Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung
Jg.1883
- S.10
Suchen und Blättern auf rund 2250 Seiten in knapp 90 Heften.
Gesamter Text dieser Seite:
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selben wurde zur Hauptübung abgerückt, die diesmal ebenfalls wieder,
wie im vergangenen Herbste, im älteren Stadttheile abgehalten wurde,
und zwar in der Seiler= und Kiebachgasse. In letzterer griff der
I. Zug am Hause des Kaufmanns Riedel und der II. Zug an dem
des Metzgers Blaas an, während der III. Zug von der Seilergasse
aus am Hirschenwirthshause und der IV. Zug am Hause des Kauf‐
mannes I. Mayr ihre Löschtüchtigkeit zu erproben hatten. Zwischen
den beiden letzteren hatte die Dampfspritze sich postirt und machte sich
bald den Feuerwehrmännern, die mit der ihnen eigenen Präcision in
kurzer Zeit die einzelnen Requisiten zum Angriff gebracht hatten, erst
durch ihr dumpfes Rollen, bald jedoch auch durch qualmenden Rauch
bemerkbar, der mit den von den einzelnen Dächern sich erhebenden
Wasserstrahlen gemischt, ein prächtiges Bild bot. Nach Verlauf von
ungefähr einer Viertelstunde seit Beginn der Uebung war auch die
Dampfmaschine kampffähig und griff auch sofort in den Kampf ein
und führte denselben noch lange fort, als die anderen Spritzen bereits
ihre Arbeit eingestellt hatten. Sie sandte das nasse Element in ge‐
waltiger Menge in zwei Schläuchen zuerst dem IV., dann dem III. Zug
auf das Dach und arbeitete währenddem selbst noch von der Straße
aus bald mit einem, bald mit zwei Wasserstrahlen, die sie in mäch
tigen Bogen über die Häuser weg in die Höhe schleuderte und damit
ihre dort aufsteigenden und sich, Dank der Gewandtheit der Rohr‐
führer, neckisch herumtummelnden Schwestern grüßte. Aber nicht bloß
in dieser Richtung erregten die Leistungen der Dampfspritze das Stannen
der Zuschauer, sondern sie bewährte sich auch vollkommen in einer
anderen Art. Die Dampspritze erprobte abermals ihre kolossale Lei‐
stungsfähigkeit; sie versorgte fünf Spritzen mit solchen Quantitäten
Wassers, daß dieselben das zugeleitete Wasser nicht aufbrauchen konnten,
sondern überflossen und entsandte noch zu gleicher Zeit einen mächtigen
Strahl über die Dächer der Häuser hinweg. Mit einem Worte, die
Gesammtübung, der außer dem Bürgermeister und der Löschdirektion
noch Se. Excellenz der Herr Statthalter Baron Widmann, Herr
Generalmajor v. Ochsenheimer in Vertretung Sr. Excellenz des Herrn
FZM. Grafen Thun, der Platzkommandant Hauptmann Münster und
noch mehrere distinguirte Persönlichkeiten beiwohnten, wurde in allen
ihren Theilen exact durchgeführt und sie wird neuerdings in den
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Bürgern das Bewußtsein sowohl von der Leistungsfähigkeit der Mann‐
schaft als auch der durch dieselbe bedienten Requisiten sicherlich nur
bestärkt haben. Der Bürgermeister war von dem zahlreichen Er‐
scheinen der Feuerwehrmänner zur Musterung, von dem Zustande der
Geräthe und Maschinen und der Uebung sehr befriedigt. Nach bei‐
nahe zweistündiger Uebung defilirte der imposante Zug in der Maria
Theresienstraße vor dem Herrn Bürgermeister.
An diesem Tage sollte sich aber auch mit dem Nützlichen das
Angenehme paaren; denn als der erste und zweite Zug (ohne Requi‐
siten) unter Vorantritt der Musikkapelle in die Maria Theresienstraße
gezogen kam, wartete dort ihrer bereits die freiwillige Feuerwehr von
Pradl mit ihrer neuen von der Firma Großmaier in Wilten kon‐
struirten Spritze und der IV. Zug in voller Rüstung. Sofort wurden
die beiden erstgenannten Abtheilungen aufgenommen und unter klin‐
gendem Spiele und großem Andrang der Bevölkerung — nachdem
mittlerweile auch der III. Zug angerückt kam — gieng es dem nach‐
barlichen Pradl zu, wo die neue Spritze auf diese Weise ihren feier‐
lichen Einzug hielt und auch sofort den Bewohnern Pradls demon
strirte, was sie als Großmair"s Tochter zu leisten im Stande sei.
Und in der That war auch die Leistungsfähigkeit derselben eine ganz
vorzügliche.
Nach beendeter Probe wurde in den Garten „zum Lodronischen
Hof“ abmarschiert, wo sich endlich gegen 5 Uhr die Feuerwehrmänner
erfrischen und restauriren konnten.
Bis nach 7 Uhr wurde fröhlich gezecht, worauf Musik und
Feuerwehr ihren Heimweg antraten. Damit war dieser „Tag der
Feuerwehr“ welcher die Bewohner unserer Stadt wieder einmal mit
derselben zusammengeführt hatte, beendet.
Am 8. Mai: Kommandantschaftssitzung.
Am 9. Mai: Windwache.
Am 18. Mai Abends gegen 9 Uhr brach in der Selchküche
des Metzgermeisters Danner in der Erlerstraße Nr. 9 Feuer aus,
das jedoch von den Hausbewohnern bald gelöscht wurde und keinen
weiteren Schaden anrichtete, als daß es um etwa 50 fl. Speck un
brauchbar gemacht hat.