Feuerwehr-Zeitschriften aus Innsbruck und Umgebung

Jg.Biog

- S.14

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die ihn mit Afflamation zum Hauptmanne wählte. Sie
bestand aus cinem Zuge Turner, einem Zuge eigentlicher
einrollierter Scharfshüßen und zwei anderen Zügen und
rüd>te unter dem Namen Erste Funsbru>ker Scharf-
jhüßen-Stompagnie am 23. Juni ins Feld.

Ebenso gestaltete Thurner im Fahre 1866 nach
Abmarsch der Garnison die freiwillige Feuerwehr zur
Ersten Bürgerwehr-Kompagnie um, welche unter dem Na-
men Erste Stadt- und Feuerwehr-Kompagnie zuerst mobil
wurde. Bald darauf führte ex wieder die neugebildete
Erste Sunsbrucder Scharfschüßen-Kompagnie als Haupt-
mann an die feindliche Grenze, diesmal in die Valsu-
gana und hielt jich auch hier in seiner Stellung als
Kommandant so wa>er, daß ex nach der Rückkehr (14.
September) mit dem Franz Josef-Orden dekoriert wurde.

Über das Privatleben unseres Freundes, dessen
Tätigkeit im öffentlichen Dienste aufging, ist wenig zu
berichten.

Am 28. Mai 1861 hatte er sih mit Anna Larl ver-
eheficht, welche zu seinem Schmerze infolge der Geburt
ihres ersten Kindes bereits im Juni 1862 ihm entrissen
wurde. Er verheiratete jich niht wieder, sondern wid-
mete sih mit Sorgfalt der Erziehung seines Kindes.

Thurner war ein {öner Mann, über mittelgroß,
Brust und Schultern eines Athleten, das gutgefärbte
und -geshnittene Gesicht von hellbraunem Vollbart um-
rahmt. Durchaus rechtlich, offen, ohne Fals Scheu, gab er ich stets wie er war und genoß darum
Vertrauen, Zuneigung, Achtung aller, die mit ihm zu
verkehren hatten. Wenn er gleich, hartnä>kig im Fest-
halten der einmal gewonnenen Überzeugung, manchmal
mit seinen Freunden, die fich niht zu seiner Ansicht
bekehren mochten, in vorübergehende Spannung geriet,
so konnte dem redlich Wollenden doch niemand ernstlich
_zürnen. Jm engern Kreise seiner Freunde galt er immer
als der erste und tüchtigste und genoß das größte An-
schen, wiewohl ex selbst, es in feiner Weise beanspruchte.
Er war der beste Kamerad, leutselig, umgänglich, scherzte
gern und vertrug auch einen Scherz. Jnsbesondere liebte
er die Unterhaltung im. geselligen Männerkreise bei einem
guten Glase Wein und gab fich gern selbst der Fröhlich-

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feit Hin, ohne je ausgelaffen zu werden, wovor ihn
der Ernst feines ftrebfamen Geistes bewahrte. Jährlich
wurde von dem Turnverein sein Namenzfeft feierlich
begangen, wobei dann jedesmal die alte Anhänglichkeit
und Verehrung gegen den würdigen Mann aufs erhe-
bendste zu Tage trat.

Von feiner Herzensgüte, Opferwilligkeit und Un-
eigennüßigkeit ließen fich viele fchöne Züge mitteilen,
wie auch die Rettung des Kindes Franz Rofner in
Wilten aus der Sill im Jahre 1853 seiner Geistesge-
genwart und Entschlossenheit zu danken war.

Die glücklichste Zeit, die er im Jahre erlebte, war
die in den Ferien am Achensee. Über 20 Fahre hielt er
fi) “in den Sommermonaten in dieser Gegend auf, die
ersten Jahre in Scholastika, dann im Fürstenhaus (Per-
tisau) und seit 6 Jahren in Buchau. Ju leßterem Orte
hatte er ein niedlihès Häuschen gemietet. Gleich mach
Schluß der Schulen begab er fich mit feinem Sohne und
der Haushälterin dahin und blieb dortselbst bis knapp
vor Wiedereröffnung derselben. Selten waren fie allein,
Tag für Tag kamen Besuche, näherstehende Freunde lud er
auf Wochen zu fich ein. Alle wurden auf"s Beste bewir-
tet. Er trug sich dort ganz Tändli(h; kurzhosig mit hohen
Sellrainer Strümpfen und starken Turnschuhen. Jm gan-
zen Umkreis war er allgemein beliebt und geachtet. Machte
er einen Spaziergang nach Maurach oder Eben, fo sröm-
ten die Kinder aus den Bauernhäusern scharenweise ihm
zu, da sie wußten, daß er sie mit Messern, Broschen,
Bildchen, Maultrommeln u. dgl. beschenken würde.

Er vertrieb sich die Zeit mit Fischen, Sagen, ftreiekte
Hängematten, (wohl 30 an der Zahl, die er, nach Fnns-
bru> zurü>gekehrt, an Freunde verschenkte), s{ arbeitete Stunden lang mit Ha>ke und Spaten im Walde.
Auch korrespondierte er dort viel mit Turnvereinen, die

. an ihn Anfragen, Einladungen stellten und fehrieb den

1. Teil der Broschüre: Das Turnen für Feuerwehren
(der 2. Teil wurde von Herrn A. Schiestl, Turnlehrer in
Bozen, verfaßt.)

Dennoch verließ er unweigerlich den geliebten Land-
aufenthalt Achental, wenn es galt, einem Turner- oder
Feuerwehrfest, beizuwohnen. Die Ferien des Jahres 1879