Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1878
- S.8
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Der Obmann des Festkomité"s Herr Riehl begrüßte mit war‐
men Worten die Gäste, worauf der Gauverbands=Vorstand Herr
Dr. Stolz Namens der Letzteren dankend erwiederte. In gemüth‐
lichem Gedankenaustausch entschwanden bei Musik und Gesang gar
rasch die dem geselligen Vergnügen gemidmeten Stunden.
Zeitlich in der Frühe des 28. versammelten sich die durch
Tagreveille aus dem Schlummer geweckten Feuerwehrmänner neben
dem Spritzenmagazin zur Besichtigung der dort ausgestellten Re‐
quisiten der Sterzinger Feuerwehr. Um 9 Uhr fand der Empfang
und die Einbegleitung der mit den Vormittagszügen noch eingetrof‐
fenen Gäste in der gleichen Weise wie am Vorabende statt, worauf
um 10 Uhr die Delegirten=Sitzung im städtischen Rathssaale ab‐
gehalten wurde, in welcher dem Herrn Gauverbandsvorstande Dr.
Otto Stolz, das seinerzeit beschlossene Ehrenbeil feierlich überreicht
wurde.
Nach Schluß der Sitzung pilgerten sämmtliche Delegirte zu
einer anderen Sitzung — dem gemeinschaftlichen Mittagsmahl zur
alten Post, wobei die unermüdliche Welsberger Feuerwehrmusik den
Abgeordneten die Freuden der Tafel würzte.
Diese Sitzung konnte aber nur zur Noth den vom Gastgeber
festgesetzten programmmäßigen Verlauf nehmen, denn nach kurzer
Zeit berief das Sammelsignal alle Feuerwehrmänner zum Festzuge
durch die Stadt.
Unter den Klängen der Musikkapellen von Sterzing, Wels‐
berg, Gossensaß und Mareith zogen alle Festgenossen durch die Stadt
an den beflaggten und geschmückten Behausungen vorbei, aus deren
Fenstern hübsche Mädchen die Feuerwehrmänner mit Kränzen und
Blumensträußchen überschütteten, welche dann wieder mit einem
dröhnenden „Gut Heil“ auf die schönen Spenderinnen dankten.
Auf dem geräumigen Platze neben dem Bürgerspitale wurde
hierauf die vom Kommandauten Herrn Michael Kelderer geleitete
Uebung der Sterzinger Feuerwehr abgehalten, welche die ihr gestellte
Aufgabe zur vollen Zufriedenheit löste.
Nach abgehaltener Uebung wurde mit der von der Welsberger
Feuerwehr mitgebrachten, nach den Ideen und Angaben des dortigen
k. k. Bezirksrichters und Kommandant=Stellvertreters Herrn Karl
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Kölle angefertigten Schubleiter exercirt. Diese auf 4 Rädern ruhende
und daher auch zum Fahren besser geeignete Schubleiter zeichnet
sich durch große Solidität und Sicherheit aus, indem die Achse an
den beiden Hinterrädern verlängert wird, wodurch der Leiter eine
große Spurweite gegeben werden kann, welche sie vor der Gefahr
eines Umkippens vollständig sichert.
Ebenso wurde die von Herrn Fabrikanten Schmid in
Absam ausgestellte und für unsere neue Abtheilung Kohlstatt=Drei‐
heiligen bestimmte Abprotzspritze probirt und nach ihrer Leistungs‐
fähigkeit vortrefflich befunden.
Schließlich machte Herr Lang von Wilten auch eine Probe
mit einem von ihm mitgebrachten Extinkteur.
Sowol die Feuerwehrgäste als das übrige Publikum zogen
dann nach dem auf einer Anhöhe unweit Sterzing gelegenen und
eine wundervolle Aussicht auf die Stadt und Umgebung bietenden
Restaurationslokale „Kustozza“ woselbst sich bald wieder ein fröh‐
liches Leben entfaltete. Abends fand noch die Festversammlung im
geschmückten und erleuchteten Theatersaale des Rathshauses statt,
welcher der Festordner mit allseitig anerkanntem Geschick und Humor
präsidirte.
Nachdem dieser die zahlreichst besuchte Versammlung eröffnet
hatte, ergriff Herr Bürgermeister Waitzinger das Wort zu warmer
Begeisterung der Feuerwehrgäste und drückte Namens der Stadt
die Freude darüber aus, daß Sterzing als Ort für die heurige
Delegirten=Sitzung gewählt worden sei. In ähnlicher Weise sprach
sich der Kommandant der Sterzinger Feuerwehr aus, worauf noch
eine ungezählte Menge anderer Toaste folgte. Für Abwechslung
im Programm sorgte die wackere Musik von Sterzing, welche trotz
der Strapazen unter Tags unverdrossen spielte. Erst um Mitter‐
nacht verkündete der Präsident den Schluß der offiziellen Feier.
Noch vor dem Grauen des Morgens zog ein Theil der Gäste
unter Begleitung liebgewordener Kameraden bei Fackelschein aus
dem Städtchen zum Bahnhof hinaus. Noch ein Gruß, ein Gut
Heil und die Lokomotiven entführten diese Gäste nach Nord und
Süd; die Uebrigen sagten aber im Laufe des Tages dem gastlichen
Sterzing ein herzl. Lebewohl.