Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1884
- S.4
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Wenn wir gegen uns selbst offen sein wollen, können wir uns
auch nicht verhehlen — und es hat sich auch schon bei manchen Ge‐
legenheiten thatsächlich gezeigt — daß unsere freiw. Feuerwehr eigent‐
lich doch nicht auf jener Stufe von Vollkommenheit steht, auf welcher
sie vermöge ihrer immerhin guten Organisation und der ihr zu Gebote
stehenden Mitteln jeder Art stehen könnte.
Wie schon erwähnt, fehlt es weder an der Organisierung noch
an den erforderlichen Mitteln, und Chargen wie Mannschaft sind stets
nach Kräften bestrebt ihren freiwillig übernommenen Pflichten nachzu‐
kommen.
Das Uebel liegt viel tiefer und hat sich schon seit mehreren
Jahren nur so allmählig leise und unbemerkt eingeschlichen.
Es ist dies — wir wollen es ganz offen sagen — das in den
allermeisten Fällen mit nichts zu entschuldigende Fernehalten gerade
jener Männer von unserem Körper, die eben am allermeisten Ursache
hätten, ihre bewährte und einflußreiche Thätigkeit einem Institute zu‐
zuwenden, das einen der schönsten und edelsten Zwecke verfolgt; kurz
gesagt das bürgerliche Element — das nach der Natur der Sache
berufen wäre, diese Institution mit Rath und That zu unterstützen —
hat sich mit wenigen rühmlichen Ausnahmen von der Feuerwehr los‐
gesagt, weil es, wie es scheint, eben nicht mehr zeitgemäß ist, diesem
Körper anzugehören, ja manche würden es schon als eine ganz merk‐
würdige Zumuthung betrachten, wenn man sie zum Eintritte in die
freiw. Feuerwehr animiren würde.
Dadurch aber werden der freiw. Feuerwehr gerade jene Kräfte
entzogen, ohne welche ein erfolgreiches und ersprießliches Wirken und
Gedeihen des Gefammtkörpers nicht recht gedacht werden kann, da
nebst der freiwillig übernommenen Pflicht das persönliche Interesse und
die Stabilität derselben dem Institut erst jenen Kitt geben und jene
Leistungsfähigkeit sichern, die nothwendig ist, um das in die freiwillige
Feuerwehr gesetzte Vertrauen auch voll und ganz zu rechtfertigen.
Es könnte in dieser Angelegenheit noch so manches gesagt und
angedeutet werden, was unserer Sache förderlich wäre, doch für dies‐
mal genug.
Es erübrigt uns nur noch anknüpfend an das Gesagte an die
Bürgerschaft Innsbrucks die dringende und gewiß gerechtfertigte Bitte zu
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stellen, uns durch zahlreichen Beitritt zur freiwilligen Feuerwehr die
Tüchtigkeit und den guten Ruf, der diesen schon seit mehr als einem
Vierteljahrhundert bestehenden Körper auszeichnete, auch fortan er‐
halten zu helfen und unser offenes, aber nur im Interesse der Sache
gesprochenes Wort, nicht ungütig aufzunehmen.
Und so wollen wir das abgelaufene Jahr nochmals vor unserem
Geiste vorüberziehen lassen, indem wir gewohnheitsgemäß alle jene Vor‐
kommnisse in unserem Körper in chronologischer Weise verzeichnen, die
einigermaßen von Interesse sind.
Am 1. Jänner Beerdigung des Ordnungsmannes Alois
Gutwenger.
Am 6. Jänner fand unser Christbaumfest in der seit Jahren
üblichen Weise und mit sehr günstigem finanziellen Erfolge in den
Redoutenlokalitäten statt, und wurde von mehreren Honoratioren mit
einem Besuche beehrt.
Denselben Abend entstand aus Unvorsichtigkeit im Hause
Nr. 21, Universitätsstraße, ein Zimmerbrand, der aber sogleich ohne
Zuthun der Feuerwehr gelöscht werden konnte.
Am 7. Jänner Kommandantschaftssitzung.
Am 12. Jänner Abends fand beim „Bierwastl“ eine recht
gut besuchte Monatsversammlung statt, und wurden bei dieser Gelegen‐
heit sehr interessante und in das Feuerlöschwesen unserer Stadt tief
eingreifende Themata in eingehendster Weise besprochen und erörtert,
so z. B. die Theaterwache, die Ausbildung neu eingetretener Mitglieder
in Handhabung der Requisiten, die Aus= und Abrüstungsfrage, die
im letzten Jahre eingeführten sog. Interims=Aufnahmsscheine u. s. w.
Die Fehler und anderseits auch die Vortheile, wie sie bis jetzt in
obgenannten Punkten zu Tage getreten, wurden erfahrungsgemäß
beleuchtet.
Am 19. Jänner Beerdigung des Ordnungsmannes Josef Gritsch.
Am 27. Jänner um 6 Uhr früh entstand im Hause des Herrn
Auer am Bäckenbichel ein Kaminbrand, welcher aber ohne Intervention
unserer Feuerwehr sofort gelöscht wurde. Eine Allarmierung fand
nicht statt.
Am 4. Februar Kommandantschaftssitzung.
An diesem Tage legte der sehr verdiente Obmann der Ord‐