Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung

Jg.1882

- S.21

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im Entwurfe der Zeichnungen und Detaillierung der Kostüme
ausführten.
Die Uebung der Innsbrucker Feuerwehr
nach dem Festzuge fand mit anerkennenswerther Präzision statt. Bei
derselben wurde auch das Rettungstuch von Beuer in Reichenders
exerciert. Trotz des Protestes des Erfinders wurde dasselbe als
Sprungtuch benützt, indem vom 3. Stocke des Spitales Feuerwehr‐
männer auf das vom 2. Stockwerke ab ausgebreitete Tuch sprangen,
während es seiner Bestimmung nach ein Rutschtuch ist. Die Folge
davon war, daß das Tuch durch den Stiefelabsatz des zuletzt herab‐
springenden Mannes einen Riß erhielt. Nach der Uebung fuhr unter
gellenden Pfiffen in raschem Trabe die Dampfspritze von Kraus und
Comp. in Münchon vor, die im Vereine mit der Schiebleiter von
Herrn Weinhart in München erprobt werden sollte. Die leichte
Handbarbkeit der mächtigen Leiter erregte allgemeines Erstaunen. We‐
niger befriedigend fiel die Probe mit der Dampfspritze aus, u. z.
Folge eines argen Malheurs. Auf dem Transporte der Maschine
hieher, so wird uns von kompetenter Seite mitgetheilt, ist ein kleiner
Hahn gebrochen und derselbe wurde, da ein solcher hier nicht zu be‐
kommen war, durch einen einfachen Bolzen ersetzt; dieser war aber
etwas zu lang, drückte daher auf die Platte des Saugraumes, so
daß dieselbe nicht mehr genau schloß und Luft eindringen ließ. Es
wird daher wahrscheinlich heute mit derselben Maschine eine neuer‐
liche Probe abgehalten werden. Nach Aeußerungen der Komman‐
danten von den Feuerwehren von Augsburg und Laibach leisten die
dort aus derselben Fabrik schon länger in Verwendung stehenden
Dampfspritzen vollständig Befriedigendes. Der Uebung wohnte auch
Herr Oberregierungsrath Klump aus Stuttgart, der Leiter des würt‐
tembergischen Feuerwehrwesens bei. Von den Wenigsten des Publi‐
kums wird es bemerkt worden sein, daß eben, als die Uebung be‐
ginnen sollte, der Thürmer Feuer im Innrain signalisierte. Es
wurde der erste Zug sofort nach dem angeblichen Brandorte abge‐
ordnet, und da zeigte es sich denn, daß der Rauch der Dampfspritze,
die angeheizt worden ist, den Thürmer irregeführt hat.
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Der erste Festabend
auf dem brillant beleuchteten Festplatze gestaltete sich zu einem Volks‐
feste im wahrsten Sinne des Wortes. Alle Stände, Tausende von
Personen von weit und breit, waren da in schönster Harmonie ver‐
treten, und wer nur irgendwo ein Plätzchen und einen Sitz, war es
auch auf einem Bierfasse und an einem mit ausgehobenen Thüren
und leeren Fässern improvisierten Tische zu erobern vermochte, unter‐
hielt sich mit seinem oft ganz landfremden Nachbarn auf das beste.
Allgemein sprach man mit hoher Befriedigung von dem bereits ab‐
gelaufenen Theile des Festes vor allem von dem wahrhaft imposanten
Festzuge. Die Musik besorgte zunächst die hiesige Feuerwehrkapelle
und später mit ebensolcher Tüchtigkeit die Kapelle von Fulpmes. Am
lebhaftesten zeigten sich unsere Nachbarn aus Baiern, welche die
Anwesenden auch mit einem Ritt auf einem improvisierten Kameel
überraschten, welcher Zwischenfall mit stürmischem Jubel aufgenommen
wurde. Während des abends kam auch eine Serie von circa 60
Telegrammen, welche aus aller Herren Länder eingelaufen waren, zur
Verlesung, die jedoch von den fröhlichen Festgästen übertönt wurden.
Wir erwähnen hier nur der Glückwunsch=Depesche des eben in Zala‐
Egerszeg versammelten 6. ungarischen Feuerwehrtages. Lange nach
Mitternacht, erst bei grauendem Tage verließen die letzten Gäste den
Festplatz, der wohl noch nie eine so frohbewegte Menge in so von
jedem Zwischenfall ungestörter Weise sich drängen sah. Innsbrucks
Bevölkerung hat an diesem Tage ein glänzendes Bild von Gast‐
freundschaft und Disciplin gegeben, sowohl beim Festzug, als auch
auf dem Festplatze.
II. Festtag am 14. August.
Der heutige Tag begann abermals dem Programm gemäß um
6 Uhr früh mit Tagreveille, welche die Schläfer sicherlich aus den
schönen Träumen erweckt hat. Es wurde auch bald lebhaft auf den
Straßen, da die Fremden wie gestern so auch heute die Frühstunden
zur Besichtigung der Stadt und deren nächster Umgebung benützten.
Um 10 Uhr zog die Feuerwehrkapelle mit klingendem Spiel von
Hunderten von Feuerwehrmännern gefolgt, auf die ewig denkwürdige