöhnen bestehend, in Züge und zwar bildete er deren
zwei. Später kam ein dritter (St.„Nikolaus) und 1878
ein vierter (Kohlstadt) dazu. Jeder dieser Züge bestand aus
einer Abteilung Steiger, einer Spritzen= und einer Schlauch‐
abteilung unter dem Kommando eines Führers, der wie
die anderen Chargen von der Mannschaft gewählt war.
Die langen Ketten von Menschen, die früher behufs
asserzufuhr zur Spritze nötig waren, wurden überflüssig,
nachdem die sogenannten Druckspritzen, diese schwerfälligen
plumpen Löschgeräte durch die zierlichen, leichtbeweglichen