Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung

Jg.1877

- S.4

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sich der Zug, leider unter strömendem Regen, in den reizendsten
Cottillon=Figuren auf, zog zur k. k. Hofburg, um Sr. Exzellenz
dem Herrn Statthalter seine Aufmerksamkeit zu bezeugen und dann
zum Magazin, um die Fackeln abzugeben. Das projektirte Garten‐
fest mußte leider in Folge des gräßlichen Wetters unterbleiben.
Am 6. Juli. Kommandantschafts=Sitzung. Vorberathung
zur Wahl der Delegirten zum deutsch=tirolischen Gauverbandstag in
Kitzbühl.
Am 21. Juli. Kommandantschafts=Sitzung.
Am 22. Juli. Besuch mehrerer Mitglieder des 10jährigen
Stiftungsfestes der freiwilligen Feuerwehr in Zell a. Z. — Nach‐
mittags hielt die freiwillige Feuerwehr von Hötting ihre alljährliche
Hauptübung ab, wobei unser Körper vertreten war.
Am 23. Juli. Außerordentliche Hauptversammlung zur
Vornahme der Wahl der Delegirten zum Feuerwehrtag in Kitzbühl.
Als solche wurden gewählt: Gratl, Paul Rissinger, Riegl, Dann‐
hauser, Katzung und Plattner; und als Ersatzmänner: Kerber,
Böheim, Obholzer, Halbeis und Hohenauer.
Am 6. August. Kommandantschafts=Sitzung zur Berathung
der Anträge, welche beim Feuerwehrtag einzubringen wären.
Am 11., 12. u. 13. August. Besuch des X. deutschen
Feuerwehrtages in Stuttgart.
Donnerstag den 9. August reisten die Besucher des X. deut‐
schen Feuerwehrtages in Stuttgart, 18 an der Zahl, hier ab und
blieben in München über Nacht. Am Freitag wurde gemeinsam
in Ulm übernachtet und Samstag den 11. früh 10½ Uhr kamen
die Mitglieder in dem wunderschönen Bahnhof Stuttgart"s an, wo
der Empfang jeder Beschreibung spottete.
Schon von Ulm aus stiegen beinahe in jeder Station Feuer‐
wehrmänner in die Waggons — manche Bekanntschaft wurde ange‐
knüpft und bis wir am Ziele unserer Reise waren, zählten die
Waller nach vielen Hunderten; bei der Einfahrt spielte eine
Musikkapelle und ertönte sowol von den uns empfangenden Kame‐
raden wie auch von uns ein tausendfaches „Gut Heil“ welches in
dem riesigen, mit Glas gedeckten Raume überwältigend wieder‐
hallte.
9
Vom Wohnungs=Komité in Empfang genommen, führten uns
junge flinke Turner in die bestimmten Wohnungen, wo wol Jeden
ohne Ausnahme der herzlichste Empfang erwartete.
Abends war riesige feenhafte Beleuchtung im Stadtpark, der
leider die Witterung nicht besonders günstig war, aber dessen unge‐
achtet von einer unzählbaren Menschenmenge besucht war.
Am Sonntag war der große Festzug. Schon in aller Frühe
wogten die Straßen voll von Feuerwehrmännern; die Deutschen
mit ihren blanken, wie goldschimmernden, die Oesterreicher mit
ihren größtentheils schwarzen Helmen.
Wir stellten uns unter mächtigen Bäumen auf der Planie
auf; unsere schöne Fahne, welche wir bei der Rückkehr trotz aller
Stempel und Gesuche hier verzollen mußten, war der Sammel‐
punkt aller Tiroler und Vorarlberger, welch" letztere sich während
des ganzen Festes uns kameradschaftlich anschlossen.
Es würde zu weit führen, das ganze große Fest im Einzelnen
zu schildern.
Um ½9 Uhr setzte sich der 11.000 Mann zählende Festzug
in Bewegung; voran zwei Herolde und ein Bannerträger mit dem
Wappen Stuttgart"s zu Pferde, dann Musik, der deutsche Feuer‐
wehr=Ausschuß, dem auch unser Oberkommandant angehörte, nach‐
her die Oesterreicher und endlich unabsehbar durch ihre Anzahl die
Deutschen.
In allen Straßen regnete es Bouquets auf uns und manches
davon galt wol dem schmucken Fähnrich; nicht enden wollende „Gut
Heil“ und Hochrufe betäubten fast die Sinne.
Nach 2½ stündigem Umzuge kamen wir am Marktplatze an,
wo die Uebung in wirklich mustergültiger Ordnung vor sich gieng.
Es kamen alle Geräthe der 1200 Mann zählenden Feuerwehr in
Verwendung; an beiden Flügeln die zwei Dampfspritzen deren
mächtige Strahle alle andern überragten. Das war eine Uebung,
die gewiß Jedem in lebhafter Erinnerung bleiben wird.
Nachmittag war im Königsbau Delegirten=Sitzung und Abends
Festversammlung im Garten der Liederhalle, wo wir zum Erinne‐
rungszeichen an die Kameraden von Stuttgart ein schönes Edelweis‐