Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung

Jg.1914

- S.3

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Am 23. Juli 1914 hat die Stadt Innsbruck, deren
Feuerwehr und die Wehren des polit. Bezirkes Innsbruck
einen Mann durch den Tod verloren, der sein Leben dem
Dienste der Feuerwehr gewidmet, der fast an der Wiege des
freiwilligen Feuerwehrwesens in Tirol gestanden und selbes
bauen und ausgestalten half wie selten einer. Max Klammer
lebte fast nur seiner Feuerwehr; er war ein deutscher Mann
von echtem Schrott und Korn, der verdient der Vergessen‐
heit entrissen zu werden. Diese Zeilen sollen diesem Zwecke
gewidmet sein, denn Max Klammer soll auch den Wehren
künftiger Generationen als Wehrmann nicht unbekannt blei‐
ben. Max Klammer hat in der Innsbrucker Wehr und auch
in jener von Salzburg als Wassermann, Schlauchmann und
Steiger gedient und das Wehrwesen somit in allen seinen
Teilen genau gekannt, was ihn auch befähigte die obersten
Vertrauensposten zu bekleiden; dabei war er von einem
Pflichtgefühl durchdrungen und von einer redlichen Offen‐
heit beseelt, die lauteren, reinen, offenen, echt deutschen
Männern eigen ist.
Max Klammer ist am 16. Jänner des Sturmjahres
1849 zu Innsbruck als der Sohn des Goldarbeiters und
Juweliers Alois Klammer geboren. Schon in der Volks‐
schule war er unter Franz Thurner, dem Jahn Tirols,
ein eifriger Turner und bereits im Jahre 1861 als 15 Jähri‐
gen finden wir ihn in den Reihen der Feuerwehr seiner
Vaterstadt bei Schlauch= und Wassermannschaft tätig. Klam‐
mer erlernte bei seinem Vater das Goldschmiedehandwerk
und kam dann in der Folge zu weiterer Ausbildung in
diesem Fache nach Wien und Salzburg. In letzterer Stadt
war Klammer der dortigen Feuerwehr als Steiger beige‐
treten. Im Jahre 1871 finden wir den Namen Max
Klammer wieder unter den Mitgliedern der Innsbrucker
Wehr und zwar als Steiger im 1. Zuge. In den Jahren
1877 bis 1884 war Klammer Wassermann im 1. Zuge.
1884 wurde er zum Spritzenmeister in derselben Abteilung
befördert. Im kommenden Jahre wählten ihn die Kame‐
raden seiner Abteilung zum Rottenführer bei der Spritze
Nr. 2. Drei Jahre später, 1888, berief ihn das Vertrauen
seiner Kameraden an die Spitze des 1. Zuges als Zugsführer.
Hier sei bemerkt, daß damals die Innsbrucker Feuerwehr
in 4 Züge eingeteilt war, deren jeder eine in ihren Aktionen
selbstandige Wehr mit Steiger=, Wasser= und Schlauch‐
mannschaft und den erforderlichen Geräten darstellte, also
die Charge eines Zugsführers, dem eines Hauptmannes voll‐
kommen entsprach, welche Bezeichnung dann in den 90iger
5
Jahren auch eingeführt wurde. Die Stelle eines Zugführers
des 1. Zuges, bezw. eines Hauptmannes der 1. Kompagnie
hatte Klammer bis zu seiner 1912 erfolgten Wahl zum
Oberkommandanten und Branddirektor der Innsbrucker
Wehr inne. In diese Zeit fällt auch seine sehr ersprießliche
Tätigkeit für die Landfeuerwehren, indem er 1890 zum
Kassier des seit einigen Jahren bestehenden Feuerwehrbe‐
zirksverbandes Innsbruck durch das Vertrauen seiner Ka‐
meraden gewählt wurde. Nun begann er im Verein mit
seinen Freunden Franz Kerber und Johann Hoppichler seine
organisatorische Tätigkeit auf dem Lande, und zwar in einer
derart erfolgreichen Weise, daß er im Jahre 1894 bei Ein‐
führung der landschaftlichen Bezirksfeuerlöschinspektoren als
solcher für den Bezirk Innsbruck seitens des Landesaus‐
schusses über Vorschlag der Feuerwehr=Landesverbandes er‐
nannt wurde, welche Stelle er bis zu seinem leider allzu
früh erfolgten Hinscheiden inne hatte. Was Max Klam‐
mer als Löschinspektor den Feuerwehren und
Gemeinden des Innsbrucker Bezirkes war,
wissen diese am besten zu beurteilen und war
auch die Trauer um diesen Mann im ganzen
Bezirke eine allgemeine. Wie ernst Klammer seine
Aufgabe als Löschinspektor nahm, beweist die Tatsache, daß
bei seiner Wahl in den Bezirksverbandsausschuß im Jahre
1890 nur 18 organisierte freiw. Feuerwehren im Bezirke
Innsbruck vorhanden waren, während jetzt deren 69 vorhan‐
den sind mit über 4000 Wehrmänner. Unermüdlich bereiste
Klammer seinen Bezirk und unerschrocken drang er selbst
in die entlegensten Täler vor und ruhte nicht eher bis er
auch in diesen eine Feuerwehr zusammengebracht hatte, so
in Leutasch, Sellrain, Navis usw. Aber nicht bloß um die
Ausbreitung des Wehrwesens im Lande war Klammer zu
tun, er übte alle von ihm ins Leben gerufenen Wehren
auch ein und unterstützte alle mit Rat und Tat, so weit
es ihm möglich war. Kein Wunder daher, daß Klammer
im ganzen Bezirke nicht bloß geachtet, sondern auch wie ein
Vater geehrt und beliebt war. Wo es not tat, trat er
mit vernünftiger Strenge auf, die ihm aber niemand ver‐
übelte, weil selbe stets mit der erforderlichen milden Vor‐
sicht gepaart war.
Im Jahre 1907 wurde Klammer Branddirektorstellver‐
treter der Innsbrucker Wehr und im Jahre 1912 nach dem
Rücktritte des Branddirektors Herrn Viktor Baron Graff,
wurde Max Klammer zum Branddirektor gewählt und als
solcher auch vom Gemeinderate der Stadt Innsbruck be‐